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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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wurde. »Das ist modern, gleichzeitig wunderbar altmodisch, drollig, naiv, gewitzt und volkstümlich! Sie sollten noch eine Prise Geheimnis hinzufügen, dann ist es perfekt … Die Leute sind ganz verrückt nach Romanen, die die französische Geschichte, Religion, Morde, Liebe, Gott und den Teufel miteinander verknüpfen … Aber Sie wissen selbst am besten, was Sie tun, ich will Sie gar nicht beeinflussen! Was ich bisher gelesen habe, hat mich vollkommen überzeugt. Um ehrlich zu sein, ich hätte nie gedacht, dass sich in einem so hübschen Kopf so viel Gelehrsamkeit und Talent verbergen könnten … Und wie sind Sie bloß auf diese Geschichte mit den verschiedenen Stufen der Demut gekommen? Das ist großartig! Einfach großartig! Eine Frau, die sich quält, um ein demütiges, gottgefälliges Leben zu führen, zur Heldin wider Willen zu machen! Wirklich ein genialer Einfall!« Und vor lauter Begeisterung hatte er nach ihren Händen gegriffen und sie schwungvoll geschüttelt. Dann hatte er ihr den Scheck gegeben und hinzugefügt, dass er ihr den Rest überweisen werde, sobald sie es wünsche. Iris hatte es vorgezogen, Joséphine dieses Detail zu verschweigen. Mit klopfendem Herzen und wackligen Knien hatte sie Serruriers Büro verlassen.
    »Wo hast du eigentlich diese Sache mit den verschiedenen Stufen der Demut her?«, fragte sie und bemühte sich, ihre Bewunderung zu verbergen.
    »Aus der Regel des heiligen Benedikt … Ich dachte, das wäre ganz passend für ein junges Mädchen, das davon träumt, sein Leben Gott zu weihen. Sie übt sich darin, eine bescheidene Magd im Dienste der Menschen zu sein, und erklimmt so demütig Stufe um Stufe …«
    »Und was hat es mit dieser Regel auf sich? Das musst du mir unbedingt noch erklären …«
    »Dem heiligen Benedikt zufolge gibt es mehrere Stufen der Selbstverleugnung, die man erklimmen muss, um zur Vollendung und zu Gott zu gelangen. Das nennt er die Leiter der Demut. In der Bibel
steht: ›Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.‹ Auf den ersten Stufen wird von dir verlangt, deine Begierden und deinen Egoismus zu zügeln und Gott in allem zu gehorchen. Dann lernst du zu geben, diejenigen zu lieben, die dich rügen oder verleumden, du lernst geduldig und gut zu sein. Die sechste Stufe bedeutet, mit den einfachsten und niedrigsten Lebensumständen zufrieden zu sein. In allem, was ihm aufgetragen wird, hält sich der Mönch für einen schlechten und unfähigen Arbeiter. Immer wieder bekennt er seine Schuld und sagt sich: ›Zu nichts bin ich geworden und verstehe nichts. Wie ein Lasttier bin ich vor dir, mein Gott, und bin doch immer bei dir.‹ Auf der siebten Stufe genügt es nicht mehr, mit den Lippen zu bekennen: ›Ich bin der Niedrigste und Geringste von allen‹, man muss es auch aus tiefstem Herzen glauben. Und so geht es immer weiter … bis zur zwölften Stufe, wo du nur noch eine armselige Schabe im Dienste Gottes und der Menschen bist und wächst, indem du dich selbst vernichtest. Am Anfang des Buchs, bevor ihre Eltern sich einmischen, träumt meine Heldin davon, die Regel des heiligen Benedikt zu leben …«
    »Diese Idee fand er großartig!«
    »Charles de Foucauld zum Beispiel hat sich sein Leben lang erniedrigt. Auch die heilige Thérèse von Lisieux …«
    »Sag mal, Jo, du wirst doch jetzt nicht noch zur Mystikerin, oder? Pass bloß auf, sonst landest du noch im Kloster!«
    Joséphine zog es vor, nicht darauf zu antworten.
    »Aber«, setzte Iris nach längerem Schweigen wieder an, »wenn du schon beschlossen hast, auf den Spuren der Heiligen zu wandeln, warum verzeihst du dann nicht auch unserer Mutter?«
    »Weil ich erst auf der ersten Stufe angekommen bin … Ich bin nur eine bescheidene Schülerin! Und außerdem geht es hier nicht um mich, sondern um meine Heldin. Das solltest du nicht verwechseln!«
    Iris schüttelte lachend den Kopf.
    »Du hast recht! Ich bringe alles durcheinander. Jedenfalls hat ihm deine Idee gefallen, und das ist doch das Wichtigste. Und auch der Vorname deiner Heldin! Florine! Das klingt hübsch … Trinken wir ein Glas Champagner auf Florines Wohl?«
    »Nein, danke. Ich muss einen klaren Kopf behalten, wenn ich heute
Nachmittag noch arbeiten will. Wann will er mein Buch denn veröffentlichen?«
    »Unser Buch … vergiss das nicht, Joséphine! Und wenn es erst einmal erschienen ist, dann ist es MEIN Buch. Du darfst dich auf keinen Fall

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