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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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Das Risiko, eine Viertelstunde lang unbeliebt zu sein, um die erfolgreiche Zukunft zu sichern. Das Telefon klingelte. Die direkte Verbindung zu seiner Sekretärin.
    »Ein gewisser Mister Goodfellow möchte mit Ihnen reden. Er sagt, es sei wichtig … Er lässt sich nicht abweisen.«
    Philippe richtete sich auf und runzelte die Stirn.
    »Schon gut. Stellen Sie ihn durch …«
    Er hörte ein Klicken und dann die Stimme von John Goodfellow, hastig, abgehackt, halb Englisch, halb Französisch.
    » Hello, Johnny. How are you?«
    » Fine, fine. Wir sind aufgeflogen, Philippe …«
    »Was soll das heißen: aufgeflogen?«
    »Ich werde beschattet, ich bin mir ganz sicher … Jemand hat einen Detektiv auf mich angesetzt.«
    »Sicher?«
    »Ich habe es überprüft … Der Kerl ist Privatdetektiv. Ich bin ihm selbst gefolgt. Nicht besonders gut, der Typ. Ein Amateur. Ich habe seinen Namen und weiß, wo er arbeitet. Ein Pariser Büro. Ich muss ihn nur noch identifizieren … Was machen wir?«
    »Wait and see!« , antwortete Philippe. »Just give me his name and the number where I can reach him and I’ll take care of him …«
    »Machen wir weiter, oder blasen wir alles ab?«, wollte John Goodfellow wissen.
    »Natürlich machen wir weiter, Johnny.«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen.
    »Wir machen weiter, Johnny. Okay? Ich kümmere mich um den Rest … Nächsten Montag in Roissy, wie abgesprochen.«
    »Okay …«
    Wieder ein Klicken, und Philippe legte auf. Er wurde also verfolgt. Wer hatte ein Interesse daran, ihn beschatten zu lassen? Weder er noch Goodfellow schadeten jemandem mit ihrem Tun. Es war eine Privatangelegenheit. Hundertprozentig privat. Ein Klient, der ihm nachspionieren ließ, um ihn zu erpressen? Möglich war alles. Manche Akten seiner Kanzlei betrafen wichtige Vorgänge. Manchmal entschied sein Wort über das Schicksal Hunderter Arbeiter. Er blickte auf den Zettel, auf dem er den Namen des Detektivs und die Nummer seines Büros notiert hatte, und beschloss, später anzurufen. Er hatte keine Angst.
    Er wandte sich wieder seiner Akte zu, doch es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren. Oft verspürte er den Drang, einfach alles hinzuschmeißen. Mit achtundvierzig Jahren hatte er sein Können unter Beweis gestellt. Er hatte ein Vermögen verdient, die Zukunft gesichert, er konnte mehrere Generationen kleiner Dupins ernähren. Er dachte immer häufiger daran, seine Kanzlei zu verkaufen und nur noch hin und wieder als Berater tätig zu sein. Sich zur Ruhe zu setzen und nur
noch das zu tun, was ihm Spaß machte. Er wollte Zeit mit seinem Sohn verbringen. Alexandre wuchs heran und wurde mehr und mehr zu einem Fremden. Hallo, Papa! Wie geht’s, Papa? Dann verschwand er in seinem Zimmer. Eine schlaksige Bohnenstange mit Kopfhörern auf den Ohren. Wenn Philippe versuchte, sich mit ihm zu unterhalten, hörte er ihn gar nicht. Wer sollte es ihm verdenken? Meistens nahm er Akten mit nach Hause. Nach einem hastigen Abendessen zog er sich in sein Arbeitszimmer zurück und kam erst wieder heraus, wenn Alexandre schon im Bett war. Ganz zu schweigen von den Abenden, an denen Iris und er ausgingen. »Ich will nicht die Jugend meines Sohnes versäumen«, sagte er laut, während er die Spitzen seiner perfekt genähten Labonal-Socken musterte. Iris hat sie für mich gekauft. Sie kauft sie dutzendweise: blaue, graue, schwarze. Lange Socken. Halten gut an der Wade und verlieren beim Waschen nicht die Form. Vor kurzem hatte er eine Idee gehabt: Er würde seinem Sohn einen ausführlichen Brief schreiben. Er würde all das aufschreiben, was er ihm nicht sagen konnte, wenn er ihm gegenüberstand. Es ist nicht gut, dass der Junge nur von Frauen umgeben ist. Seine Mutter, Carmen, Babette, seine Cousinen Hortense und Zoé … Weit und breit nur Frauen! Er wird bald elf, und es wird Zeit, dass er aus diesem Harem herauskommt. Dass wir zusammen ins Fußballstadion gehen, zum Rugby, ins Museum. Ich habe ihn noch nie in den Louvre mitgenommen! Und seiner Mutter käme das ganz bestimmt nicht in den Sinn … Ich werde ihm einen langen Brief schreiben, hatte er sich vorgenommen, in dem ich ihm sage, dass ich ihn liebe und dass es mir leid tut, dass ich so wenig Zeit für ihn habe, ich werde ihm von meiner Kindheit erzählen, davon, wie ich in seinem Alter war, von Mädchen und Murmeln, wir spielten damals noch mit Murmeln, womit spielt er eigentlich? Nicht einmal das weiß ich. Philippe hatte sich einen privaten Laptop

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