Die Geisterseherin (German Edition)
auch nicht, wie ein normaler Mensch.
Diese Frau behauptete nichts von beidem zu sein... aber was war sie dann?
„Man nennt mich die „Bibliothekarin Q'nqüra“, oder auch „Die Herrin der Zeit“. Meine eigentliche Aufgabe besteht darin, das Leben aller Menschen von ihrer Geburt an bis zu ihrem Eintritt in die andere Seite in den allwissenden Büchern der Zeit zu notieren und zu archivieren. Ich weiß, wie das jetzt klingt, aber Gottheit ist vielleicht der falsche Ausdruck... aber du kannst es so nennen, da es doch in vielen Bereichen passend zu sein scheint.“
„Okaaaay... Sie sind verrückt.“
„Ich hatte dich offener eingeschätzt, Mikoto. Du siehst seit dem Tod deiner Mutter Geister, da bin ich doch gar nicht so ungewöhnlich.“ Mikoto musste ihr Recht geben, auch wenn ihr das nicht gefiel. Von diesem Standpunkt aus, konnte es sogar sein, dass diese Frau tatsächlich die Wahrheit sagte.
„Und wozu... haben Sie mich dann kontaktiert? Was wollen Sie von mir, wenn sie doch eine „Göttin“ sind.“
„Ich brauche deine Augen hier in Ichihara.“
„Ok, nehmen wir für einen Moment an, Sie haben Recht... was genau wollen Sie dann von mir?“
„Der Übergang auf die andere Seite scheint hier schwieriger zu sein, als an anderen Orten, jedenfalls gibt es hier immer mehr Geister, die nicht auf die andere Seite gehen können. Manche davon sind friedlich, doch die Zahl derer, die es nicht sind, häuft sich immer mehr. Du kannst diese Geister sehen und deren Konflikte lösen, dafür Sorgen, dass sie den Weg finden.“
Mikoto trank den letzten Schluck Tee aus.
„Sie wissen viel über mich, daher sollten Sie auch wissen, dass ich dies seit einiger Zeit bereits tue, es ist also sinnlos mich an eine Tätigkeit zu erinnern, der ich auch so nachgegangen wäre. Also ich sehe das so, entweder ist unsere Unterhaltung hier beendet und jeder geht seines Weges, oder Sie rücken langsam mit der Wahrheit heraus.“ „Du hast nicht ganz unrecht, Mikoto. Du kannst einzelnen Geistern helfen, doch die Frage, warum es in dieser Stadt so schwer ist, klärt sich dadurch nicht.“
„Vielleicht sind die Leute hier auch einfach zu dumm.“
Q'nqüra ignorierte Mikoto's Kommentar und erzählte weiter. „Ich glaube, dass da jemand... oder Etwas... dahinter steckt, aber ich finde in meinen Büchern keine Lösung. Zwar deuten einige auf etwas hin, doch genau erkennen lässt sich das nicht.“
„In diesen Büchern steht das komplette Leben drin, das habe ich so richtig verstanden? Dann endet das doch eh, wenn die Person stirbt. Nehmen wir an, dass sie Recht hätten, dann könnte der Verursacher oder die Verursacherin doch ein Geist sein, oder? Dann würde in ihren ach so tollen Büchern nichts mehr drin stehen.“
„Die Bücher enden mit der anderen Seite, nicht mit dem Tod, Mikoto. Das ist ein feiner Unterschied. Und es ist nicht unmöglich sie zu manipulieren... Tatsächlich ist es so, dass ich durch meine Bücher der Zeit herausgefunden habe, dass die Schwierigkeiten an einem bestimmten Datum begannen und ich möchte, dass du dich auf alle Geister, die an diesem Datum starben, konzentrierst. So können wir sicher die Ursache ermitteln und damit das Problem dieser Stadt lösen.“
„Interessante Theorie. Aber ich bin nicht interessiert.“
Mikoto stand auf und lief zur Tür.
„Wissen Sie, Q'nqüra... wenn Sie so viel wissen, wenn ihre Bücher wirklich diese „Bücher der Zeit“ wären, dann sollten Sie eigentlich auch mein Buch kennen und wissen, dass ich meine Hilfe den Leuten anbiete, bei denen es möglich ist zu helfen. Ich gehe nicht nach einem zufälligen Datum oder irgendwelchen anderen Faktoren vor, ich entscheide nur nach meiner Einschätzung, ob es nötig ist und ob der Geist gefährlich werden könnte. Ich halte dies für eine um einiges effektivere Methode.“
Mikoto hob ihre Schultasche vom Boden auf und lief zur Tür. „Mikoto...“, versuchte Q'nqüra sie zu stoppen.
„Das Datum ist nicht nur eine beliebige Zahl... es ist der vierte Juli 2006.“
Natürlich hatte Mikoto das Datum als Zufall abgetan. Es passte einfach zu gut für sie. Sie war sich absolut sicher, dass es nur als Köder benutzt wurde, sie wusste jedoch nicht warum.
Jetzt war es Abends, die Sonne bereits hinter dem Horizont verschwunden, ihr Vater war noch nicht von der Arbeit zurück, darum lag sie auf der Couch und las in einem Buch.
Allerdings bekam sie von dessen Inhalt nicht viel mit, da ihre Gedanken immer wieder zu den Ereignissen des
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