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Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Titel: Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Funke
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einfach links liegen, als ob es ihn gar nicht gäbe oder auch nie gegeben habe. Oder, wie im letzten Brief an den Cousin, datiert von Ende Juni, Felix kam lachend damit an, kaum, dass sie von der Reise zurück waren. May musste ihn unmittelbar nach seinem, Fehsenfelds, Besuch in Radebeul geschrieben haben. Ja, er weiß noch, es ist zwei Tage her, Felix hat ihm den Brief unter die Nase gehalten und Auszüge daraus vorgelesen. Hör zu, hat er fröhlich ausgerufen, hier schreibt dein lieber, alter May unter Bezug auf deine Reaktion zu seinem Bibel-Drama, schreibt mit, mein Gott, schreibt mit unüberhörbarem Hohn, ja sogar mit bösem Sarkasmus, du, Fehsenfeld, wirst ihm (also mir) ja gesagt haben, schreibt er, wie übermenschlich entzückt du von dem Drama beim Vorlesen der ersten Kapitel gewesen wärest, und dass du ihm leid getan habest, schreibt er, weil er dir dieses Vorlesen nicht erspart hätte, und er sich jetzt bloß freue, dann schon gestorben zu sein, wenn er erleben müsste, wie künftige Generationen sein Drama nach demselben Stil und Geschmack bewerteten, mit dem du es abgetan hättest …
    Ach, es ist ein Kreuz mit dem Alten aus Radebeul, sagt sich Fehsenfeld, es hat Stunden und Tage gegeben, da hat er ihn verflucht …
    Paula hat ihm zur Offensive geraten, zur absoluten Offenheit. Friedrich, hat sie gesagt, du musst wissen, was du willst, aber noch ist es so: Ohne May kannst du deinen Betrieb zusperren. Noch ist er unser Goldesel. Das darf nicht vergessen werden. Er solle, hat sie ihm weiter gesagt, auf jeden noch so unbedeutenden Brief sogleich und ungesäumt antworten, so zeige er Interesse, signalisiere immerwährende Bereitschaft, das Gegengift auf eine Schwindelei, auf Andeutungen und Anspielungen, seien sie noch so klein, wäre immer noch Ehrlichkeit, auf Krummes müsse man mit Geradem antworten, wenn dein May, sagte Paula, dich mit irgendeiner Sache provozieren will, so greife sie auf, rücke sie ins Licht, und du wirst sehen, alles kommt ins Lot, denn die im Schatten vertragen das Licht nicht. Jede Verleumdung vergeht in der Sonne der Aufrichtigkeit wie schmutziger Schnee. Ach, denkt Fehsenfeld, wenn er seine Paula nicht hätte. Indes, in letzter Zeit macht er sich Sorgen um sie, Rheumatismus quält sie, Einreibungen, warme Umschläge, keinen Wein, Diät, wollene Socken; gerade, als sie bei May waren, hatte sie wieder so starke Schmerzen …
    Fehsenfeld, während er über freie Wiesen läuft, am Waldrande entlangtrottet, den Drilling am langen Riemen, mit dem Daumen unter dem Leder, denkt wieder an die Natur und an die Jagd, fast zwingt er sich dazu. Ja, er will in die Natur eintauchen, sie ist besser als alle Verlegerei, tausendmal besser als all der Ärger, den er sich täglich im Geschäft antun muss, und natürlich auch besser und dankbarer als alle Karl Mays dieser Welt …
    Den Rehen, sagt er sich, während er am Waldrand entlangläuft, gehe es nicht anders, auch sie durchlebten schwere Zeiten; zu trocken ist es im Spätsommer gewesen, zu dürr der Herbst, zu schlimm und zehrend der Winter. Er bleibt stehen, nimmt das Glas. Ja, die alte Ricke dort, keine zweihundert Meter entfernt, mit ihren beiden jährigen Kitzen, sie zeigen alle drei noch kein rotes Haar. Es ist die einzige Ricke, die er in seinem Revier in den letzten Wochen zu Gesicht bekam. Sie wird in diesem Jahr güst sein, denn die anderen Ricken machen sich jetzt schon, weil sie den Nachwuchs innehaben, unsichtbar und rar wie der alte Bock selber. Der von der Lärchenschonung. Auf den hat es Fehsenfeld abgesehen. Oh, wenn er den kriegen könnte, es wär wie ein Gottesurteil. Paula lacht über seinen Aberglauben, aber ein Jäger muss einfach abergläubig sein, anders geht es nicht, wenn man mit den Geheimnissen der Natur Umgang hat. Alles würde gut, sagt er sich, es wäre, als ob er dem Karl May so beikäme, wie er es wünschte, wenn er diesen Bock erwischte. Dann stünde das gute Schicksal wieder auf seiner Seite. Ja, dieser Bock wird zu seinem Schicksal werden. Und er glaubt es ganz fest, er redet sich ein, dass es solche Schicksalsfingerzeige wieder und wieder gäbe, holt sich Beispiele aus dem Gedächtnis, da wäre zum Beispiel 93 dieser Sechzehner-Hirsch gewesen und von da ab sei es mit ihm und seinem Geschäft aufwärts gegangen, oder der Zweimeterwels, den er vor fünf Jahren gefangen hat, kurz danach sei der Absatz sprunghaft nach oben geschnellt, oh, er muss diesen alten Bock unbedingt haben, er muss und er fasst den

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