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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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verplappern.«
    Joséphine verspürte einen leisen Stich. Die Geschichte, Florine, ihre Eltern und ihre Ehemänner waren ihr bereits ans Herz gewachsen. Abends im Bett dachte sie sich Namen für sie aus, wählte die Farbe ihrer Haare und ihrer Augen, entwickelte ihren Charakter, erfand für sie ein Leben, eine Vergangenheit, eine Gegenwart, zeichnete einen Bauernhof, eine Burg, eine Mühle, einen Laden, saß an der Seite von Rittern auf einem tänzelnden Ross, lernte Brot zu backen, begann mit der Arbeit an einem aufwendigen Bildteppich, lebte ihr Leben und konnte darüber kaum einschlafen. Es ist meine Geschichte, hätte sie ihrer Schwester am liebsten gesagt.
    »Jetzt haben wir Februar … Ich vermute, er will es im Oktober oder November herausbringen. Im September erscheinen viel zu viele Bücher, da geht es unter! Du musst das Manuskript im Juli abgeben. Also bleiben dir noch fünf, sechs Monate, um es zu schreiben … Das reicht doch, oder?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Joséphine verletzt, weil ihre Schwester sie wie eine Sekretärin behandelte.
    »Das schaffst du ganz bestimmt. Hör auf, dir Sorgen zu machen! Aber vor allem, Jo, kein Sterbenswörtchen zu irgendjemandem! Wenn unser Plan aufgehen soll, dürfen wir mit niemandem, wirklich niemandem darüber reden. Hast du mich verstanden …?«
    »Ja«, seufzte Jo leise.
    Sie hätte ihre Schwester am liebsten zurechtgewiesen, das ist kein »Plan«, von dem du da redest, sondern mein Buch … Mein Gott, dachte sie, ich bin viel zu empfindlich, ich nehme mir alles zu Herzen, jede beiläufige Bemerkung schmerzt.
    Iris winkte dem Kellner und bestellte ein Glas Champagner. »Nur eins?«, fragte er verwundert.
    »Ja, ich muss allein feiern.«
    »Ich würde jederzeit gern mit Ihnen feiern«, sagte er und warf sich in die Brust.
    Iris sah ihn mit ihren großen blauen, verwirrten Augen an, und der Kellner ging leise vor sich hin pfeifend davon: »Die Liebe von Zigeunern stammet, fragt nach Rechten nicht, Gesetz und Macht; liebst du mich nicht, bin ich entflammet, und wenn ich lieb, nimm dich in Acht.«
     
    »Na, immer noch nichts?«
    »Nichts, absolut nichts … langsam geb ich die Hoffnung auf!«
    »Ach was, das ist doch ganz normal. Du nimmst seit Jahren die Pille, und jetzt glaubst du, du brauchst nur mit dem Finger zu schnipsen, und – schwups! – schon ist da ein kleiner Embryo! Nur Geduld! Das Knirpschen wird schon kommen, aber alles braucht seine Zeit.«
    »Vielleicht bin ich ja auch schon zu alt, Ginette … fast neununddreißig. Und Marcel dreht noch durch!«
    »Ihr seid wirklich lustig, ihr zwei, man könnte fast meinen, ein frisch verheiratetes Paar. Ihr versucht es doch erst seit knapp drei Monaten!«
    »Er lässt mich massenhaft Untersuchungen machen, um rauszukriegen, ob bei mir alles in Ordnung ist. Dabei braucht mich ein Mann doch nur anzusehen, und schon bin ich schwanger!«
    »Du warst schon mal schwanger?«
    Josiane nickte ernst.
    »Dreimal hab ich schon abgetrieben! Und darum …«
    »Darum hat er Angst, dass womöglich was kaputtgegangen ist.«
    »Bist du wahnsinnig? Ich hab ihm nichts davon gesagt! Halt ja den Mund!«
    »Du hast ’nen kleinen Grobz abgetrieben?«, fragte Ginette verdattert.
    »Was glaubst du denn? Hätt ich vielleicht einen auf Jungfrau Maria machen sollen? Ich hatte keinen Josef dazu! Und auf Marcel konnte ich mich doch nicht verlassen, der bibbert wie Wackelpudding, wenn’s um den Zahnstocher geht … Wenn der vor seiner Alten steht, hat er so viel Rückgrat wie ’n Schluck Wasser! Sogar jetzt frage ich mich noch, ob das alles richtig ist. Wer sagt mir, dass er meinen Kleinen wirklich anerkennt, wenn er mich erst mal geschwängert hat?«
    »Das hat er dir doch versprochen.«
    »Du weißt ganz genau, dass Versprechen nur für die gelten, denen man sie macht.«
    »Du übertreibst, Josiane. Nicht diesmal! Er ist völlig aus dem Häuschen, er spricht von nichts anderem mehr, er macht Diät, fährt Fahrrad, isst nur noch Biofutter, hat aufgehört zu rauchen, misst morgens und abends seinen Blutdruck, kennt alle Kataloge für Babyausstattung, fehlte nur noch, dass er die Strampelanzüge selbst anprobiert!«
    Josiane sah sie zweifelnd an.
    »Wenn du meinst … Wir werden ja sehen, was passiert, wenn er den kleinen Samen erst mal gepflanzt hat. Aber ich schwör dir, wenn er noch einmal vor dem Zahnstocher einknickt, explodier ich und jag sie alle miteinander in die Luft, den Vater und auch das Kind.«
    »Achtung, er

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