Die Gelbe Maske Kommissar Morry
weiß, was er will."
„Klang sie metallisch?"
„Hm, ein bißchen vielleicht."
„Was geschah nach dem Anruf?"
„Sutton und Bender sprachen leise und aufgeregt miteinander; es war zu spüren, daß die Unterhaltung durch den mysteriösen Telefonanruf erneut angeheizt worden war. Schließlich gingen sie. Ich sah, wie sie sich vor der Tür voneinander trennten."
„Haben Sie Benders Adresse?"
„Ja, er wohnt in der Lincoln Street, Nummer 33. Es ist das letzte Haus der Straße, eine ziemlich schäbige Bude. Er hat dort ein möbliertes Zimmer. “
„Danke, ich werde mal hinfahren."
„Hören Sie, Leutnant, ich kann mich doch darauf verlassen, daß mein Name nicht fallen wird? Duff Bender ist ein alter Kunde, ich möchte ihm keine Scherereien machen."
„Schon gut, Mr. Pollack. Ich werde Sie nicht erwähnen. Waren noch andere Kunden im Lokal, als Sutton mit Bender zusammensaß?"
„Ja, zwei Gäste standen am Schanktisch."
„Ich kann die Information ja auch von denen bekommen haben. Ihr Name wird nicht fallen. Jedenfalls danke ich Ihnen für den Hinweis."
„Keine Ursache, Leutnant. Schließlich bin ich wie jeder Bürger von Apron Town daran interessiert, daß dieser scheußliche Mord aufgeklärt wird."
Derek blickte dem Wirt in die Augen. „Was bringt Sie auf den Gedanken, daß Sutton oder Bender in die Geschichte verstrickt sein könnten?“
Pollack hob abwehrend beide Hände. „Das habe ich nicht behauptet!" erklärte er.
„Schon gut", sagte Derek und ließ den Motor an. „Gute Nacht, Mr. PolLack!"
Zehn Minuten später stand Derek vor der Tür des Hauses Lincoln Street 33. Eine ältere mürrisch aussehende Frau öffnete und fragte nach seinem Begehr.
„Leutnant Cheerwater", stellte er sich vor. „Ist Mr. Bender zu Hause?“
„Der ist abgehauen", sagte die Frau, die beim Sprechen zwei Reihen schadhafter Zähne entblößte. „Hat er das Geld geklaut?"
„Welches Geld?"
„Er stand bei mir mit zwei Monatsmieten in der Kreide, und heute hat er auf einmal bezahlt. Ja, und dann hat er seinen Koffer gepackt und ist abgereist."
„Wann?"
„Vor einer Stunde."
„Hat er gekündigt?"
„Nein, er sagte, daß er zurückkommen würde."
„Einen Termin hat er nicht genannt?"
Die Alte schüttelte den Kopf.
„Wissen Sie, wohin er gereist ist?" fragte Derek.
„Keine Ahnung, Leutnant."
„Danke, das genügt."
„He, Leutnant, hat er was verbrochen?'“
„Nein, nein..."
„Sie wollen's mir nicht sagen, was?"
„Das mit dem Geld geht in Ordnung", erklärte Derek. „Ich wollte nur eine Auskunft von ihm."
„Ach so." Die Frau schien enttäuscht. „Gute Nacht, Leutnant."
Derek fuhr nach Hause. Es war halb zehn Uhr, als er die Küche betrat. Claire stand in Shorts und einer weißen Bluse am Spülbecken und trocknete Geschirr. Sie blickte kaum auf, als er hereinkam.
„Hungrig?" fragte sie.
Er öffnete den Kühlschrank und nahm eine Flasche Bier heraus. „Ich hab' ein paar Sandwiches im Büro gegessen."
„Und ich habe einen Auflauf im Herd stehen!" sagte sie ärgerlich, „Hättest du mich nicht anrufen können?"
Er öffnete die Bierflasche und setzte sie an die Lippen. Nachdem er einen Schluck genommen hatte, sagte er: „Reg“ dich nicht auf. Ich kann noch immer etwas vertragen. Aber mach' das Essen gleich fertig. Ich muß noch mal weg."
„Wohin?"
„Es ist dienstlich."
„Hast du plötzlich Geheimnisse vor mir?"
„Lieber Himmel, du wirst dir denken können, daß ich im Moment viel zu tun habe. Die ganze Stadt krallt sich an mir fest und verlangt, daß ich den Mörder finde."
„Das ist schließlich dein Job, oder?"
„Du brauchst mich über meine Aufgabe nicht zu belehren, verdammt noch mal!" erwiderte er gereizt. Dann taten ihm die Worte und der Ton, in dem er sie geäußert hatte, plötzlich leid. „Was ist denn bloß los mit uns?" fragte er und blickte Claire in die Augen. „Warum, ist es nicht mehr wie früher? Habe ich etwas falsch gemacht? Bist du unzufrieden mit mir?"
Claire seufzte. Sie strich sich mit dem Handrücken über die Stirn. „Ach, Derek, es ist ja auch meine Schuld. Laß uns Weggehen aus Apron Town, bitte!"
„Weggehen?" fragte er erstaunt. „Ja, wohin denn?"
„Irgendwohin. Laß dich versetzen. Du bist doch tüchtig, nicht wahr? Du findest überall eine Stellung, und wenn es gar nicht anders geht, dann wechselst du eben den Beruf."
„Den Beruf wechseln?" fragte er erstaunt. „Ist dir ein Detektivleutnant nicht gut genug? Ach ja, ich weiß schon,
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