Die Geisterseherin (German Edition)
Mund des Rektors hören, dann werden wir sofort alle unsere Aufnahmegeräte und aufnahmefähige Geräte aushändigen – darauf schwöre ich beim Tod meiner Mutter.“ Sie hatte kaum ausgeredet, als eine weitere Stimme in der Klasse erschallte: „Ja, genau! Soll er uns die Kontra zeigen!“
Miu war aufgestanden und hatte ebenfalls mit der Hand auf den Tisch geschlagen. Mikoto hatte gesehen, dass sie des Öfteren bei schwierigen Themen ein Diktiergerät mitlaufen ließ, zumindest in Englisch. Der Grund dafür war simpel. Die japanische Sprache war total anders aufgebaut, als die englische. Darum fielen Japaner – und damit auch Miu – die Aussprache der englischen Worte sehr schwer. Da half nun einmal eine Aufnahme des Lehrers, der die Worte richtig... oder zumindest besser aussprechen konnte.
Wenn man es genau betrachtete, dann war dies eine sehr effektive Methode.
„Ihr beiden setzt euch sofort! Was ich sage ist Gesetz, ich bin der Lehrer!“, schrie Momonari nun Miu und Mikoto an.
Doch jetzt stand auch Makoto auf, der Geist des Mädchens hinter ihm nickte zustimmend dabei, mit einem seltsamen Lächeln im Gesicht. „Für die Lehrer gelten genauso Gesetze!“, rief er. „Sie können nicht einfach Regeln erfinden, nur weil Ihnen etwas nicht in den Kram passt!“
Er hatte das kaum ausgesprochen, als sich der nächste Schüler erhob und seinem Frust freien Lauf lies. Nur wenige Sekunden später stand die ganze Klasse.
Auf den ersten Blick erschien die Reaktion natürlich total übertrieben. Aber viele der Schüler hier ertrugen diesen Lehrer bereits seit sie an dieser Schule waren. Über die Zeit hinweg hatte sich dadurch immer mehr Wut angestaut, bis sie schließlich jetzt wie ein Pulverfass explodierte.
Es war ein heilloses Durcheinander, ein Trubel ohne Ende, ein Tohuwabohu das seinesgleichen suchte. Jeder schrie durcheinander, machte dem Platz, was ihn schon lange an Herrn Momonari störte. Yuki selbst stand mit weit aufgerissenen Augen zwischen seinen Klassenkameraden und hörte immer wieder auch seinen Namen fallen, erstaunlich viele Leute hatten Herrn Momonari's Hackerei auf ihn mehr als nur satt. Mehr Leute, als Yuki sich jemals zu Träumen gewagt hätte.
Mikoto lächelte zufrieden, ihr war es egal, wie die Sache jetzt noch ausging. Hauptsache Herr Momonari bekam mal ordentlich was vor den Latz. Steve meinte zwar, dass er ein ganz kleines Licht sei, praktisch nicht mehr als ein Mittelmann eines Mittelmannes eines weiteren Mittelmannes, doch so ganz ungestraft sollte er ja auch nicht davon kommen.
Außerdem hatte die Sache hier ja gar nichts mit der Geistergeschichte zu tun. Hier bekam er nur sein Fett weg, weil er ein nicht fähiger Lehrer war.
Schließlich verstummte die Klasse schlagartig, als der Direktor höchstpersönlich durch die Tür rauschte, wie eine Dampflok, die man losgelassen hatte.
„Was in aller Herrgotts Namen ist hier los!?“, schrie er viel zu laut, da im gleichen Moment die gesamte Klasse vor Schreck still geworden war.
Für einen kleinen Moment traute sich niemand etwas zu sagen, selbst Herr Momonari stand wie angewurzelt da.
Eigentlich sprach die meiste Zeit über Miu für die Klasse, auch wenn sie nicht Klassensprecherin war, doch jetzt stand auch sie genauso erstarrt da, wie Herr Momonari und der Rest der Klasse.
„Das will ich Ihnen sagen, Herr Direktor...“, ertönte schließlich eine leise, aber feste Stimme und der Junge mit den rosa gefärbten Haaren trat vor.
„Yuki?“
Mikoto konnte seinen Augen nicht trauen, die ganze Zeit über hatte er nichts gesagt... er war der einzige Schüler gewesen, der Herrn Momonari nicht beschimpft hatte, auch wenn er allen Grund dazu gehabt hätte!
Er trat einen Schritt vor und blickte erst Herrn Momonari und dann dem Rektor fest in die Augen. Seine Stimme zitterte leicht, als er sprach.
„Wir, die Schüler dieser Klasse fordern die sofortige Suspendierung des Gemeinschaftskundelehrers Herrn Kenji Momonari aufgrund von Diskriminierung, haltloser Beschuldigungen und Beleidigungen der Schüler in jeder einzelnen Unterrichtsstunde!“
Yuki holte tief Luft, trotz des Zitterns seiner Stimme klang sie laut und deutlich durch den Raum.
„Wir Schüler kommen hierher um etwas zu lernen, wir wollen etwas aus unserem Leben machen! Doch in diesem Fach ist alles, was wir bekommen Verfluchungen und Beschimpfungen! Wir würden gerne mehr über die Politik unseres Landes erfahren, doch unser Lehrer ist zu sehr damit beschäftigt, neue Schimpfwörter
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