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Die Gejagte

Die Gejagte

Titel: Die Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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das sie gepackt hatte, wurde immer stärker. Sie erinnerte sich an seinen Blick wie von einem ausgehungerten Tiger.
    »Sag uns wenigstens, was wir hier machen«, verlangte Audrey.
    »Das Spiel spielen.«
    Alle starrten ihn an.
    »Ihr habt euch bereit erklärt zu spielen. Ihr habt die Regeln gelesen.«
    »Aber – welches Spiel denn? Was spielen wir? Du meinst …«
    »Rede nicht mit ihm, Mike«, unterbrach Tom ihn. »Wir werden sein blödes Spiel nicht mitspielen.«
    Er hat solche Angst, dachte Jenny. Er denkt immer noch, dass das alles seine Schuld sei. Aber das ist es nicht, Tom, das ist es nicht …
    »Ich meine«, sagte der Junge in Schwarz, an Michael gewandt, »dass ihr alle geschworen habt, dieses Spiel aus freiem Willen zu spielen, und dass ihr wusstet, dass das Spiel real ist. Ihr habt die Rune Uruz beschworen.« Er formte mit den Fingern ein Zeichen in der Luft, ein auf dem Kopf stehendes U. Jenny bemerkte, dass die Schlangentätowierung, die sie im Laden auf seinem Handgelenk
gesehen hatte, verschwunden war. »Ihr habt den Schleier zwischen den Welten durchdrungen.«
    Audrey lachte, ein scharfes, klirrendes Geräusch wie splitterndes Glas.
    »Das ist doch irre«, hauchte Michael.
    Dee war der gleichen Meinung, wie ihr Gesichtsausdruck deutlich zeigte. »Was ist eine Rune ?«
    Audrey öffnete den Mund, dann klappte sie ihn wieder zu und schüttelte den Kopf. Julians Lippen zuckten und er senkte die Stimme.
    »Eine Rune ist magisch«, antwortete er. »Ein mystischer Buchstabe aus einem uralten Alphabet. In diesem Fall erlaubt sie euch, zwischen den Welten zu wandeln. Wenn ihr das nicht versteht, solltet ihr euch nicht damit abgeben.«
    »Wir hatten nicht die Absicht, uns mit irgendetwas abzugeben« , flüsterte Summer. »Es ist alles ein riesiges Missverständnis.«
    Die Furcht im Raum war deutlich angewachsen. Jenny konnte sie spüren wie eine Aura der Einschüchterung, die sie alle umgab.
    »Kein Missverständnis. Ihr habt euch eindeutig dafür entschieden, das Spiel zu spielen«, sagte der Junge erneut. »Jetzt spielt ihr, bis ihr gewinnt – oder bis ich gewinne.«
    »Aber warum ?«, fragte Summer, die beinahe schluchzte. »Was willst du von uns?«
    Julian lächelte, dann schaute er an ihr vorbei. Er schaute an ihnen allen vorbei, hin zu der einzigen Person, die kein
Wort gesagt hatte, seit er den Raum betreten hatte. Zu Jenny.
    »Jedes Spiel hat einen Preis«, erklärte er.
    Jenny sah in diese unglaublich blauen Augen und wusste, dass sie recht gehabt hatte.
    Für einen Moment standen sie einfach nur da und sahen einander an.
    Julians Lächeln wurde intensiver. Tom schaute zwischen ihnen hin und her. Langsam dämmerte es ihm.
    »Nein …«, wisperte er.
    »Jedes Spiel hat einen Preis«, wiederholte der Junge. »Der Gewinner bekommt alles.«
    »Nein!«, schrie Tom und stürzte durch den Raum.

Tom stürzte sich auf den Jungen in Schwarz – und blieb plötzlich wie angewurzelt stehen. Sein Blick war auf etwas zu seinen Füßen gerichtet. Jenny verstand nicht ganz, was vor sich ging – es war, als sähe er auf dem Teppich etwas Grauenvolles. Er drehte sich um, um davon wegzukommen, dann hielt er erneut inne. Auch hinter ihm schien es zu sein. Langsam wich er Richtung Wand zurück.
    Jenny starrte ihn entsetzt an. Es war, als beobachte sie einen Pantomimen am Venice Beach. Einen sehr guten Pantomimen – Jenny konnte erkennen, dass die Dinge, die Tom sah, klein waren, dass sie versuchten, an seinen Beinen hinaufzukriechen, und dass er schreckliche Angst vor ihnen hatte. Aber auf dem Teppich war nichts.
    »Tom«, sagte sie mit dünner Stimme und machte einen Schritt auf ihn zu.
    »Komm nicht in meine Nähe! Sie werden dich auch holen!«
    Es war furchtbar. Tom, der niemals vor irgendetwas Angst hatte, wurde von bloßer Luft in die Enge getrieben. Er hatte die Zähne gebleckt und seine Brust hob und senkte sich heftig.
    »Was ist das?«, wimmerte Summer.
    Die anderen starrten Tom schweigend an. Jenny wirbelte
zu dem Jungen in Schwarz herum, der an einer Wand lehnte und vergnügt zuschaute.
    »Was machst du mit ihm?«
    »In diesem Spiel muss man sich seinen Albträumen stellen. Das hier ist einfach eine kleine Gratisprobe von Toms Albtraum. Kein Grund für euch andere beunruhigt zu sein.«
    Jenny drehte sich wieder zu Tom um und holte tief Luft. Sie machte einen Schritt auf ihn zu.
    »Bleib zurück!«, rief Tom scharf und voller Furcht.
    »Sieht nicht so aus, als hätte er den Albtraum schon

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