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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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eine kalt gewordene Spur.«
    »Aber ist sie denn kalt?« bohrte ich. »Ich meine, finden Sie nicht, daß wir es Peter schuldig sind, jeder Möglichkeit nachzugehen?«
    Er sah mich mit einem geduldigen Blick an. »Wir haben die Münzen, Mädchen. Und die Topfscherben. Das sind Zeugnisse wie aus dem Lehrbuch, was die Datierung angeht …«
    »Ja, ich weiß. Aber daß die Römer zu Domitians Zeit hier waren – und vermutlich auch wieder gingen – heißt doch nicht, daß sie zu einer späteren Zeit nicht wiedergekommen sind, oder?«
    Jetzt war es an David, die Stirn in Falten zu ziehen. »Ich bin nicht sicher, ob ich Ihnen folgen kann.«
    »Also.« Ich beugte mich vor und versuchte, meinen Gedankengang zu erklären. »Stellen Sie sich vor, Sie sind der Kommandant der Neunten Legion und haben den Auftrag, nach Norden zu marschieren, um die schottischen Stämme zu bekämpfen.«
    »Das würde mir nicht im Traum einfallen.«
    »Jetzt mal im Ernst. Sie führen also Ihre Legion nach Norden, auf der bereits gebauten Römerstraße. Wenn es hier eine Vexillatio-Festung gegeben hat«, folgerte ich, »dann wird es auch eine Straße gegeben haben. Vielleicht war sie sogar Teil des Devil’s Causeway – er führt von York aus in diese Richtung, und wir wissen nicht, wie weit nach Norden er sich wirklich erstreckte.«
    Dem stimmte er zu. »Fahren Sie fort.«
    »Nun ja, Sie müssen schließlich irgendwo ein Lager aufschlagen, nicht wahr? Und wenn Sie zufällig auf eine verlassene Festung treffen …«
    »Eine Festung der Hilfstruppen«, erinnerte er mich, »war nicht so angelegt, daß sie eine ganze Legion hätte aufnehmen können.«
    Wohl wahr, dachte ich. Nur ein Teil einer solchen Festungsanlage bestand aus Unterkünften für die Soldaten, der Rest waren Verwaltungsgebäude, Werkstätten …
    »Aber nehmen wir einmal an, daß es die Gebäude nicht mehr gab. Die Römer pflegten ihre Bauten zu zerstören, wenn sie sich zurückzogen. Zurückgeblieben wäre ein schönes Stück ebener Erde, groß genug, daß eine Legion ihre Zelte darauf hätte aufschlagen können, und geschützt von einem wunderbaren Graben mit dazugehörigem Erdwall.«
    »Wir haben keine Anzeichen für eine spätere Besetzung gefunden.«
    »Wir graben ja auch erst seit zwei Wochen«, sagte ich trotzig. »Es ist eine verdammt große Ausgrabungsstätte. Und bei einem Marschlager gibt es immer nur wenige Beweise in Form von Fundstücken.«
    David lehnte sich zurück und wägte meine Theorie ab. Als er sein Bier austrank, betrachtete er mich über den Rand seines Glases hinweg, als wäre ich ein kleines Fundstück auf seiner Schaufel, das sich der Klassifikation entzog.
    »Sie sind ziemlich fest entschlossen, was?«
    »Ich finde nur, wir sollten möglichst sichergehen, ehe Peter aufgibt.«
    »Und wir alle unseren Job verlieren.« Sein Ton war leicht spöttisch, was mich zornig machte.
    »Es hat absolut nichts mit dem Job zu tun.«
    »Ja, in Ihrem Fall will ich das gern glauben«, sagte er. »Aber Adrian wird das Geld vermissen, und ich werde es vermissen, in der Nähe meiner Mutter arbeiten zu können, so daß ich ein Auge auf sie haben kann, aber Sie …« Er schüttelte den Kopf. »Sie haben keine solchen versteckten Interessen, stimmt’s, Mädchen? Ich glaube tatsächlich, Sie würden die Arbeit selbst vermissen. Und Peter.
    Vor allem, hätte ich gerne gesagt, bist du es, den ich vermissen würde . Während der vergangenen zwei Wochen war mir der Anblick Davids, wie er mit großen Schritten über das Feld auf mich zukam, von Tag zu Tag lieber geworden; ich mochte seine tiefe, wohlklingende Stimme und die sicheren Bewegungen seiner großen, kräftigen Hände. Aber zuzugeben, daß ich mich von ihm angezogen fühlte, würde nicht weiterhelfen. Wenn ich von Adrian etwas gelernt hatte, dann das, daß es äußerst unklug war, sich mit einem Kollegen einzulassen. Solche Beziehungen waren von vornherein zum Scheitern verurteilt … und obendrein höchst unprofessionell.
    Außerdem, dachte ich, um mich mit einer kräftigen Portion Realität zu kurieren, bestand keinerlei Gefahr, daß sich etwas zwischen mir und David anbahnte. In den klaren blauen Augen, die mich jetzt beobachteten, lag nichts als ein Ausdruck freundlichen Interesses.
    Ich betrachtete angestrengt mein kaum angerührtes Glas Weißwein und versuchte, möglichst sachlich zu klingen. »Natürlich würde ich Peter vermissen. Ich mag ihn sehr. Deshalb fällt es mir auch schwer, ihn in diesem Zustand zu

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