Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
Vom Netzwerk:
was daraus geworden ist.«
    »Sie hat es doch gut getroffen, findest du nicht?«
    »Ja. Sie hat reich geheiratet, wenn du das gut getroffen nennst. Aber ohne das Geld ihres Mannes ist sie ein Nichts!«
    »Du gehst ziemlich hart mit ihr ins Gericht!«
    »Nein! Ich lasse mich nur nicht von ihr blenden … Und du solltest auch langsam damit aufhören.«
    Joséphine erinnerte sich an Iris’ aggressiven Ton neulich im Schwimmbad. Und vor ein paar Tagen abends am Telefon, als Jo versucht hatte, ihr Anregungen für ihren Roman zu geben … Ich werde dir helfen Iris, ich werde Geschichten für dich finden, Urkunden, dann brauchst du nur noch zu schreiben! Da fällt mir ein, weißt du eigentlich, wie man im Mittelalter ein landesherrliches Hoheitsrecht nannte? Und als sie nicht antwortete, hatte Jo hinzugefügt: »Regal«, das hieß »Regal«! Ist das nicht witzig? Und dann … dann … hatte Iris, ihre Schwester, ihre geliebte Schwester, geantwortet … Du kotzt mich an, Jo, du kotzt mich wirklich an! Du bist so …! Und hatte aufgelegt. So was?, hatte sich Jo gefragt. Sie hatte eine solche Gehässigkeit in diesem »du kotzt mich an, Jo« gehört. Das würde sie Shirley nicht erzählen, damit würde sie ihr bloß recht geben. Iris musste unglücklich sein, wenn sie so reagierte. Das ist es, sie ist unglücklich …, hatte Jo wiederholt, während sie dem Besetztzeichen lauschte, das in der Stille widerhallte.
    »Sie ist so nett zu den Mädchen.«
    »Das ist für sie ja auch kein Problem!«
    »Du konntest sie noch nie leiden, ich weiß gar nicht, warum.«
    »Und deine Hortense … Wenn du die nicht an die Kandare nimmst, endet sie genau wie ihre Tante. Die ›Frau von …‹ zu sein ist kein Beruf! Wenn Philippe Iris eines Tages sitzen lässt, hat sie nichts mehr, dann steht sie nackt da.«
    »Er wird sie niemals sitzen lassen, er ist verrückt nach ihr.«
    »Woher weißt du das so genau?«
    Jo antwortete nicht. Seit sie für Philippe arbeitete, hatte sie ihn besser kennengelernt. Wenn sie seine Kanzlei in der Avenue Victor Hugo aufsuchte, sah sie immer nach, ob seine Bürotür offen stand, und wenn das der Fall war, schaute sie kurz bei ihm herein. Neulich hatte sie ihn sogar zum Lachen gebracht … Muss man auf eine Fernbedienung drücken, damit du von deinen Akten aufschaust?, hatte sie von der Tür aus gefragt. Er hatte sie hereingewinkt.
    »Noch eine Viertelstunde, dann wasche ich die Farbe aus«, sagte Denise, die Coloristin, während sie die silbernen Päckchen mit der
Spitze ihres Kamms etwas auseinanderschob. »Die Farbe greift gut, es wird super aussehen! Und Sie«, wandte sie sich an Shirley, »Sie hole ich in zehn Minuten ans Becken.«
    Mit wiegenden Hüften ging sie in ihrer roten Bluse davon.
    »Sag mal …«, fragte Jo, während sie Denises Hintern nachschaute, »hat Mylène nicht früher hier gearbeitet?«
    »Doch. Sie hat mir einmal die Nägel gemacht. Sehr gut, übrigens. Hast du in letzter Zeit etwas von Antoine gehört?«
    »Nein. Aber die Mädchen …«
    »Das ist das Wichtigste. Antoine ist ein anständiger Kerl. Etwas schwach, leicht zu beeindrucken. Noch so einer, der nie richtig erwachsen geworden ist.«
    Als sie Antoines Namen hörte, spürte Jo, wie sich ihr Magen zusammenzog. Ein großes schwarzes Etwas stürzte sich auf sie und packte sie an der Gurgel: der Kredit! Eintausendfünfhundert Euro pro Monat! Monsieur Faugeron … Die Bank! Nach der Rate, die im Januar fällig wurde, blieb ihr nichts mehr von den achttausendundzwölf Euro. Sie hatte ihr letztes Geld ausgegeben, um Geschenke für Gary und Shirley zu kaufen. So, wie die Dinge jetzt standen, hatte sie gedacht, machen die paar Euro mehr auch nichts mehr aus … Und sie freute sich schon jetzt auf Garys Gesicht, wenn er es auspackte.
    Sie rutschte in ihrem Stuhl nach unten und brachte die säuberlich angeordneten Alu-Päckchen durcheinander.
    »Geht’s dir nicht gut?«
    »Doch, doch …«
    »Du bist ja kreidebleich … Möchtest du eine Zeitschrift?«
    »Ja … danke!«
    Shirley reichte ihr die Elle . Jo schlug sie auf. Doch sie konnte nicht lesen. Eintausendfünfhundert Euro. Eintausendfünfhundert Euro. Shirley wurde abgeholt und zum Waschbecken gebracht.
    »In fünf Minuten sind Sie dran«, sagte das junge Mädchen.
    Joséphine nickte und zwang sich, ihre Aufmerksamkeit auf die Zeitschrift zu richten. Sie las sonst nie Frauenmagazine. Sie betrachtete die Titelseiten an den Zeitschriftenkiosken oder entzifferte in der

Weitere Kostenlose Bücher