Die Gelbe Maske Kommissar Morry
machen?"
„Im Gegenteil. Aber ich möchte Ihnen den Vorwurf machen, daß Sie nicht mit offenen Karten spielen."
„Was soll das heißen?"
„Sie verheimlichen uns etwas!"
„Warum sollte ich das tun?"
„Das wissen Sie besser als ich. Hören Sie, Sutton. Sie mögen ein geachteter, erfolgreicher und ungemein tüchtiger Mann sein. Aber das allein genügt nicht, um einen Polizisten zu beeindrucken. Irgend etwas ist hier faul. Was geht Sie im Grunde genommen Benders Schicksal an? Wenn Ihnen an dessen Sicherheit gelegen sein sollte, hätten Sie uns ja informieren können. Statt dessen treffen Sie sich mit Bender in einer obskuren Kneipe und zahlen ihm tausend Dollar, damit er aus Apron Town verschwindet. Sie schicken ihn weg und bleiben selber zurück!"
„Sie kennen ja den Grund meines Bleibens. Der Unbekannte hat mir versichert, daß für mich keine unmittelbare Gefahr mehr besteht."
„Hat er auch eine Erklärung für seine plötzliche Sinnesänderung gegeben?"
„Nein."
„Ist Ihnen nicht schon der Gedanke gekommen, daß der Unbekannte geblufft haben kann? Daß er nur auf seine Weise versuchen wollte, Ihre geplante Flucht zu unterbinden?"
„Wenn es ihm darum gegangen wäre, hätte er ja auf den ersten Anruf verzichten können!"
„Ja, das stimmt."
Sutton nahm einen Schluck aus seinem Glas. „Es ist eine ganz verzwickte Geschichte. Wenn ich nur wüßte, was sich dahinter verbirgt."
Derek lächelte spöttisch. „Spielen Sie mir kein Theater vor, Sutton. Sie wissen ganz genau, was dahinter steckt! Sie wissen, warum der Mörder zugeschlagen hat!"
„Bitte?" Sutton schluckte. „In diesem Ton können Sie nicht mit mir sprechen, Leutnant.
Sie scheinen zu vergessen, wem Sie gegenüber sitzen."
„Ich vergesse das keine Sekunde. Ich vergesse aber euch nicht meinen Auftrag. Sie wissen genau, warum der Mörder nach Apron Town gekommen ist. Bender weiß es auch. Sie haben befürchtet, daß ich Bender in die Mangel nehme. Um zu vermeiden, daß er mir Dinge erzählt, die Sie gern unter dem Hut behalten möchten, haben Sie ihn weggeschickt. Das war der Grund! Ich weiß nämlich zufällig, daß Sie heute Nachmittag auch bei Louis Ward waren, einem weiteren Ex-Kumpel Ihrer Freundesclique von damals."
„Stimmt, ich habe ihn gewarnt."
„Ich wette, Sie haben ihm gleichfalls einen hübschen Brocken Geld auf den Tisch gelegt. Damit er den Mund hält, falls die neugierige Polizei kommt."
Sutton erhob sich. Sein Gesicht wirkte kühl und abweisend. „Es tut mir sehr leid, Leutnant, aber ich bedaure, Ihnen nicht länger zur Verfügung stehen zu können. Ich werde mich morgen bei dem Sheriff beschweren. Ihr Benehmen ist nicht dazu angetan, dem Amt, das Sie bekleiden, zur Ehre zu gereichen."
Derek stand auf, „Ich werde den Mörder finden, Mr. Sutton. Das schwöre ich Ihnen!"
„Niemand wünscht das sehnlicher als ich, Leutnant. Sie befinden sich aber in einem verhängnisvollen Irrtum, wenn Sie glauben, daß Sie zur Erreichung dieses Zieles unbescholtene Bürger verleumden und beschimpfen müssen."
Derek grinste lustlos. „Sie hätten einen guten Schauspieler abgegeben, Sutton."
„Was soll das heißen?"
„Sie sind ein Lügner, Mr. Sutton, nicht mehr und nicht weniger. Vielleicht sind Sie sogar noch mehr, vielleicht sind Sie etwas noch Schlimmeres, aber ein Lügner sind Sie ganz bestimmt!"
Sutton war rot angelaufen. „Das werden Sie mir büßen, Leutnant! Ich räume niemand das Recht ein, mich ungestraft einen Lügner zu nennen."
„Was würden Sie davon halten, wenn ich Ihnen einen Beweis meiner Worte bringe?"
„Da bin ich wirklich neugierig!"
„Ihre Telefonleitung wird seit gestern überwacht ; wir hielten es nicht für notwendig, Sie davon zu unterrichten. Der Zweck unserer Aktion ist klar. Wir hofften, der Unbekannte würde erneut anrufen, so daß wir feststellen konnten, von wo er spricht. Aber er hat nicht angerufen. Ihre Behauptung von vorhin ist also eine Lüge."
Sutton schluckte. Er schaute hilflos umher, als suche er für seine Blicke einen Haltepunkt. Plötzlich, als sein Blick das Fenster streifte, zuckte er zusammen: „Da!" rief er und streckte den Arm aus. „Sehen Sie!"
Derek war mit einem Satz an der Balkontür. Er wollte sie öffnen, aber sie ging nicht auf. „Zum Teufel!" keuchte er. „Warum ist das Ding verschlossen?"
Sutton war mit ein paar Schritten hinter ihm. „Ich habe sämtliche Türen, die nach draußen weisen, abgeschlossen", erklärte er. „Sie verstehen, warum. Ich
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