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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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Maman … So oft hast du nun wirklich nicht die Gelegenheit, ihr einen Gefallen zu tun …«
    »Ich sage es dir noch einmal, Hortense, das geht dich nichts an. Los, das Essen ist fertig. Ruf Gary und Zoé.«
    Sie erwähnten das Thema nicht mehr und gingen gleich nach dem Abendessen zu Bett. Der entschlossene Ton ihrer Mutter hatte Hortense überrascht. Ihre Selbstsicherheit hatte jede Diskussion im Keim erstickt. Eine ungewohnte, ruhige Autorität. Das ist neu, dachte sie beim Ausziehen. Sie war gerade dabei, ihre neuen Kleider auf Bügel zu hängen, als ihr Handy klingelte. Sie warf sich auf ihr Bett und meldete sich mit verführerischer Sinnlichkeit in der Stimme. Auf Englisch. Zoé, die sich gerade zappelnd bemühte, ihre Schlafanzugjacke anzuziehen, ohne deren Knöpfe zu öffnen, horchte auf.
    »Wer war das? Ein Engländer?«, fragte sie, als Hortense das Handy zuklappte und es auf ihren Nachttisch legte.
    »Das errätst du nie«, antwortete Hortense und räkelte sich lasziv auf ihrem Bett.
    Zoé starrte sie staunend an.
    »Los, sag es mir. Ich verrate es auch niemandem. Versprochen!«
    »Nein. Du bist noch zu klein. Du würdest mich verpetzen.«
    »Wenn du es mir sagst, verrate ich dir auch ein Geheimnis! Ein unglaubliches Geheimnis! Ein echtes Erwachsenengeheimnis!«
    Hortense sah ihre Schwester an. Sie schien es ernst zu meinen, ihr Blick wirkte wie hypnotisiert angesichts der Tragweite ihrer Enthüllung.
    »Ein richtiges Geheimnis? Nicht so ein billiges Geschichtchen?«
    »Ein richtiges Geheimnis …«
    »Das war Mick Jagger …«
    »Der Sänger? Von den Rolling Stones?«
    »Ich habe ihn auf Mustique kennengelernt, und wir haben uns … angefreundet.«
    »Aber der ist doch alt, klein, faltig, total dünn, und er hat einen riesigen Mund…«
    »Mir gefällt er! Er gefällt mir sogar sehr!«
    »Wirst du ihn wiedersehen?«
    »Das weiß ich noch nicht. Wir telefonieren oft …«
    »Und was ist mit dem anderen, der immer anruft, wenn ich schon schlafe?«
    »Chaval? Abserviert … Der hing an mir wie ’ne Klette! Totale Memme, hat überall rumgesabbert. So ein Trottel!«
    »Wow!«, sagte Zoé bewundernd. »Das wechselt ja schnell bei dir.«
    »Du musst im Leben immer schnell wechseln, darfst nur das behalten, was dich interessiert und was dir weiterhelfen kann. Sonst verschwendest du bloß deine Zeit … So, und jetzt dein Geheimnis!«
    Ihre Lippen zogen sich zu einem verächtlichen Strich zusammen, als könnte das Geheimnis ihrer Schwester Mick Jagger niemals das Wasser reichen.
    »Na gut, ich verrate es dir … Aber du musst versprechen, dass du es niemandem weitersagst.«
    »Ich schwöre!«
    Hortense streckte die Hand aus und spuckte auf den Boden.
    »Ich weiß, warum Maman Iris nicht helfen will, das Buch zu schreiben …«
    Überrascht zog Hortense eine Augenbraue hoch.
    »Das weißt du?«
    »Ja, das weiß ich …«
    Zoé fühlte sich wichtig und bemühte sich, die Spannung in die Länge zu ziehen.
    »Und woher weißt du das?«
    Angesichts der überraschten, freundlichen Miene ihrer Schwester hielt Zoé es nicht mehr aus und erzählte ihr, wie sie und Alexandre sich in einem Schrank versteckt und versehentlich Philippe belauscht hatten.
    »Philippe hat zu einem Mann gesagt, dass in Wahrheit Maman das Buch geschrieben hat …«
    »Bist du sicher?«
    »Ja …«
    »Ach so«, sagte Hortense, »darum drängt Iris Maman so. Sie will gar nicht, dass sie ihr hilft, sie soll gleich das ganze Buch für sie schreiben!«
    »Weil sie schon das erste gar nicht selbst geschrieben hat. Maman hat es für sie geschrieben. Maman ist gut in so was, weißt du, total gut!«
    »Jetzt verstehe ich … Danke, Zoélinchen.«
    Zoé strahlte vor Freude, und sie sah ihre Schwester schwärmerisch an. Sie hatte sie Zoélinchen genannt! Das geschah nicht oft. Normalerweise schnauzte sie sie an, schubste sie zur Seite und beschimpfte sie als Baby. Heute Abend hatte sie sie ernst genommen.
    »Es ist schön, wenn du so lieb bist, Hortense …«
    »Schlaf jetzt, Zoélinchen, schlaf…«
    Zoé kuschelte sich ins Bett und schlief lächelnd ein.
    Hortense lag in ihrem Bett und dachte nach. Das Leben war so aufregend. Mick Jagger verfolgte sie mit Anrufen, ihre Mutter entpuppte sich als Erfolgsautorin, ihre Tante machte keinen Schritt mehr ohne sie, das Geld würde in Strömen fließen … Ende des Schuljahres würde sie ihr Abitur machen. Sie brauchte eine gute Note, um an einer angesehenen Designerschule aufgenommen zu werden. In

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