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Die Geisterseherin (German Edition)

Die Geisterseherin (German Edition)

Titel: Die Geisterseherin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Schwarzenstein
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Planeten setzte, lange bevor die Götter oder Menschen sich diesen untertan gemacht hatten. So erzählten es sich zumindest die Götter, denn genauer wussten sie auch nicht Bescheid. Das Virus und seine Herkunft war für sie fast genauso mysteriös, wie für alle anderen auch. Miu selbst war zwar zur Herrin des Todes geworden, nachdem ihr Vater diese Rolle durch seinen Tod abtrat, aber sie hatte nie eine Einweisung erhalten. Daher wusste sie bis heute auch über das Rad des Schicksals nicht mehr, als die groben Basics...
Eines hatten ihr der Herr der Träume und die Herrin der Zeit jedoch genau erklärt. Wenn der Virus ausbrach, dann war dies das Zeichen, eine Zeitlinie zu beenden. Die Herrin der Zeit würde dann zur Leiterin des Untergangs werden und die Macht von Traum, Tod und Zeit vereinen, um die Welt langsam enden zu lassen und schließlich die Zeitlinie ganz einzustellen.
Miu hatte diese Geschichte immer geglaubt, weil ihr eigener Vater ihr ebenfalls immer wieder davon erzählt hatte.
Aber Mikoto's plötzliches Auftauchen ließ Miu inne halten, brachte sie ins Grübeln. Wie konnte ein Mädchen, deren Zeitenbuch, das Zeichen ihrer bloßen Existenz, vernichtet wurde, noch existieren? Waren die Regeln der Existenz wirklich so strikt, wie sie diese bislang hielt? Oder kam die Welt vielleicht sogar ohne die Überwachung durch die DREI aus? Und was hatte Mikoto's Auftauchen eigentlich zu bedeuten, für die Welt, die am Abgrund schwebte?
Je mehr sie darüber grübelte, desto weniger verstand sie die Situation. Es schien jedenfalls so, als sei Mikoto eine unbekannte Variable in dem System dieser Welt, die es irgendwie geschafft hatte außerhalb dieses Systems zu stehen. Ohne Zeitenbuch, vernichtet und doch nie gestorben... vielleicht war sie sogar losgelöst vom Rad des Schicksals, dem Lauf der Zeit und der Genugtuung des Reiches der Träume. Miu hatte, als ihr Handy klingelte, auf diese Fragen noch immer keine zufriedenstellende Antwort gefunden. Im Gegenteil, sie hatten sie nur immer stiller, zurückgezogener und nachdenklicher gemacht. Sie selbst war natürlich nie für einen Untergang der Menschheit gewesen, aber sie wusste auch, dass sie das Schicksal dieser Welt nicht mehr ändern konnte.
„Spam oder nervige Firmenmail...“, murmelte Miu und kramte das Handy aus der Tasche. Das sagte sie immer, seitdem sie die Firma übernommen hatte. Denn seitdem hatte ihr Handy nur noch aus diesen zwei Gründen geklingelt: Eine Spammail hatte seinen Weg durch den Filter gefunden oder einer ihrer höheren Mitangestellten nervte sie mit irgendeiner Aufgabe, Frage oder ähnlichem.
Nicht so dieses Mal, denn die Mail, von einem unbekannten Absender sah nur auf den ersten Blick aus, wie eine Spam-Mail.
Miu war sogar bereits mit dem Daumen über jenen Knopf, der die Mail sofort in den Papierkorb verschob, als sie doch noch neugierig wurde. Kein Absender war ungewöhnlich für sowohl ihre Mitarbeiter, als auch für Spam-Mails, welche mit einem genauen Absender den Nutzer oft auf bestimmte, manipulierte Webseiten führen wollten. Das war hier nicht der Fall...
Darum öffnete sie die Mail und las sie, während die Farbe aus ihrem Gesicht wich.
„Das Gegenmittel für den Virus ist fast fertig. Hilf uns diese Welt zu retten und rufe morgen um 13 Uhr eine Pressekonferenz ein, ich werde dort die Wahrheit offen legen. Ort der Konferenz: Minshuku Okinawa Jikan, Nago. Deine Chauffeurin“
Miu stolperte überrascht und geschockt zugleich zu ihrem Schreibtisch und ließ sich etwas unelegant auf den Stuhl fallen, die Beine unter ihr gaben einfach nach. Mit klammen Fingern hielt sie das Telefon in der Hand, ihre Augen waren weit aufgerissen, ihr Atem war unregelmäßig.
„Mikoto... nein, das kann nicht sein...“
Es gab kein Gegenmittel gegen den Virus, er war nie erschaffen worden, um behandelbar zu sein. Wer infiziert war, starb innerhalb kürzester Zeit. So war es das Schicksal dieser Welt. So sollte es immer sein und so war es auch die letzten zwanzig Jahre lang.
Unheilbar...
Genauso, wie Mikoto nicht existieren dürfte...
Noch immer mit klammen Fingern wählte sie auf dem Touchscreen eine Nummer. Ihre Entscheidung war bereits gefallen, bevor sie die erste Ziffer wählte. Sie handelte nicht so, wie sie als ehemalige Herrin des Todes, als Teil des Systems der DREI hätte reagieren sollen. Sie handelte so, wie sie als Mensch reagieren wollte.
„Furukawa... hier. Ich... brauche mehrere Fernsehteams. In Nago... Minshuki Okinawa... Jikan.

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