Die Geisterverschwoerung - Mara deckt auf
passierte doch nur in Gruselfilmen!
Die ganze Hoffnungslosigkeit ihrer Lage erkannte sie, als die beiden ihr die Hände mit einem Strick auf den Rücken fesselten und sie in den wuchtigen Schrank schoben. Auf alten Wolldecken und zwischen hängenden Anzügen kniend musste sie zusehen, wie die Tür abgeschlossen wurde.
Ein Gefühl der Panik überkam sie. Bis jetzt hatte sie immer noch reden können, verhandeln, über Flucht nachdenken  ⦠Hier, gefesselt in dem engen, stockdunklen Schrank, sah sie zum ersten Mal keinen Ausweg mehr. Sie spürte, wie ihr die Tränen kamen, und sie konnte und wollte nicht mehr stark sein.
Als die Schranktür sich wieder öffnete, wusste sie nicht, wie viel Zeit vergangen war. Aber es war auch nicht mehr wichtig, denn sie wartete nur noch auf ihr Ende. Das Licht der Deckenlampe blendete sie so sehr, dass sie die Augen zusammenkneifen musste. Trotzdem konnte sie niemanden erkennen. »Hallo?«, flüsterte sie und blieb wie erstarrt im Schrank hocken.
»Hallo«, erwiderte eine Stimme ganz in ihrer Nähe.
Mara hielt den Atem an, dann fragte sie etwas lauter: »Adrian?«
Er tauchte auf ihrer rechten Schulter auf, ebenso klein wie Emilia auf ihrer linken. Mara atmete erleichtert auf. »Dich schickt der Himmel! Danke! Aber wie kommst du hierher?«
»Ich bin deiner sauberen Freundin gefolgt, nachdem sie ein zweites Mal in der Kanalisation war.«
»Sie war noch mal da?«
»Ja, sie konnte die Finger nicht von unserem Treffpunkt lassen, nachdem sie erkannt hatte, wie viele Geister sie dort auf dem Präsentierteller serviert bekam â dank deiner Hilfe.«
»Was ist passiert? Erzähl schon!«
»Sie hat ihre neunundneunzig komplett gemacht. Hat kleinen Grüppchen von Geistern aufgelauert, sie in eine Ecke gedrängt und gezwungen, in eine Kerzenflamme zu gehen. Wie sie sie daran hindert, ins Jenseits zu gelangen, habe ich immer noch nicht herausgefunden. Aber sie hat auf der Rückfahrt ständig âºneunundneunzigâ¹ vor sich hingemurmelt und dabei so blöde gelacht.«
»Du bist in ihr Auto gehüpft, nachdem sie so viele Geister angegriffen hat?«, rief Emilia vorwurfsvoll.
Adrian stöhnte. »Das war gefährlich, ich weiÃ. Aber es war die einzige Möglichkeit, euch zu Hilfe zu kommen.« Er sah sich im Schrank um. »Dabei wusste ich nicht mal, dass es so dringend ist.«
Mara stieg etwas unbeholfen aus ihrem staubigen Gefängnis heraus und kippte bei dem Versuch, aufzustehen, hilflos auf die Seite.
»Damenhaft ist anders«, kommentierte Emilia den Anblick.
»Versuch du das mal mit Fesseln«, gab Mara zurück. »Könnt ihr mir die vielleicht abnehmen?«
»Das kostet Fingerspitzengefühl und Kraft gleichzeitig«, gestand Adrian. »Tut mir leid, das  ⦠O nein!«
Der verzweifelte Ton alarmierte Mara und sie wandte sich um. Vor der Tür wuchs ein Schatten aus dem Boden. Mara hatte gar nicht daran gedacht, dass Sybilla Hagen als Wache dalassen könnte.
Sie schloss die Augen. »Du kannst dir nicht zufällig vorstellen, mich entkommen zu lassen?«, fragte sie leise. »Hast du dich nicht schon mal gefragt, ob Sybilla je geplant hat, dich auch lebendig werden zu lassen? Du weiÃt, dass sie Menschen und Geister nur benutzt.«
»Schöner Versuch, aber vergiss es!«
Mara riss die Augen auf. Das war nicht Hagen! Sie kannte diese Stimme â sie erinnerte Mara an den Duft von wildem Gras und Sommerblumen. An Geheimverstecke und Schatzsuchen  ⦠Eine Stimme, von der sie geglaubt hatte, dass sie sie nie wieder hören würde.
»Dann warst das wirklich du ? Du hast mich durch die StraÃen nach Hause verfolgt?«, flüsterte Mara angespannt.
»Du willst wissen, warum ich dein Fahrrad gestohlen habe, oder?«, erwiderte der Schatten.
»Nein, das weià ich  ⦠glaub ich zumindest«, murmelte Mara. »Ich will wissen, warum du mich hasst. Ich habe dir doch nichts getan.«
»Ach ja?«
Der Umriss eines Mädchens mit langen Haaren wurde sichtbar, war aber immer noch sehr durchscheinend.
»Du hast überhaupt keine Ahnung!«, fauchte der Geist.
»Dann erklär es mir«, sagte Mara sanft. Sie hoffte nur, dass sie diese Zeit hatten  â¦
Kathis Gesicht und ihre blonden Locken wurden deutlicher. Auf ihrer Stirn stand eine Zornesfalte. »Ich hatte gerade meinen Opa verloren
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