Die Geisterseherin (German Edition)
der Menschen verschwinden.“ Er hatte einen Platz ausgesucht, den man nicht sofort im Blickfeld hatte, wenn man von der Bühne aus einen Blick in die Runde warf. „Du meinst, dass sie erwartet, dass wir hier sind?“
„Nein, ich meine gar nichts. Ich bin nur vorsichtig, das ist alles. Mir kommt die Sache seltsam vor, verstehst du?“
Er machte eine ausladende Bewegung.
„Schau dich doch mal um...“
Mikoto ließ ihren Blick über die Menschen schweifen, doch sah nichts Außergewöhnliches.
„Und?“
„Das sind alles reiche Leute, siehst du das nicht? Ich habe den Bürgermeister vorhin gesehen... und einige Politiker, die ich aus der Zeitung kenne... und nicht nur lokale Größen!“
„Wow... echt jetzt?“
Mikoto ließ ihren Blick erneut durch die Menge gleiten, doch sie kannte die lokale Prominenz nicht – und für Politik interessierte sie sich auch nicht. Darum konnte sie nur sagen, dass ihr Kleid verdammt billig im Vergleich zu den meisten Sachen, welche die Damen hier trugen, aussah... So viel dazu, nicht negativ aufzufallen... „Du, Mikoto... hör mal. Ich möchte, dass du dieser Anweisung genau folgst, hörst du?“
Mikoto verzog das Gesicht bockig.
„Naja, solange du mich nicht anweist, mich hier auszuziehen...“, erwiderte sie schließlich.
„Scherzkeks...“
Dennoch lief Steve für einen kurzen Moment rot an.
„Also pass auf... Wenn sie... die Gastgeberin... die Bühne betritt, aus welchem Grund auch immer sie jetzt die Öffentlichkeit auch suchen mag, dann verschwinden wir. Nur einen kurzen Blick, völlig gleichgültig, wer es ist. Ist das klar? Sie betritt die Bühne... und BAMM, wir sind wieder weg.“
„Ja, sicher... kein Problem.“
„Oh... und noch eine Sache.“
Ein lauter Gong ertönte und Mikoto warf einen Blick auf die Uhr... es war so weit, 23:30 Uhr. Anscheinend hatten Mikoto und Steve doch länger hierher gebraucht, als ursprünglich geplant...
„Mikoto, schau mich an!“
Steve drehte ihren Kopf gewaltsam mit den Händen zu sich. „Aua, du tust mir weh, Steve!“
„Hör mir zu, Mikoto! Was auch immer passiert... wie auch immer diese Geschichte ausgehen mag... du darfst niemals gegen sie kämpfen, hörst du!?“
„Ja, ja, ist gut! Aua, lass mich endlich los!“
Steve lockerte seinen Griff und Mikoto riss sich sofort los, im gleichen Moment knackte ein Lautsprecher und die Stimme eines Mannes erfüllte den gesamten Saal. Die Leute hielten in ihren Gesprächen ein, senkten die Gläser und richteten ihre Blicke in Richtung der noch verhangenen Bühne.
„Seien Sie willkommen, meine Damen und Herren!“
Die Stimme eines unsichtbaren Mannes füllte den Saal.
„Während dort drüben auf der Bühne, an diesem denkwürdigen Augusttag im Jahre 2010, die letzten Vorbereitungen der überirdisch schönen Gastgeberin für diesen heutigen Abend laufen, haben Sie hier die einmalige Gelegenheit, ein wertvolles Erinnerungsstück zu erwerben!“
Mikoto runzelte die Stirn.
„Alles sehr billig! Bitte, treten Sie näher.“
Auch Steve schüttelte verwundert den Kopf.
„Hö...? Ist das... eine Verkaufsveranstaltung? Kaffeefahrt für Reiche?“ Doch Mikoto schüttelte nur den Kopf. Sie hatte den Text zuerst nicht erkannt, da er abgeändert worden war.
„Nein, er hat ein Lied zitiert... nur mit abgewandelten Text... ich kenne die Melodie... irgendwoher.“
Ein paar weitere Zeilen, scheinbar sinnlos aus dem Lied gepflückt und doch irgendwie mit einer leichten Melodie verbunden, erklangen durch den Raum und dann erlosch das Licht plötzlich. Ein erstauntes Raunen ging durch die Menge und die Stimme des Mannes erklang kraftvoll durch den Raum, sprach ein lautes „Seid bereit!“... und im gleichen Moment setzte das unter der Bühne verborgene Orchester mit voller Lautstärke ein.
Mikoto brauchte kein Musikliebhaber zu sein, um die Melodie zu erkennen, die das Orchester spielte. Es war ein Lied, dass weltberühmt war... ein Klassiker quasi.
„Das Phantom der Oper...“
Sie blickte angestrengt zur Bühne. Noch war sie finster, dennoch konnte Mikoto erkennen, wie sich im hinteren Teil der Bühne eine Tür aufschob und ein Schatten darin erschien.
Und dann erklang das Lied... eine glasklare Frauenstimme, die eindeutig von der Bühne kam, füllte den gesamten Raum aus, mit einer Musik, die absolut gar nichts mit dem von ihr gesungenen Text zu tun hatte... und dennoch seltsam grotesk in diesen Auftritt passte. Als wären die verschiedenen Lieder und Liedtexte nur dazu geschaffen worden, auf diese Weise
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