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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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zwei Tassen Kaffee und zwei große Gläser Wasser. Joséphine nickte zustimmend. Dann begann er zu erzählen.
    »Es ist ungefähr zwanzig Jahre her, ich war seit kurzem Anwalt, hatte schon zwei, drei Jahre in Frankreich gearbeitet und machte gerade ein Praktikum bei Dorman and Steller in New York in der Abteilung für Urheberrecht. Ich war unglaublich stolz, das kannst du mir glauben! Eines Tages erhielt ich einen Anruf vom Chef eines amerikanischen Filmstudios, dessen Namen ich jetzt nicht nennen möchte. Er hatte einen sehr unangenehmen Fall am Hals, von dem er glaubte, er könne mich interessieren: Es betraf eine junge Französin. Ich fragte ihn, worum es ging, und er hat mir sein Problem geschildert … Mehrere Studenten der Abschlussklasse creative writing an der Filmfakultät der Columbia-Universität hatten gemeinsam ein Drehbuch verfasst, das am Ende des Jahres von den Dozenten als die
originellste, brillanteste und professionellste aller studentischen Arbeiten ausgezeichnet worden war. Das Drehbuch war anschließend von einem gewissen Gabor Minar verfilmt worden. Finanziert von der Columbia-Universität hatte er einen etwa dreißigminütigen Film daraus gemacht, der ihm das Lob seiner Professoren einbrachte und ihm die Türen zu ehrgeizigeren Projekten öffnete. Wie üblich wurde der Film bei verschiedenen studentischen Filmfestivals gezeigt. Er gewann jedes Mal einen Preis. Iris war zufällig in der gleichen Arbeitsgruppe wie Gabor und hatte das Drehbuch mitverfasst. Bis dahin war noch alles in bester Ordnung. Erst danach wurde es unschön … Iris überarbeitete das Drehbuch, veränderte zwei, drei Kleinigkeiten in der Handlung und machte daraus eine Langfilmversion, die sie dem bewussten Hollywoodstudio als Originalprojekt vorlegte. Die Produzenten waren begeistert und boten ihr auf der Stelle einen Siebenjahresvertrag als Drehbuchautorin an. Mit sehr, sehr vielen Nullen vor dem Komma. Das war eine Premiere, ein spektakulärer Coup, über den in der Fachpresse ausführlich berichtete wurde.«
    »Daran kann ich mich noch erinnern. Zu Hause war auch von nichts anderem mehr die Rede. Meine Mutter schwebte vor Stolz in höheren Sphären.«
    »Und das aus gutem Grund! Noch nie zuvor war einer Absolventin ein solcher Vertrag angeboten worden. Es wäre auch alles gut gegangen, wenn nicht eine andere Studentin aus Iris’ Arbeitsgruppe Wind von der Sache bekommen hätte. Sie hat sich das Drehbuch deiner Schwester besorgt, es mit dem ursprünglichen Skript verglichen und die Produzenten davon überzeugt, dass Iris eine Diebin, eine Betrügerin, kurzum nach amerikanischem Recht eine Kriminelle war! Der Fall hat mein Interesse geweckt, ich habe mich bereit erklärt, ihn zu übernehmen, habe deine Schwester kennengelernt und mich Hals über Kopf in sie verliebt … Und ich habe alles getan, um ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Sie musste versprechen, nie wieder in den Vereinigten Staaten zu arbeiten, und durfte zehn Jahre lang nicht einmal mehr einreisen! Nach amerikanischem Recht hatte sie ein Verbrechen begangen. Bei Lügnern versteht man dort keinen Spaß, Lügen gilt in den Augen der Amerikaner als eines der schlimmsten Vergehen überhaupt!«
    »Deswegen wurde Clinton von den Medien auch derart in den Schmutz gezogen …«
    »Die ganze Affäre wurde vertuscht, Gabor Minar und die übrigen Studenten haben nie etwas davon erfahren, und die Studentin, die alles aufgedeckt hatte, wurde für ihr Schweigen großzügig entschädigt … Aus meiner eigenen Tasche. Im Austausch gegen ein dickes Bündel Dollar war sie bereit, ihre Klage zurückzuziehen. Ich hatte Geld, ich hatte zwei, drei lukrative Fälle gewonnen, also habe ich bezahlt …«
    »Weil du in Iris verliebt warst …«
    »Ja. Aber das Wort trifft es nicht ganz!«, entgegnete er lächelnd. »Ich war ihr völlig verfallen. Sie hatte mich bezaubert. Sie hat den Deal widerspruchslos akzeptiert, aber ich glaube, es hat sie zutiefst verletzt, dass man sie auf frischer Tat beim Betrügen erwischt hatte. Ich habe alles getan, damit sie vergisst und ihr verletzter Stolz irgendwann heilt. Ich habe wie ein Besessener gearbeitet, um sie glücklich zu machen, ich habe versucht, sie davon zu überzeugen, wieder zu schreiben, sie hat auch oft davon gesprochen, aber sie hat es nie geschafft … Also habe ich versucht, ihr Interesse an anderen Dingen, an anderen Kunstformen zu wecken. Deine Schwester ist eine Künstlerin, eine frustrierte Künstlerin, und das ist

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