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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Sie Lust dazu haben.« Nach einem Moment Schweigen setzte er den Kaffeebecher ab und sah mich direkt an. »Wenn Adrian also oben im Haus ist und Sie kein Geld dabei haben, was zum Teufel machen Sie dann im Ship?«
    Es war eine sehr direkte Frage, aber auch eine sehr naheliegende, die mir keine Möglichkeit ließ, einer ehrlichen Antwort unauffällig auszuweichen. Ich rutschte auf meinem Hocker herum und räusperte mich. »Nun, wenn Sie es unbedingt wissen wollen, ich habe mir Sorgen um Sie gemacht. Wir alle haben uns Sorgen gemacht.«
    Die blauen Augen wurden sanft. »Tatsächlich, das haben Sie?«
    »Ja. Und ich dachte, Sie bräuchten vielleicht jemanden, der … na ja, der Sie ein wenig aufmuntert.«
    Er strich sich nachdenklich über sein unrasiertes Kinn. »Es ist keine leichte Aufgabe, mich aufzumuntern, nichts für Zartbesaitete.«
    »Ach nein?«
    »Nein.« Er sah mich unverwandt einen langen Augenblick an, bis ich sicher war, nie wieder atmen zu können. Dann lächelte er. »Komm, trink das aus«, sagte er und deutete auf meinen Kaffee, »und dann wollen wir mal sehen, was sich machen läßt.«

XXI
     
    Schließlich gingen wir erst einmal hinaus, um frische Luft zu schnappen.
    Auf dem Kai vor dem Ship Hotel bückte sich David kurz, um einen Schnürsenkel festzubinden, während ich die Hände in die Hosentaschen vergrub und mich umsah.
    Ich hatte den Hafen noch nie gesehen, wenn die Fischfangflotte ausgefahren war. Er wirkte gar nicht verloren, wie ich erwartet hatte, sondern machte den friedlichen und heiteren Eindruck einer Hausfrau, die nach den Mühen des Tages und in Abwesenheit ihrer Familie ein Stündchen für sich gefunden hatte und dieses nun vergnügt allein genoß.
    Allerdings war die »Familie« nicht ganz abwesend. Drei Boote waren zurückgeblieben, und vom anderen Ende des Hafens hörte man das tiefe, unablässige Blubbern eines Motors, das mit den schrillen Schreien der Silbermöwen, die über unseren Köpfen kreisten, konkurrierte.
    »Welches der Boote gehört Brian?« fragte ich David, der daraufhin den Kopf aus seiner Hockstellung heraus hob und den Blick über das schmale Hafenbecken wandern ließ.
    »Das dort«, antwortete er. »Das zweite von hier aus, am Mittelpier.«
    Der Mittelpier, schloß ich aus seiner Kopfbewegung, war das lange Stück Kaimauer, das parallel zu dem, auf dem wir standen, verlief, wenn mir auch nicht klar war, warum es Mittelpier hieß, weil es nicht in der Mitte von irgend etwas zu sein schien. Von den drei Booten, die dort festgemacht waren, war Brians das größte – ein leuchtend rot gestrichenes Monster von einem Fischkutter, auf dessen Bug in ordentlich gemalten Lettern der Name Fleetwing prangte.
    Dennoch kam es mir furchtbar klein vor, wenn ich an das weite Meer dachte, mit dem es zu kämpfen hatte, und das oft viele Tage lang hintereinander. Ich schüttelte einen unwillkürlichen Schauder ab, froh, daß ich kein Fischer war.
    David stand auf und lockerte seine Schultern. »Möchtest du eine Runde um den Hafen drehen und dich umsehen? Ich weiß nicht, ob von den Jungs heute jemand auf den Booten arbeitet, aber …«
    »Brian ist vielleicht selbst da«, warf ich ein. »Er und Fabia wollten irgend etwas vom Boot entladen, glaube ich.«
    »Deshalb brauchte sie also den Range Rover? Sie war vorhin im Ship und holte die Schlüssel, aber sie sagte nicht, warum.« Er pfiff ein paar Takte einer undefinierbaren Melodie, paßte seinen langen Schritt meinem kürzeren an und nahm meinen Arm, um mich um ein dickes schwarzes Tau herumzudirigieren, das zusammengerollt wie ein Schlange mitten auf dem Kai lag. Ich warf ihm einen fragenden Blick zu.
    »Er schmuggelt, nehme ich an?«
    Das Pfeifen brach ab, und David grinste. »Arbeitest du für die Zollbehörde?«
    »Nein.«
    »Es ist besser, vor so etwas Augen und Ohren zu verschließen, besonders an einem Ort wie diesem.« Trotzdem ließ er meine Neugier nicht unbefriedigt. »Unser Brian hat Freunde in einem der Ostseehäfen. Einem polnischen, glaube ich, aber ich bin mir nicht sicher. Seit dem Fall der Berliner Mauer ist es nicht mehr besonders schwer, Waren aus diesem Teil Europas zu bekommen.«
    »Wie Peters Wodka«, bemerkte ich.
    »Stimmt, der macht den Hauptteil von Brians Ladung aus. Peter stellt ihm die Keller von Rosehill als Zwischenlager zur Verfügung, bis ein Kumpel von Brian mit seinem Lastwagen vorbeikommt und sie weitertransportiert. Im Gegenzug bekommt Peter jeden Monat die eine oder andere Flasche

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