Die Gelbe Maske Kommissar Morry
amouröses Abenteuer. Das ist alles, was ich dazu sagen kann."
„Ich habe verstanden. Wir bleiben also!"
„Ja, wir bleiben."
„Nun gut, Leutnant, ich habe dich gewarnt!"
„Sie kommen spät, Leutnant", sagte Bryan Sutton, der den Besucher in seinem Arbeitszimmer empfing und ihm kurz die Hand gab. „Demnach handelt es sich um etwas besonders Wichtiges?"
„Ja, ich denke schon."
Bryan Sutton trug eine blauseidene Hausjacke mit einem roten, türkisch gemusterten Schal aus dem gleichen Stoff. Derek fand, daß auch der Industrielle einen ziemlich müden, abgespannten Eindruck machte. „Wollen Sie nicht Platz nehmen? Wie Sie sehen, habe ich hier bei einem Glas Whisky noch einige Papiere durchgesehen. Für einen Mann in meiner Stellung gibt es leider keinen Feierabend. Sie machen mir doch die Freude, und leisten mir beim Trinken Gesellschaft?" Er holte ein Glas und füllte es mit Eis und Whisky, ohne Dereks Erwiderung abzuwarten. Derek setzte sich an den kleinen runden Tisch. Er versuchte einen Blick auf die Papiere zu erhaschen, die neben Suttons Glas lagen, aber er konnte nicht erkennen, was auf den maschinengetippten Seiten stand.
„Kennen Sie Duff Bender?" fragte er, nachdem Sutton ihm das Glas gereicht hatte.
Sutton setzte sich. „Das will ich meinen! Wir sind zusammen in die gleiche Klasse gegangen."
„Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen?"
„Was ist los mit ihm?" fragte Sutton stirnrunzelnd. „Ist ihm etwas zugestoßen?"
„Sie haben meine Frage nicht beantwortet."
Sutton lächelte plötzlich matt. „Hat Pollack gequatscht?" fragte er. „Das sieht ihm ähnlich!"
„Ich weiß, daß Sie Bender heute Nachmittag getroffen und ihm tausend Dollar gegeben haben. Bestreiten Sie das?“
Suttons Lächeln wurde breiter. „Weshalb sollte ich eine Tatsache in Abrede stellen? Sie sind gut informiert, Leutnant. Prost!"
Die beiden Männer tranken. Dann sagte Derek: „Es ist selbstverständlich Ihre Sache, mit wem Sie sich treffen, und wem Sie Geld schenken,"
„Wer sagt Ihnen, daß ich es verschenkt habe?" unterbrach Sutton.
„— oder meinetwegen Geld leihen", fuhr Derek fort. „Sie müssen aber verstehen, daß ich mich im gegenwärtigen Zeitpunkt dafür interessiere. Duff Bender war ein Mitglied der Gruppe, der auch Myers, Rimey und Sie angehörten, nicht wahr?"
„Ja, das stimmt. Aber, wie schon häufiger erwähnt, das liegt nun mehr als zwanzig Jahre zurück."
„Sie wollten heute doch Apron Town verlassen, nicht wahr? Weshalb sind Sie nicht gefahren?"
„Ich habe es mir anders überlegt."
„Sie möchten, wenn ich Sie recht verstehe, nicht darüber sprechen?"
„Weshalb nicht? Ich habe einen Anruf bekommen. Von dem gleichen Mann, wissen Sie. Er teilte mir mit, daß ich bis auf weiteres von ihm nichts zu befürchten hätte."
„Interessant, und das erfahre ich erst jetzt?"
„Ich weiß, daß ich Sie hätte anrufen sollen. Ich habe es sogar zweimal versucht, aber die Leitung war immer besetzt."
„Was Sie nicht sagen!"
„Soll das heißen, daß Sie mir nicht glauben?" fragte Sutton und straffte den Oberkörper.
„Oh, ich glaube Ihnen schon. Aber weshalb haben Sie es nicht ein drittes und viertes Mal versucht? Als der Mann Sie bedrohte, sind Sie höchstpersönlich, zu uns gekommen."
„Ja ja, das war doch etwas anderes. Außerdem war ich davon überzeugt, Sie bei Ihrer Arbeit nur zu stören. Gibt es etwas Neues zu berichten?"
„Hm. Al Rimey wurde ermordet."
Sutton sah nicht überrascht aus. „Sie haben seinen Wagen untersuchen lassen?"
„Ja. Irgend jemand hat sich an den Bremsen zu schaffen gemacht."
„Schlecht für Sie, was?" fragte Sutton.
„Ich hatte keinen Auftrag, Al Rimeys Unfalltod zu untersuchen", erklärte Derek.
„Aber Sie sind in gewisser Weise verantwortlich für alles, was in und um Apron Town geschieht. Warten Sie mal ab, was morgen die Zeitung schreiben wird. Ich wette, die Presse wird mit Ihnen nicht sehr zart verfahren!"
„Zum Teufel mit der Presse. Wir sind vom Thema abgekommen. Weshalb gaben Sie Bender das Geld?"
„Unter uns gesagt: ich wollte, daß er aus Apron Town verschwindet."
„Warum?"
„Da fragen Sie noch? Es gibt keinen Zweifel, daß der unbekannte Mörder aus irgendeinem Grund die Absicht hat, die Überlebenden der Freundesclique von damals auszurotten. Bender tat mir leid. Er ist ziemlich mittellos. Ich wollte ihm eine Chance geben, der Gefahr zu entrinnen."
„Wirklich rührend!"
„Wollen Sie sich lustig über mich
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