Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Titel: Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Funke
Vom Netzwerk:
wurden, zu wenig zu tun für die Aufklärung der Unterwanderung von ehemals kriminellen, jetzt zumeist sozialdemokratischen Elementen in die Kultur, die Bildung, ja sogar die Kirche oder den öffentlichen Dienst.
    Lebius machte eine Pause, stellte sich zwischen die Fenster, sodass sein Kopf im Halbdunkel lag und die anstößigen Zeichnungen verdeckte, wartete, schwieg, versteinerte, leckte sich die Lippen und sah wie ein Basilisk aus.
    Wie aus weiter Ferne kamen seine Worte, als er sagte: Und sie, Frau Emma May (er verschwieg ganz bewusst den Namen „Pollmer“), sie könne ihnen helfen und dadurch ganz nebenbei zur Gerechtigkeit und zur Aufklärung beitragen. Oh ja, sie könne helfen und ihre Hilfe sei gar keine Mühe, im Gegenteil, sie sei ganz leicht, gewissermaßen ohne Anstrengung … ob sie nicht doch noch einen Likör wolle?
    Emma, die ins Fensterlicht blickte, musste blinzeln, lehnte ab. Nein, jetzt keinen Schnaps mehr. Ihr schwindle der Kopf schon. Dann, nach ein paar Sekunden, sagte sie: Was in ihren Kräften stünde, wolle sie tun. Ihrer Freundin Pauline müsse geholfen werden. Und der Gerechtigkeit auch. Karl wäre ja so ungeheuer reich und vermögend, da käme es auf ein paar Tausender gar nicht an, und sie erzählte die Geschichte vom Geld im Ofenloch, von den Scheinen am Weihnachtsbaum, von ihrem Sparen und seiner Verschwendungssucht, wie er wildfremden Leuten Geld gegeben, anderen, nur, weil sie ihm gefielen oder sie ihn gelobt hatten, Unsummen geschenkt hatte, wie er massenhaft teure Bücher kaufte und seltene Waffen, ausgefallene Tierpräparate und Orientteppiche, Seidenstoffe, wie er im Urlaub nicht aufs Geld achtete, wie er sich einkleidete, die teuersten Anzüge oder seine Jagdkostüme haben müsste, Tausend Sachen haben wollte, und alles, ohne nachzudenken oder aufs Geld zu schauen. Sie hätten sich gestritten, weil
sie
das Geld bewahren, weil
sie
sparen wollte und
er
immer neue Ausgaben machte …
    Und jetzt? Ach die arme Pauline wisse nicht, wie sie … ach, ach.
    Die Augen des Basilisken leuchteten bei diesen Worten. Geld! Geld! Viel Geld! Das elektrisierte ihn. Das machte ihn hellwach wie das Mäusefiepen die Katze. Seine Nackenhaare richteten sich auf. Geld! Geld! Lebius dachte an seine Zeitung, dachte an den Kredit, den er hatte aufnehmen müssen, an die Verbindlichkeiten, die sich angehäuft hatten, dachte an sein eigenes armseliges Leben. Geld! Viel Geld! Vielleicht könne man bei dieser Gelegenheit … oh, da fällt immer etwas ab. Wie gut, dass er diese Frau kennengelernt hat, dass er sie ausgewählt, erspäht, in seinen Bann gezogen hat. Sie ist das Geld wert, dachte er, diese Emma May, geborene Pollmer, ja, sie wird ihm alles Geld, das er hier in Weimar verauslagen muss, doppelt und mehrfach zurückbringen, er weiß, er muss sie in Vertrauen zu wiegen und dann ein bisschen aushorchen, und sie wird ihm noch so manches verraten, und ihn auf diese Weise an die goldene Quelle geleiten …
    Er sagt: Oh, Gnädigste, wie ich mich freue, dass Sie so einsichtig sind, und so hilfsbereit. Nicht doch noch ein Likörchen?
    Na gut, weil Sie’s sind, ein Gläschen noch. Emma fühlt sich leicht und beschwingt. Sie betrachtet diesen Lebius und findet, dass er gar nicht so übel aussieht. Wieder schaut sie auf seine Hosen, graue, ziemlich eng anliegende Hosen, die im Schritt eine nicht zu übersehende Beule zeigten, und sie kichert leise, weil sie daran denken muss, wie sie einmal im Theater die Mausel auf die engen Hosen eines Schauspielers hingewiesen hat. Schau doch, was der für enge Hosen trägt, da sieht man ja alles, kann sich bildlich vorstellen, was der für einen … Klara war empört und hat das Opernglas abgesetzt. Schau lieber auf die Handlung, Miez, hat sie gesagt, als auf solche Schweinereien … ungeniert starrt Emma jetzt auf die Hosen ihres Gegenüber, doch der nimmt ihren Blick für allgemeine Aufmerksamkeit, fragt, während er das Likörglas füllt und ihr es herüberreicht, sagen Sie, Gnädigste, die Frau Münchmeyer erzählt überall herum, Ihr Gatte Karl soll doch in seiner Jugend auch einmal im Zuchthaus …?
    Ein Mal? lacht die Emma, nicht nur ein Mal, gleich ein paar Mal.
    Tatsächlich? Was Sie nicht sagen? Das ist ja eine Sensation.
    Oh, kichert Emma, da kann ich Ihnen Einzelheiten erzählen. Und halb Hohnstein weiß es sowieso, fragen Sie dort mal irgendeinen X-Beliebigen auf der Straße. Die wissen das alle!
    Interessant. Lebius hat sein Büchlein gezogen und notiert

Weitere Kostenlose Bücher