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Die Geisterseherin (German Edition)

Die Geisterseherin (German Edition)

Titel: Die Geisterseherin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Schwarzenstein
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Sein Kopf fühlte sich an, als hätte man mit einem großen Hammer auf ihn geschlagen.
„Argh...“
Ein lautes Pfeifen ertönte plötzlich in seinen Ohren. Er schloss die Augen und hielt sich Hände vor die Ohren, als könnte er damit das schreckliche, hohe Pfeifen vertreiben.
Aber es wurde nicht leiser, im Gegenteil... es wurde immer lauter, verdeckte sämtliche anderen Geräusche. Nur Q'nqüra's Stimme drang in seine Ohren, als wären die Hände und das Pfeifen gar nicht da! „Öffnen Sie die Augen, Herr Sugisaki! Erkennen Sie das Geheimnis Ihrer Tochter!“
Und dann gab es einen Schlag, wie einen Gong inmitten seines Kopfes. Ein befreiender Schlag, der alles ausklingen ließ. Dieses seltsame Gefühl, das Unwohlsein, das Pfeifen in seinen Augen und das Brennen seiner Augen.... Alles klang ab, wie ein böser Traum. Das Zimmer war still geworden, die Glühbirne musste kaputt gegangen sein, denn das Licht war ausgegangen.
Yujiro blickte sich blinzelnd und überrascht um. Er konnte niemanden mehr hören oder spüren. Vorsichtig nahm er darum die Hände von den Ohren... noch immer unsicher, was gerade geschehen war. Außer dem Geräusch der lauten Musik, die aus Mikoto's Zimmer drang, war es still in dem Zimmer. Es sah so aus, wie es immer ausgesehen hatte. Ein normales Wohnzimmer, nirgendwo war eine Spur von der Frau, mit der er telefoniert hatte. Yujiro schüttelte erneut den Kopf, versuchte, eine Erklärung für dieses seltsame Ereignis zu finden. Übermüdung? Hatten ihn Mikoto's wirre Reden und eine Übermüdung Dinge sehen lassen, die gar nicht da waren? Wollte er ihr glauben... und sah deshalb schon solche irren Sachen? Neben dem Telefon lag noch immer der Hörer und das Display des modernen Gerätes zeigte an, dass es noch mit einer Nummer verbunden war... mit der Nummer von Q'nqüra.
Verwirrt hob er den Hörer an sein Ohr und meldete sich zögernd. Am anderen Ende war jedoch niemand... der Hörer blieb totenstill. Nicht einmal Atemgeräusche oder das Lärmen der Innenstadt, die direkt vor der Tür zu Q'nqüra's Laden lag, waren zu hören.
„Was... bedeutet das alles?“
Er legte den Telefonhörer auf die Gabel und starrte für einen Moment, an die Wand, versuchte mit seinem Logik-Geist zu verarbeiten, was er eben erlebt hatte, als plötzlich hinter ihm eine weiteres Mal eine Stimme erklang.
„Yujiro...“
Diese Stimme gehörte nicht der Psychiaterin und Yujiro wusste auch, dass sie nicht seiner Tochter gehörte, auch wenn sie ähnlich klang. Aber diese Stimme... sie war ein gutes Stück melodischer und sanfter, als die Stimme seiner Tochter. Es war eine Stimme, die er unter tausend Stimmen hätte wiedererkennen können.
Die Stimme, die er noch immer so sehr liebte und die er nie wieder hätte hören sollen.
„Dreh dich doch um...“
So bettelte die Stimme hinter ihm in einem verzweifelten Ton, doch er hatte weder den Mut, noch die Kraft, dies zu tun. Diese Stimme... gab es nicht. Nicht mehr. Er versuchte sich das einzureden, denn schließlich hatte er die Person zu Grabe getragen. Sich verabschiedet... und alleine weitergelebt. Viele Jahre lang... Zwei Hände glitten über seine Schultern... filigrane Hände... Hände, die er tausend Mal geküsst hatte... Vor so langer Zeit.
„Sieh mich einmal noch an... siehst du auch, was ich seh?“ Ein leises Schluchzen, eine einzelne nasse Träne berührte seinen Nacken.
„Ein letzter Kuss... und dann sag „Adieu“...“
    Es war längst Nacht geworden, die Sonne hatte den Horizont vor Stunden schon erreicht und war schließlich hinter ihm versunken. Stille hatte sich über fast die gesamte Stadt gelegt und nur die Straßenlaternen, Schaufenster und die Sterne, die durch das Licht der Stadt fast verschluckt wurden, erleuchteten die Umgebung. Wenn Mikoto aus dem Fenster schaute, dann sah sie, wie unnatürlich still die große Stadt geworden war. Als wäre sie ein Faultier, das sich noch einmal in der Hitze stöhnend windet und dann einschläft. Irgendwann hatte Mikoto ihren Trotz aufgegeben, zu einem Zeitpunkt, als ihr Kopf wegen der viel zu lauten Musik schon lange gedröhnt hatte. Aber sie hatte sich geweigert, die Lautstärke zu drosseln und stattdessen eine CD nach der anderen aufgelegt. Alles, was rockiger war, das mehr abging und schön laut klang, hatte ihr Zimmer gefüllt. Stunde um Stunde. CD um CD.
Und schließlich hatte Mikoto aufgegeben und beschlossen, den Tag zu beenden und ins Bett zu gehen. Sie zog ihr Nachthemd an und öffnete dann ganz leise die

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