Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
Vom Netzwerk:
ankomme, welcher alte Mann hinter dem Steuer sitze.
    »Ha, ha«, machte Brian. »Jedenfalls, Darling, verspreche ich, deinen Großvater nicht wegen grober Fahrlässigkeit oder so was anzuzeigen, wenn du mir einen kleinen Gefallen tust.«
    Fabia beugte sich erwartungsvoll vor. »Sag schon.«
    »Leih mir den Range Rover.«
    »Kein Problem. Wann brauchst du ihn?«
    »Na ja, sobald er zurück ist …«
    »Er ist zurück«, warf Fabia ein. Doch als wir uns alle umdrehten und auf den leeren Kiesstreifen blickten, wo das Fahrzeug hätte stehen sollen, schüttelte sie den Kopf und klärte uns auf. »Nein, er ist nicht hier, aber Davy braucht ihn nicht mehr. Er hat gerade angerufen, um Bescheid zu sagen, daß es seiner Mutter bessergeht und er jetzt im ShipHotel ist. Er hat auch gefragt, ob ich den Range Rover vor heute abend brauche, und ich habe nein gesagt«, gestand sie Brian, »weil ich nicht wußte, daß du ihn brauchst. Aber wir können gemeinsam in die Stadt laufen und ihn holen, wenn du willst.«
    »Laufen? Ich denke ja gar nicht daran«, war Brians Antwort. »Wir nehmen mein Auto. Wir sind zu zweit, und jeder kann einen Wagen zurückfahren.« Er schnippte seine Zigarettenkippe in das wuchernde Unkraut zu seinen Füßen und stieß sich von der Mauer ab. »Möchte sonst noch jemand helfen, Kisten zu entladen?«
    Ich stand ebenfalls auf, streckte mich und wischte nachlässig etwas Dreck von meinen Jeans. »Nein, danke. Aber ich glaube, ein kleiner Spaziergang würde mir guttun.«
    Wally sah mit schiefgelegtem Kopf zu mir auf, und ich erhaschte einen winzigen Schimmer von Belustigung in seinen grauen, von tausend Fältchen umgebenen Augen. Er verbarg ihn gleich wieder und nickte ernsthaft. »Geh nur, Mädchen. Ich bin ganz zufrieden hier.«
    Wir verließen den Garten zu dritt, was Kip vor ein kleines Dilemma stellte. So gern der Collie mich begleitete, so wenig angetan war er offenbar von Brian, und selbst meine Erwähnung des Wortes »Spaziergang« konnte ihn seine Abneigung nicht überwinden lassen. Als ich durch die Pforte ging, machte Kip einen Satz nach vorn, zögerte, drehte sich wieder um und ließ sich schließlich zu Wallys Füßen nieder, wo er mit verärgerter Inbrunst auf seinem Stock herumzukauen begann.
    Ich vermißte ihn direkt auf meinem Spaziergang.
    Weil ich Wally mit seinem wissenden Blick nicht den Gefallen tun wollte, die von ihm erwartete Richtung einzuschlagen, wandte ich mich stolz in die entgegengesetzte. Ich folgte der Straße hinunter in die kleine Schlucht, wo der schmale Fluß in der grünen Kühle murmelte und die Bäume ihre schützenden Arme über den Pfingstrosen und den verblühenden Narzissen ausstreckten. Dann ging ich etwa einen halben Kilometer an niedrigen Mauern, Dornenhecken und üppig wucherndem, grünendem Buschwerk am Straßenrand entlang. Als ich außer Sichtweite von Rosehill war, kehrte ich um und beschritt einen schmalen Fußpfad, der am Flußufer entlangführte.
    Hier war es malerisch und friedlich. Außer dem Gurgeln des Wassers an den flacheren Stellen um die Steine herum waren die einzigen Geräusche das Flüstern des Windes hoch oben in den Bäumen und die zwitschernden Rufe von Sperlingen und Buchfinken. Der schwere, süßliche Geruch von wildem Knoblauch umgab mich an einer Biegung, und einmal streifte ich einen Weißdornbusch, der kleine, weiße Blüten zu meinen Füßen herabrieseln ließ.
    Der Pfad stellte eine kleine Herausforderung an meine Kletterkünste dar. Alle paar Meter wand er sich in eine neue Richtung, stieg hier an der Wand der Klamm entlang an, fiel dort wieder bis dicht an das murmelnde Gewässer ab und verlor sich an anderen Stellen völlig in einem Gewirr von Stechginster und anderen Büschen. Von einer Eisenbahnbrücke, die einmal den Flußlauf überspannt hatte, waren noch die emporragenden Pfeiler aus Ziegelsteinen als stumme Zeugen vorhanden und verliehen diesem Abschnitt der Schlucht eine etwas unheimliche und verlassene Atmosphäre. Ich war jedoch viel zu sehr damit beschäftigt, über umgefallene Baumstämme zu klettern und zu vermeiden, auf der nassen roten Tonerde des Pfades auszurutschen, um weiter darauf zu achten.
    Nach einer Weile führte der Pfad wieder aufwärts und an einer alten, knarrenden, ganz aus Holz gebauten Mühle vorbei, die von Efeu überwuchert war und hinter der ich mich plötzlich auf der Straße wiederfand. Und die Straße brachte mich nach zehn Minuten mühelosen Gehens auf direktem Weg ins Ortszentrum von

Weitere Kostenlose Bücher