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Die Gejagte

Die Gejagte

Titel: Die Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Flugzeugtüren haben? Darüber machte sich Dee offensichtlich keine Sorgen, stattdessen bewegte sie alle möglichen Hebel – und die Tür schwang nach außen auf.
    Jenny kreischte.
    Sie hatte noch nie besonders viel für große Höhen übrig gehabt – aber aus dieser Höhe in die offene Luft zu starren, war noch mal etwas ganz anderes, als im geschlossenen Flugzeug zu sitzen. Unter ihr nichts als Wolken.
    Aber Dee und ich sind beide instinktiv auf diese Tür zugegangen, dachte sie. Es muss richtig sein. Als wir in Dees
Zimmer waren, ist die Tür verschwunden. Und das hier ist die erste Tür, die wir seither gesehen haben. Sie muss der Ausweg sein.
    Trotzdem fühlte sie sich schwach, als sie in die Tiefe schaute.
    »Das ist mir egal, lieber sterbe ich, als dass ich hierbleibe. Außerdem wollte ich immer schon mal Fallschirm springen«, sagte Dee, packte Jennys Hand und sprang.
    Jetzt schrie Jenny wirklich.
    Pfeifender Wind klatschte ihr ins Gesicht. Sie presste die Augen zusammen. Alles um sie herum war eisig kalt. Sie fühlte sich schwerelos, aber sie wusste, dass sie fiel.
    Wenn das hier Fliegen ist, glaube ich nicht, dass es mir gefällt  …
    Dann hörte und sah sie nichts mehr. Diesmal wurde sie zwar nicht direkt ohnmächtig, aber alles um sie herum verschwamm – bis sie mit einem dumpfen Aufprall auf einer ockerfarben bemalten Tür landete und Dee hinter ihr hertaumelte. Als wären sie von einer riesigen Faust durch Dees Fenster geschleudert worden. Mit Jennys Aufprall öffnete sich die Tür und die beiden Freundinnen purzelten in den Flur.
    In den Flur des Spukhauses. Dunkel wie ein Grabgewölbe. Durch die geöffnete Tür starrte Jenny in den goldenen Schein von Dees Schlafzimmer …
    … bevor die Tür an ihrer Nase vorbeizischte und krachend zuschlug.
    Jenny und Dee lagen keuchend da, während ihre Augen
sich allmählich an die Dunkelheit anpassten. Dee beugte sich vor und tätschelte Jenny bedächtig den Oberarm.
    »Wir haben es geschafft, Killer«, sagte sie. »Du hast mich gerettet.«
    »Wir sind am Leben«, erwiderte Jenny staunend. »Wir sind durchgekommen. Dee – begreifst du, was geschehen ist? Wir haben gewonnen .«
    »Natürlich«, gab Dee zurück. Sie stach die Finger in das Loch in ihren Leggins, und Jenny sah, dass der Schnitt immer noch da war, das Blut bereits getrocknet. Dann zog Dee ihr Shirt hoch. Jenny konnte die Rippen unter der samtigen, nachtdunklen Haut zählen, die sich unter Dees dunkelblauem Sport-BH erstreckte. Aber am Nabel war keine Wunde zu sehen. »Ich hab’s dir doch gesagt, du hast mich gerettet. Das war mein schlimmster Albtraum – das diese Dinger mich begrapschen, und dass ich nicht in der Lage bin, mich zu wehren.«
    »Wir haben es beide geschafft – indem wir unser Hirn eingeschaltet haben«, stellte Jenny fest. »Aber wie auch immer, jetzt wissen wir auf jeden Fall, was wir in den Albträumen tun müssen. Sobald wir drin sind, suchen wir nach einer Tür – irgendeiner Tür. He, was ist das denn?«
    Ein Stück Papier leuchtete weiß auf dem schwarzen Teppich. Jenny strich es glatt und sah, dass es eine Bleistiftzeichnung war. Ein schwarzes Ding, das Ähnlichkeit mit einem Zylinderhut hatte, schwebte über Strichbäumen, und darum herum waren Lichtstrahlen hingekritzelt.
    »Ich konnte noch nie sehr gut zeichnen«, kommentierte
Dee. »Aber du kapierst, worauf es hinausläuft. Also, was machen wir jetzt?«
    Die schreckliche Angst vor den Aliens hatte ihre Spuren auf Dees Gesicht hinterlassen, aber zugleich wirkte sie berauscht und triumphierend. Zu allem bereit.
    Jenny war plötzlich sehr, sehr dankbar, dieses schöne, mutige Mädchen an ihrer Seite zu haben. »Wir suchen nach den anderen«, antwortete sie. »Auf zur nächsten Tür.«
    Sie ließ das zerknitterte Blatt Papier auf den Boden fallen, stand auf und bot Dee ihre Hand an.
    Eine unsichtbare Uhr schlug elf.
    Jenny versteifte sich. »Das ist sie – die Uhr, die ich im Salon gehört habe. Sie zählt die Stunden. Er sagte, Tagesanbruch sei um sechs Uhr elf.«
    »Noch sieben Stunden und ein paar Zerquetschte«, erwiderte Dee. »Reichlich Zeit.«
    Jenny erwiderte nichts, aber ihre Fingerspitzen kribbelten. Sie wusste nicht, warum, aber sie hatte das Gefühl, dass sich sehr bald herausstellen würde, wie sehr Dee sich irrte.

Der Flur schien sich unendlich in beide Richtungen zu erstrecken. Die Treppe war verschwunden.
    »Hier hat sich etwas verändert«, sagte sie. »Es verändert sich ständig

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