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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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bitte, Monsieur Cortès, das ist wichtig …« Und ich? Bin ich vielleicht nicht wichtig?, hätte er beinahe in einem letzten trotzigen Aufbegehren gerufen. Aber er hatte sich zurückgehalten. Er hatte gewartet, bis Monsieur Faugeron auflegte und ihr Gespräch wiederaufnahm. »Ihre Frau macht ihre Sache doch sehr gut! Es gibt keinerlei Probleme mit Ihren Konten; am besten klären Sie alles mit ihr … Schließlich handelt es sich hier ja um eine Familienangelegenheit, und Sie scheinen eine sehr gefestigte Familie zu sein.« Dann war er durch einen weiteren Anruf unterbrochen worden. »Sie erlauben?« Diesmal hatte er sich nicht mehr entschuldigt. Beim dritten Mal hatte er wortlos abgehoben. Schließlich war er aufgestanden, hatte ihm die Hand gegeben und gesagt: »Es ist alles in bester Ordnung, solange Ihre Frau da ist, Monsieur Cortès …« Antoine war gar nicht dazu gekommen, ihm von seinen Schwierigkeiten mit Mister Wei zu erzählen.
    »Hier ist ja noch Winter.«
    »Ja«, antwortete Joséphine. »Wir haben März, das ist normal.«
    Es wurde bereits dunkel, die Straßenlaternen gingen an, und ein gestaltloses weißes Leuchten stieg zum schwarzen Himmel auf. Durch das Küchenfenster sah man jenseits des Flusses die Lichter von Paris. Als sie eingezogen waren, hatten sie oft zur großen Stadt hinübergeschaut und Zukunftspläne geschmiedet. Wenn wir erst in Paris wohnen, gehen wir ins Kino, ins Restaurant … Wenn wir erst in Paris wohnen, nehmen wir die Metro oder den Bus, dann lassen wir das Auto in der Garage stehen … Wenn wir erst in Paris wohnen, trinken wir Kaffee in verrauchten Bistros … Paris war zu einer Postkarte geworden, zum Sammelbecken all ihrer Träume.
    »Jetzt sind wir doch nie nach Paris gezogen«, sagte Antoine leise, und seine Stimme klang dabei so traurig, dass Joséphine Mitleid mit ihm bekam.
    »Ich fühle mich hier sehr wohl. Ich habe mich hier immer wohlgefühlt.«
    »Hast du etwas in der Küche verändert?«
    »Nein.«
    »Ich weiß nicht … Sie kommt mir irgendwie verändert vor.«
    »Es liegen noch mehr Bücher herum, das ist alles … Und der Laptop! Ich habe mir eine Arbeitsecke eingerichtet und den Toaster, den Wasserkocher und die Kaffeemaschine umgestellt.«
    »Das muss es sein …«
    Er schwieg erneut. Saß leicht gebeugt da. Berührte die Wachstuchdecke mit den Fingern und wischte einige Brotkrümel weg. Sie bemerkte ein paar weiße Haare in seinem Nacken und dachte, dass doch normalerweise die Schläfen als Erstes grau würden.
    »Antoine … warum hast du diesen Kredit aufgenommen, ohne mir etwas davon zu sagen? Das war nicht in Ordnung.«
    »Ich weiß. Nichts von dem, was ich in letzter Zeit mache, ist in Ordnung … Ich habe keine Entschuldigung dafür. Aber … verstehst du … als ich weggegangen bin, da dachte ich …«
    Er schluckte, als sei das, was er sagen wollte, zu schwer für ihn. Dann riss er sich zusammen.
    »Ich dachte, ich würde Erfolg haben und viel Geld verdienen, dann hätte ich dir alles zurückzahlen und dich sogar noch entschädigen können. Ich hatte große Pläne, ich dachte, es würde alles laufen wie geschmiert, aber dann …«
    »Es ist noch nicht vorbei, Antoine, alles kann sich zum Besseren wenden …«
    »Afrika, Jo! Afrika verschlingt einen Weißen in null Komma nichts, man verrottet langsam, aber unausweichlich … Nur die großen Raubkatzen überleben in Afrika. Die Raubkatzen und die Krokodile …«
    »Sag das nicht.«
    »Aber das tut mir gut, Jo. Ich hätte dich niemals verlassen dürfen, ich wollte es ja auch gar nicht. Eigentlich habe ich nie etwas von dem, was mir passiert ist, wirklich gewollt … Das ist meine größte Schwäche.«
    Joséphine erkannte, dass er melancholisch wurde. Die Mädchen durften ihn auf keinen Fall in diesem Zustand sehen. Plötzlich kam ihr ein schrecklicher Verdacht.
    »Du bist betrunken … Hast du getrunken, bevor du hergekommen bist?«
    Er schüttelte den Kopf, doch sie trat zu ihm, roch an seinem Atem und seufzte.
    »Du hast getrunken! Du gehst jetzt unter die Dusche und ziehst dich um, ich habe noch ein paar Hemden und ein Jackett von dir. Und danach wirst du dich bitte gerade halten und etwas fröhlicher sein, wenn du mit ihnen essen gehen willst …«
    »Du hast meine Hemden behalten?«
    »Es sind sehr schöne Hemden! Die hätte ich bestimmt nicht einfach weggeworfen! Los jetzt, steh auf und geh unter die Dusche. Sie kommen erst in einer Stunde nach Hause, du hast noch genug

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