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Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Titel: Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Funke
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vermischt sich, und Fehsenfeld freut sich wie ein Kind, die Stimmen der Vögel zu erkennen, mischt sich mit dem des Wiedehopfes, mit dem Flöten der Brachvögel unten am Wasser und dem Balzruf der Birkhähne vom Waldrand. Und auf einmal, als ob seine Sinne plötzlich geschärft wären, hört er von den fernen Moorwiesen das Trompeten der Kraniche, aus dem Wald das Flöten einer Drossel und aus der Höhe das weltvergessene Tirilieren der Lerche. Plötzlich auch ein rauer, krächzend herber Ruf, es sind Kolkraben, die ihn erspäht haben, wie er weiß, und die sich gegenseitig vor dem Menschen warnen, der in ihr Reich eingedrungen ist …
    Langsam geht Fehsenfeld zum Gehöft zurück, er will das Glas, die Flinte und alles andere holen. Einen Happen essen. Schade, dass er den Hund heute nicht hier oben hat. Vor der Reise, als er das letzte Mal in seinem Revier war, hatte er den Bock aus dem Ehrenstetter Forst gleich drei Mal hintereinander angetroffen, sein hohler Husten hatte ihn verraten, es war ein Zweijähriger, mit hohen Lauschern, engen, ungefegten Spießen und tief eingefallenen Flanken, einem krummen, wie ein Felsengrat gezackten Rücken. Er hatte ihm aus dem Kugellauf ein Blei aufs Blatt gesetzt. Sein Fleisch war ungenießbar, ein krankes, verhärmtes Tier, darum hatte er ihn den Raben und Füchsen verehrt. Wenn er jetzt nachsuchen würde, fände er nicht mal mehr den Kadaver, allenfalls ein paar Knochen, das Gehörn, Fellreste …
    Jetzt ist er mit dem kargen Frühstück, das er sich verordnet, fertig, und er will Richtung Berghauser Matten, will dort pirschen, will sich umsehen. Viel Zweck hat es nicht, denn alle Rehe sind noch grau, und er will unbedingt einen roten Bock haben. Der Winter ist lang und hart gewesen, und nur einen einzigen Spießerbock hat er seither getroffen, der am Halse wirklich schon rot war. Freilich, einen starken Sechser hat er auch gesehen, der ist ihm sogar an einem Abend bis vor die Kanzel gekommen, aber er hat sich damals nicht entschließen können, denn so ein Bock könnte noch zwei, drei Jahre für gute Nachzucht sorgen, außerdem war er noch in seinem grauen Wintermantel, das Gehörn nicht gefegt – was soll er mit so einem?
    Der Jäger Fehsenfeld stapft los, erreicht die Waldstücken, durchquert sie, sein Ziel fest im Auge, aber er merkt bald, es ist hier überhaupt nicht so schön wie vor einem Jahr. Zwar schimmern die Blüten des Wollgrases so silbern wie ehedem, zwar leuchtet der Zwergginster so golden wie damals, zwar blühen die Ebereschen scheinbar wie früher, auch der Riesenschachtelhalm hebt wichtig sein Haupt und ab und zu sieht er einen Ohnsporn, scheu und züchtig, einer ertappten Jungfer gleich, zwar beeindruckt ihn das Schweigen der weiten Buchenhaine, die ihre blätterbewehrten Arme wie Riesenbaldachine über ihn breiten, aber das Gras in den Wiesen dazwischen ist kurz und dünn, es fehlt an Blumen, die Natur scheint noch zu schlafen, sie kann sich vom harten Winter noch nicht recht erholen …
    Während er so läuft und dies alles sieht, fällt ihm mit jedem Schritt deutlicher, so als rüttle es im Laufen aus seinem Kopfe die alten Bilder herbei, die Auseinandersetzung mit seinem Autor May wieder ein. Er hat das Gefühl, als ob in den letzten Monaten ein grundlegender Riss durch ihre Beziehung gegangen sei. Nichts scheint mehr wie früher, die Unbefangenheit ist verschwunden, die Leichtigkeit, der genialische Schwung der ersten Zeit ist dahin, Misstrauen waltet überall, Argwohn hat sich breit gemacht wie bei einem alten Ehepaar, das voneinander alles kennt, jede Gewohnheit, jede Schwäche, alle Unarten, und das nun nur noch darauf lauert, den anderen zu ertappen, ihm Fallen zu stellen, Schlingen zu legen und den eigenen nagenden Verdacht bestätigt zu finden. In jedem Brief Mays liest er unterschwellige Vorwürfe, spürt er das Ungesagte, den verhaltenen Zorn, die nur noch mühsam unter der Decke versteckten Anspielungen, dass er, der Verleger, in Wahrheit unfähig, bequem, initiativlos sein Werk verrichte, dass der arme Autor hingegen unverstanden und allein gelassen unter der Last der Aufgaben zusammenbreche. Manchmal schiebt May seine Frau Klara vor oder versteckt sich hinter Freunden, intrigiert mit den nächsten Mitarbeitern des Verlages, bespricht auf einmal alles mit dem „Kommerzienrat“ Felix Krais, Fehsenfelds Cousin, schreibt ihm seitenlange Briefe, bespricht Tagesfragen, Einzelheiten, erwähnt ihn, seinen Verleger, mit keinem Wort, lässt ihn

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