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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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gesamte Zeit damit, seine Fabriken zu verlagern, Mittelsmänner zu finden, die ihm fix und fertig eingerichtete Werke und die entsprechenden Arbeiter dazu verkauften; rechts und links Schmiergelder zu verteilen, sich mit den örtlichen Sitten und Gebräuchen vertraut zu machen, und kaum hatte er sich irgendwo niedergelassen, da musste er auch schon wieder weiterziehen. Immer weiter nach Osten. Gegen den Lauf der Sonne. Nach Polen und Ungarn war nun die Ukraine an
der Reihe, sich zu öffnen und darzubieten. Eigentlich könnte er auch gleich nach China gehen! Aber China war weit weg. Und schwierig. Er betrieb dort bereits mehrere Fabriken. Er brauchte eine rechte Hand. Und Marcel junior ließ immer noch auf sich warten! Ich halt nicht durch, bis er volljährig ist …
    Er seufzte und konzentrierte sich wieder auf die Argumente des Ukrainers. Schenkte ihm Whisky nach, gab zwei Eiswürfel dazu, reichte ihm mit einem breiten Lächeln das Glas und schob ihm gleichzeitig den Vertrag über den Tisch. Der Mann hob sich mit einer Hinterbacke vom Stuhl, um das Glas entgegenzunehmen, holte einen Füllfederhalter heraus, zog die Kappe ab. Geschafft, dachte Marcel, geschafft! Er unterschreibt. Aber der Mann zögerte … fischte einen dicken Umschlag aus seiner Jacketttasche, hielt ihn Marcel hin und sagte: »Das sind Kosten für meine Reise, Sie können übernehmen?«
    »Selbstverständlich«, entgegnete Marcel, öffnete den Umschlag und warf einen raschen Blick auf das Bündel zerknitterter Belege. Restaurantrechnungen, eine gigantische Hotelrechnung, Rechnungen bekannter Markenboutiquen, eine Kiste Champagner, Parfüms von Yves Saint Laurent, ein Ring und ein Armband von Mauboussin. Alle Rechnungen waren auf den Namen Marcel Grobz ausgestellt. Raffiniert, dieser Ukrainer! Er brauchte nur noch zu bezahlen und mit einer Unterschrift für die Eskapaden dieses fetten Schweins zu blechen! »Selbstverständlich!«, versicherte er und zwinkerte dem Ukrainer, der mit erhobenem Stift abwartete, zu, »überhaupt kein Problem, ich leite das an meine Buchhaltung weiter und übernehme alles.« Er verstärkte sein Lächeln, um dem reglos dasitzenden Mann zu signalisieren, dass alles geklärt sei. Warum unterschreibt er nicht endlich, was will er denn noch? Der Mann wartete, und in seinen kleinen Augen funkelte zornige Ungeduld. »Überhaupt kein Problem, Sie sind mein Freund und … von jetzt an sind Sie jedes Mal, wenn Sie nach Paris kommen, mein Gast.«
    Der Mann lächelte und entspannte sich, seine Augen verengten sich zu zwei lichtlosen Schlitzen, er ließ die Feder auf den Vertrag hinabsinken und unterschrieb.
     
    Philippe Dupin legte die Füße auf seinen Schreibtisch und begann mit der Lektüre einer Akte, die Caroline Vibert an ihn weitergereicht hatte. Sie hatte einen Zettel dazugelegt: »Wir stecken in einer Sackgasse, wir müssen dem Klienten raten zu expandieren, aber er sträubt sich gegen die Investition, dabei ist eine Fusion ganz offensichtlich das Einzige, was seine Firma noch retten kann, der französische Markt ist zu klein geworden für zwei konkurrierende Firmen dieser Art…« Er seufzte und fing ganz vorne an. Die französische Textilindustrie stand vor dem Aus, das war klar, aber eine Firma wie Labonal überlebte und machte Gewinn, weil sie sich auf die Produktion hochwertiger Socken spezialisiert hatte. Die französischen Firmen mussten sich auf Luxus und Qualität konzentrieren und die unteren Preisklassen den Chinesen überlassen. Jedes europäische Land musste sich auf seine speziellen Fähigkeiten besinnen, um in Zeiten der Globalisierung bestehen zu können. Aber das kostete Geld: für den Kauf neuer Maschinen, die Anmeldung von Patenten, Investitionen in Forschung und Werbung. Wie sollte man das ihrem Klienten beibringen? Seine Kollegen verließen sich darauf, dass er die entscheidenden Argumente fand. Er streifte die Schuhe ab und wackelte mit den Zehen. Die Socken waren von Labonal, bemerkte er. Die Engländer haben das längst begriffen. Sie haben keine Schwerindustrie mehr, sondern konzentrieren sich voll und ganz auf den Dienstleistungssektor, und ihr Land boomt wie verrückt. Er seufzte. Er liebte sein gutes, altes Frankreich, aber er musste ohnmächtig mit ansehen, wie die besten Firmen untergingen, weil es ihnen an Beweglichkeit, Fantasie und Mut fehlte. Man müsste die Mentalität ändern, Aufklärung betreiben, die Menschen überzeugen, aber kein Wirtschaftsführer wollte dieses Risiko eingehen.

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