Die Geisterseherin (German Edition)
„Mach es mir nicht so schwer, Vater. Lass mich gehen... bis die Zeit reif ist, für ein Wiedersehen.“
„Aber... wieso? Du warst 20 Jahre lang verschwunden, selbst ich habe dich für tot gehalten... Bitte, Mikoto, lass mich dich wenigstens halten... nur einmal.“
Erneut wich ihm die Frau aus und hastete gleichzeitig in Richtung Tür.
„Es tut mir leid...“, murmelte sie und hatte plötzlich die schwarze Robe wieder in der Hand, die sie mit einer einzelnen Bewegung über ihren Körper warf. Die dunklen Haare und das fremde, doch seltsam vertraute Gesicht verschwanden wieder im Schatten der Robe. „Rette die Welt... Vater. Erst dann... kann es auch für uns eine Zukunft geben.“
„Mikoto!“, rief er, doch seine Tochter war bereits durch die Tür. Natürlich lief er ihr hinterher, natürlich rief er noch mehrfach ihren Namen, doch als er das Zimmer verließ, da konnte er sie schon nirgendwo mehr sehen. Und auch, als er den Gang hinab hetzte, an den verwunderten Krankenschwestern der Station vorbei, blieb die Gestalt in der Robe verschwunden.
„Verdammt!“, rief er wütend aus und bemerkte, dass ihm die Tränen an beiden Wangen herunter liefen und die Stimme bebte. „Mikoto, warum...“, murmelte er leise und stampfte gleichzeitig noch einmal mit dem Fuß auf. Nie im Leben hätte er es zu träumen gewagt sie noch einmal wieder zu sehen. Und dann... war sie sofort wieder weg und unerreichbar.
Er wischte sich mit dem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht, was jedoch nicht allzu viel brachte, da sie so stark tränten, dass sie sofort wieder benetzt waren und blickte dann auf die einzelne Blutampulle in seiner Hand.
Ein Gegenmittel gegen VvR-DG...? Ein Gegenmittel für etwas, dass seit 20 Jahren erfolglos untersucht wurde? War er wirklich wach oder träumte er nur? Mikoto und diese Ampulle... es kam ihm wirklich mehr vor, wie ein Traum, als wie die Realität. Wenn diese Ampulle wirklich mit Antikörpern versetztes Blut enthielt, dann war dies vielleicht der bedeutendste Tag in seinem und im Leben der gesamten Menschheit.
Seine Hand zitterte, denn er hatte Angst plötzlich doch noch aufzuwachen...
Nicht lange danach kontaktierte Mikoto eine weitere Person, die eine wichtige Rolle in ihrem und Hatsumomo's Plan spielte. Ihr hatte sich Mikoto ja bereits offenbart, doch ihr Vater war nie geplant gewesen, was natürlich für Hatsumomo mehr Arbeit bedeutete, die sie es nun irgendwie schaffen musste noch für eine Weile gleich zwei Zeitenbücher so zu manipulieren, dass nicht einmal die Herrin der Zeit etwas davon bemerkte.
Miu Furukawa, die Leiterin der Furukawa Inc, jener größten noch existierenden Firma, hatte einen stressigen Tag hinter sich. Ein Tag, an welchem die gesamte Firma Kopf gestanden hatte und sie, zu allem Überfluss, noch immer psychisch abgelenkt war. Ihre engsten Vertrauten und Freunde innerhalb der Firma warfen ihr vor, seit der Ankündigung der Stilllegung eines Teils der Produktion nicht mehr dieselbe Frau zu sein. Sie solle, so sagten sie, eine Auszeit nehmen, wenn Sie sich das alles so zu Herzen nahm.
Das Problem war, dass sie nicht durch den Wind war, weil sie eine bestimmte Produktionslinie schließen musste. Auch wenn ihr das natürlich missfiel, so hatte es keine große Auswirkung auf sie. Nein, ihr machte viel mehr der erste Besuch von Mikoto zu schaffen. Ein Besuch der sie seitdem nervös im Zimmer auf und ab laufen ließ, der ihr den Schlaf geraubt hatte und ihre Gedanken, die eigentlich auf ihre Firma konzentriert sein sollten, andauernd abschweifen ließ. „Verdammt, verdammt...“, murmelte sie immer und immer wieder und versuchte Logik in die Geschehnisse zu bringen.
Bis zu Mikoto's Auftauchen war die Welt für Sie noch... normal gewesen. So normal sie halt sein konnte, wenn man von einem Weltuntergang sprach. Alles war seinen gewohnten Lauf gegangen. Der Virus war ausgebrochen und die Herrin der Zeit hatte ihre Rolle als Leiterin des Untergangs eingenommen, so wie es vor Äonen vorausgesagt wurde.
Das war etwas, in dem sich das Internet und so viele Verschwörungstheoretiker immer wieder irrten. Der Virus war ausnahmsweise mal nicht von einem Menschen geschaffen worden, es wurde nicht einmal von jenen Wesen geschaffen, die sich jetzt als Götter sahen. Es war schon immer ein Bote des Untergangs gewesen, seit Anbeginn des Lebens auf diesem Planeten. Nichts und niemand konnte es aufhalten. Es hieß sogar, dass der Virus die Missbilligung jenes Wesens war, dass Leben auf diesen
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