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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Fachbereichsleiter am Dienstag, also übermorgen, zum Essen kommt, und Peter anscheinend völlig aufgegeben hat.«
    Noch nie hatte ich einen Mann so unbeschreiblich deprimiert gesehen, so bar jeden Interesses an allem, was um ihn herum geschah. Seit der Mittagszeit am Tag zuvor hatte ich ihn kaum zu Gesicht bekommen, und wenn ich nach ihm gesehen hatte, hatte er wie ein Häufchen Elend in verdrießlichem Schweigen in einer Ecke gesessen, die Katzen und die Wodkaflasche zum Trost um sich geschart.
    Er wollte keine Gesellschaft. Mit einem Gefühl totaler Hilflosigkeit war ich daher nach dem Frühstück zu Jeannie nach Rose Cottage hinuntergegangen.
    Sie war eine Frau mit einer sehr beruhigenden Ausstrahlung. Bei all ihrer Energie und ihrer temperamentvollen Art schien eine vollkommene innere Ruhe von ihr auszugehen. Sie hatte etwas Mütterliches, dachte ich. Ja, das war genau der richtige Ausdruck, sie war sehr mütterlich. Meine Teetasse war schon zweimal wieder aufgefüllt worden, und ich hatte bereits einen halben Teller selbstgebackener Schokoladenplätzchen verdrückt.
    »Klar, natürlich ist er enttäuscht«, sagte sie, rührte einen zweiten Zuckerwürfel in ihren Tee und nahm einen Schluck. »Es sind also Münzen, die ihr gefunden habt?«
    Ich nickte. »Drei römische Asse – Kupfermünzen – aus der Zeit Kaiser Domitians. Er war der regierende Kaiser während Acricolas Feldzug.«
    »Und wer war Agricola?«
    »Ach so, entschuldige. Er war eine Zeitlang Gouverneur von Britannien. Agricola«, erklärte ich, »baute Forts und andere Befestigungsanlagen in ganz Schottland und versuchte, die einheimischen Stämme zurückzutreiben. Aber dann berief ihn Domitian wieder zurück nach Rom, und das Heer zog sich zurück. Sie hatten sowieso nicht genug Männer, um eine richtige Besatzung hier oben aufrechtzuerhalten. Unsere Festung, oder was es auch war, wurde wahrscheinlich im Laufe des Jahres 86 nach Christus erbaut und wieder aufgegeben – lange vor dem Verschwinden der Neunten Legion.«
    »Wieso gerade im Jahr 86?«
    »In diesem Jahr wurden die Münzen, die wir gefunden haben, geprägt.«
    Sie blickte zweifelnd drein. »Aber die Münzen hätten doch schon alt sein können, als sie dort zurückgelassen wurden, oder?«
    »Nein.« Ich schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, sie waren alle drei in erstklassigem Zustand, überhaupt nicht abgenutzt. Und diese Sorte Münzen nutzte sich sehr schnell ab, nachdem sie einmal in Umlauf gebracht worden war. Also müßten sie ziemlich bald nach ihrer Prägung verschüttet worden sein. Das liefert uns einen recht genauen terminus post quem .«
    »Oh, ja, genau das dachte ich auch gerade.« Jeannie verzog spöttisch den Mund. »Du bist schlimmer als Davy, wenn es ums Erklären geht.«
    »Tut mir leid«, entschuldigte ich mich erneut. »Es ist nur ein Ausdruck, den wir zur Datierung von Ausgrabungsstätten benutzen. Übersetzt bedeutet er den Zeitpunkt, nach dem etwas geschah.«
    »Zum Beispiel, daß die Römer hier verschwunden sind, nachdem diese Münzen geprägt worden waren?«
    »Genau. Wir verwenden einen terminus post quem als Hilfsmittel, um einen Datierungszeitraum für eine Ausgrabungsstätte festzulegen, um sagen zu können, wann sie von den Römern besetzt war. Hier auf Rosehill müssen wir nach den Topfscherben, die wir gefunden haben, und jetzt nach diesen Münzen von einem recht engen Zeitraum von wenigen Jahren ausgehen …«
    » Terminus post quem «, murmelte sie langsam vor sich hin, als ob sie den Klang der Worte ausprobieren wollte. »Das ist Latein, oder? Kannst du gut Latein?«
    »Ja, recht gut. Es ist hilfreich in meinem Beruf.«
    »Robbie hat mir erzählt, daß du es kannst. Er will dich schon die ganze Zeit nach einem Wort fragen, aber gestern war nicht der richtige Tag dafür. Deshalb hat er wohl beschlossen zu warten.«
    »Er könnte doch auch jederzeit David fragen«, erwiderte ich. »Bei Archäologen gehören Latein und Griechisch zum Studium dazu.«
    »Ja, das stimmt«, antwortete Jeannie. »Aber ich glaube, mein Sohn zieht es vor, dich um Rat zu fragen. Du hast die hübscheren Augen.«
    Darüber konnte man geteilter Meinung sein, fand ich, aber ich wußte, was sie meinte. Robbie hatte es sich gleich seinem Collie zur Gewohnheit gemacht, mir überallhin zu folgen, während ich meiner Arbeit nachging. Obwohl er noch viel zu jung war, um echte romantische Verliebtheitsgefühle für mich zu hegen, fand er mich offenbar, wie mein Vater sagen würde,

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