Die Geisterseherin (German Edition)
Weg.“
Den Kopf schüttelnd schlug er die andere Richtung ein, lief die Treppe in den zweiten Stock hinauf, durch die Intensivstation hindurch und betrat, während er sein Schild gerade rückte, den Aufenthaltsraum für die Ärzte der Station.
Es war niemand da, da um diese Uhrzeiten die meisten Operationen stattfanden und die wenigen verbleibenden Krankenschwestern vorne am Empfang saßen.
Nun, fast niemand. Denn nachdem er sich kurz verwundert umgeschaut hatte, sah er tatsächlich eine einzelne Person in einer der Ecken des Zimmers stehen. Einem Ort, den man direkt von der Tür aus nicht überblicken konnte, da dass Zimmer dort eine Nische besaß. „Guten Tag, ich bin... Doktor Sugisaki.“, sprach er, jetzt eindeutig leicht nervös, wegen dem dunklen Umhang der Gestalt, welcher sie von Kopf bis Fuß verhüllte und nicht einmal einen Blick auf ihr Gesicht bot. Das einzige, was er erkennen konnte, war, dass es sich bei der Person um eine Frau handeln musste. Das schlussfolgerte er simpel und einfach aus den Proportionen der Gestalt. Jedenfalls war er ziemlich nervös, als er diese Person sah.
„Was kann ich denn für Sie tun?“, fragte er die Person, die sich schließlich in Bewegung setzte. Ihre Hand verschwand unter der Kutte und im gleichen Moment riss Yujiro die Arme vor sein Gesicht, jeden Moment den Knall einer Pistole erwartend.
Der Knall kam nicht, nicht nach einer Sekunde und auch nicht nach zehn Sekunden. Vorsichtig öffnete Yujiro seine Augen wieder und sah die Gestalt noch immer vor ihm stehen. In der Hand, welche Sie ihm entgegen streckte, sah er eine Ampulle, die mit Blut gefüllt war. „Was...?“
Zuerst antwortete die Person nicht, sondern hielt ihm nur bestimmend die Ampulle Blut hin. Als er jedoch nicht danach griff, öffnete sie endlich den Mund.
„Dies ist... ein Teil meines Blutes, angereichert mit Antikörpern gegen VvR-DG. Untersuchen Sie es... und entwickeln Sie auf dessen Basis ein Heilmittel...“
Die weibliche Stimme der Person zitterte leicht und erst jetzt fiel Yujiro auf, dass auch die Hand, welche die Ampulle hielt, zitterte. „Okay...?“
Langsam und eher ungläubig nahm er die Ampulle an sich und für einen kleinen Moment berührte seine Hand die feinen Glieder der Hand dieser Frau. Yujiro sah, wie sie zurück schreckte und für den Bruchteil einer Sekunde aufblickte. Dieser winzige Moment ließ einen Lichtstrahl auf einen kleinen Teil ihres Gesichtes fallen.
Yujiro sah Tränen in rotbraunen Augen und das verhärtete Gesicht einer Person, die alles dafür tat, sich zu beherrschen. Das Gesicht einer Frau, welcher es immer schwerer fiel genau dies zu tun. Außerdem sah er noch etwas anderes. Eine Ahnung.
„Wer... sind Sie?“, fragte er darum überrascht, auch wenn er im tiefsten Inneren seines Herzens die Antwort darauf bereits kannte. „Tun Sie... Ihre Pflicht, Doktor!“, presste die Frau hervor, zog die Kapuze weiter in ihr Gesicht und drängte sich an dem Doktor vorbei. Sie wollte das Zimmer im Eilschritt verlassen, doch geistesgegenwärtig griff Yujiro nach ihr, versuchte sie festzuhalten. Er bekam sie zu fassen, hatte plötzlich den Stoff ihrer Robe in seiner Hand. Das dumpfe Geräusch, wenn ein schwerer Stoff zu Boden fiel, klang durch den Raum. Zwei einzelne Schritte, welche die Stille durchbrachen, als die Frau vor ihm erstaunt zwei Schritte rückwärts stolperte. Tränen in ihren Augen, die von den langen schwarzen Strähnen ihrer Haare fast verdeckt wurden.
„Mi...“
Yujiro brachte das Wort nicht über die Lippen, denn sein Verstand weigerte sich zu sehen, was ihm seine Augen zeigten. Es war lange her, 20 Jahre, um genau zu sein, doch würde ein Vater unter tausend Leuten seine eigene Tochter wieder erkennen. Auch nach einer solchen Zeit.
„Mikoto!“, rief er nun überrascht, doch noch immer wie zu Stein erstarrt, unfähig sich zu bewegen. Unfähig zu glauben, dass ihm das Schicksal nach einer solch langen Zeit doch noch seine Tochter zurück gab!
Die Frau vor ihm, Mikoto Sugisaki, zitterte am ganzen Leib, wie Espenlaub, Tränen liefen ihre Wangen herab.
„Das... ist nicht... der Zeitpunkt... für ein Wiedersehen...“, presste sie zwischen ihrem Schluchzen hervor.
„Das... sollte nicht passieren. Hoffentlich... hat sie es im... Griff.“ „Mikoto...!“
Yujiro, aus seiner Erstarrung erwachend, trat einen Schritt auf seine Tochter zu, öffnete die Arme, um sie willkommen zu heißen, doch sie wich ihm jedoch geschickt aus.
„Bitte...“, stammelte sie.
Weitere Kostenlose Bücher