Die Geisterseherin (German Edition)
gewachsen zu sein... glücklicherweise. Das schwarze Kleid mit den dunkel-rosafarbenen Streifen an Armen und dem Brustbereich, hatte ihr zwar schon damals nicht sonderlich gefallen, aber da musste sie jetzt durch. Dennoch... vor allem der eingesetzte weiße, geraffte Stoff auf Hüfthöhe und am Rockende missfielen ihr total. Aber eine andere Wahl hatte sie heute Abend nicht. Sie konnte um die Uhrzeit ja schlecht ein neues Kleid kaufen... Außerdem sollte sie sich lieber freuen, dass sie noch hineinpasste... Sie verließ das Zimmer und stolzierte mit dem Kleid durch das Wohnzimmer, um ihre Schuhe zu holen.
Ein wenig befriedigt stellte sie fest, dass ihr Steve entgeistert hinterher starrte. Eine Reaktion, die weit stärker war, als die, welche er gezeigt hatte, als er sie im Nachthemd sah.
Zumindest ihm schien das Kleid zu gefallen, dachte sie bei sich. Auch wenn ihr das recht egal war... aber so wusste sie wenigstens, dass es kein totaler Griff in den Ofen war.
„Uhm... bist du fertig?“, murmelte er verlegen, als Mikoto ihre Schuhe angezogen hatte. Sie steckte noch den kleinen Q-Anhänger in eine Tasche... nur zur Sicherheit, auch wenn er das letzte Mal so kläglich versagt hatte und antwortete dann.
„Ich schon, doch was ist mit dir? Können wir dann los?“
„Natürlich... uhm... das steht dir übrigens sehr gut.“
„Danke, ich finde es schrecklich“, gab sie schnippisch zurück. „Na super, ihr Frauen seid auch nie zufrieden, was?“
Mikoto musste erneut lachen und nach kurzer Zeit begann auch Steve zu lachen, bevor die beiden in die dunkle Nacht entschwanden.
Die Oper von Ichihara war ein sehr modernes Gebäude, dass man vor nicht langer Zeit erst renoviert hatte. Ein viereckiger Klotz moderner Architektur, welches aus Metall und Glas bestand und sich zwischen einige Hochhäuser schmiegte. Nichts an dem ultramodernen und doch total langweilig aussehendem Gebäude ließ erahnen, dass es eine Oper war. Die Architekten hatten ihr eigentlich ein traditionelles Design mit Stuck und Ornamenten verpassen wollten, ein Design, dass voller Liebe zum Detail gewesen war. Aber die Stadtverwaltung hatte, besorgt um das moderne Image der Stadt, so oft dazwischen gefunkt und verlangt, dass die Oper der Stadt die Moderne repräsentieren sollte, dass die Architekten am Ende nachgaben... und diesen geschmacklosen, grauen Beton-Stahl-Glasklotz in die Gegend setzten, der nur einen einzigen Vorteil hatte: Man konnte ihn leicht säubern, falls mal jemand dagegen kotzte.
Aber der ursprüngliche Plan der Architekten war nicht ganz verloren gegangen, denn die Innenausstattung des Gebäudes war eben klassisch gehalten. Mit Säulen, Verzierungen, Stuck und Ornamenten... und dabei alles unterirdisch. Was man also als modernes Gebäude sah, war nicht mehr, als der Ticket-Verkaufsraum und ein Aufenthaltssaal, in denen die Leute sich vor der Oper aufhielten und noch einmal die Toilette besuchen oder auch Andenken erstehen konnten.
Das Gebäude hatte sogar, was man dem Komplex durch seine Bauweise überhaupt nicht ansah, mehrere Aufführungs-Bühnen. Die große Bühne mit ihren über dreihundert Sitzen, das Herzstück der Oper, war momentan noch geschlossen, da man eine neue Produktion plante und dadurch momentan dort keine Aufführungen stattfanden. Die kleinere Bühne dagegen stand noch offen. Auf ihr wurden auch gerne kleinere Theaterstücke aufgeführt und der Raum war ein beliebter Platz für Schulfeste oder andere große Feiern.
So wie auch bei diesen privaten Veranstaltungen hatte kein Plakat in der Stadt auf die Feier im kleinen Opernsaal hingewiesen, die an diesem Abend stattfinden sollte.
Lediglich eine kleine Zeitungsanzeige, ein Hinweis am Eingang der Oper und einige persönliche Einladungen waren in die Welt hinaus gegangen. Steve und Mikoto wunderten sich dennoch, dass überhaupt eine Anzeige in der Zeitung aufgetaucht war, denn die Veranstaltung war laut Hinweis nur „für geladene Gäste“.
Dennoch hatte Steve ganz regulär zwei Karten für die Veranstaltung kaufen können.
Diese wirklich seltsamen Karten waren im Prinzip schon den Preis, den Steve dafür zahlte – angeblich hatte Q'nqüra ihm das Geld gegeben – wert. Die edel aufgemachten Karten hatten einen MetallicLook und bestanden nur aus einem Aufdruck, welcher der Schriftzug „Das Phantom der Oper“ darstellte und einer eingestanzten Erhebung, in Form eines kunstvoll verschnörkeltem „R“.
Auf dem Weg zur Oper hatte Mikoto ihre Karte, die sie von Steve
Weitere Kostenlose Bücher