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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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gesagt, Genie, das seien neunzig Prozent Schweiß und zehn Prozent Talent?«
    Der Stift hämmerte fester auf die Tischplatte, sein Rhythmus beschleunigte sich, passte sich Philippes stummem Zorn an.
    »Aber Iris will nicht arbeiten, Iris will nicht ins Schwitzen kommen … Iris weigert sich, der Realität ins Auge zu sehen … Egal, ob es sich um dieses Buch handelt, um ihren Sohn oder um ihren Mann.«
    Er erzählte ihr von ihrer Reise nach New York, von der Begegnung mit Gabor Minar und davon, dass Iris seit ihrer Rückkehr kaum ein Wort gesprochen hatte.
    »Das ist eine andere Geschichte, sie betrifft dich nicht, aber meiner Auffassung nach ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, die ganze Welt wissen zu lassen, dass du den Roman geschrieben hast. Ich weiß nicht,
ob du darüber informiert bist, aber die Übersetzungsrechte wurden in etwa dreißig Länder verkauft, und angeblich soll das Buch von einem berühmten Regisseur verfilmt werden … keine Ahnung, von welchem, solange noch nichts unterschrieben ist, will der Verleger nichts verraten. Kannst du dir vorstellen, was das für einen Skandal geben würde?«
    Joséphine nickte verlegen.
    »Sie darf nicht einmal erfahren, dass ich Bescheid weiß«, fuhr Philippe fort. »Sie hat Geschmack am Erfolg gefunden, die Schande einer öffentlichen Bloßstellung würde sie nicht ertragen. Im Moment lebt sie wie eine Schlafwandlerin, und wir dürfen sie auf keinen Fall wecken. Dieses Buch ist ihre letzte Illusion. Im Nachhinein kann sie immer noch behaupten, sie sei ein One-Hit-Wonder gewesen. Damit wäre sie nicht die Einzige, und so könnte sie sich immerhin ehrenhaft aus der Affäre ziehen. Man wird sie sogar zu ihrer Einsicht beglückwünschen!«
    Der Stift klopfte nicht mehr auf den Schreibtisch. Philippe hatte eine Entscheidung getroffen. Joséphine fügte sich.
    »Dann lass mich dir wenigstens ein teures Geschenk machen«, sagte sie, nachdem sie eine Weile überlegt hatte. »Nimm mich mit in eine Galerie, zeig mir ein Gemälde oder ein Kunstwerk, das dir gefällt, und ich schenke es dir …«
    »Mit Vergnügen. Magst du Kunst?«
    »Mit Geschichte und Literatur kenne ich mich besser aus. Aber ich bin lernfähig …«
    Er lächelte. Sie stand auf, ging um den Schreibtisch herum, beugte sich zu ihm hinab und küsste ihn, um sich zu bedanken.
    Er wandte ihr den Kopf zu, und ihre Lippen trafen sich. Sie küssten sich flüchtig, und lösten sich sofort wieder voneinander. Joséphine strich ihm sehr sanft, sehr zärtlich über den Kopf. Er griff nach ihrem Handgelenk und führte es an seine Lippen. »Ich bin immer für dich da, Jo, vergiss das nicht«, sagte er leise.
    »Das weiß ich«, flüsterte sie.
    Mein Gott, dachte sie draußen auf der Straße, das Leben wird schrecklich kompliziert, wenn mir jetzt auch noch solche Dinge passieren. Und ich dachte, ich hätte endlich mein inneres Gleichgewicht gefunden! Das Leben hat wieder zu tanzen begonnen …
    Plötzlich war sie unglaublich glücklich und winkte ein Taxi heran, um nach Hause zu fahren.
     
    Das Fotoshooting ging zu Ende. Iris saß auf einem weißen Würfel inmitten einer langen, weißen Papierbahn, die sich an der Ziegelmauer des Studios hinaufzog. Sie trug einen tief ausgeschnittenen blassrosa Blazer mit breitem Satinrevers, Schulterpolstern und gesmokter Taille, der sich eng um ihren schmalen Oberkörper schmiegte und mit drei rosenförmigen Knöpfen geschlossen wurde. Iris’ kurzes Haar verschwand unter einer breiten, flachen Mütze aus rosa Satin, die ihre großen blauen Augen betonte und ihnen einen zartvioletten Schimmer verlieh. Der versetzte die Redakteurin vor Begeisterung regelrecht in Ekstase.
    »Sie sehen fantastisch aus, Iris! Ich frage mich, ob wir Sie nicht aufs Cover nehmen könnten.«
    Iris lächelte bescheiden.
    »Sie übertreiben.«
    »Nein, das meine ich ernst. Stimmt’s, Paolo?«, fragte sie den Fotografen.
    Er reckte zustimmend den Daumen, und Iris errötete. Eine Visagistin eilte herbei, um sie neu zu pudern, denn die Hitze der Scheinwerfer ließ einen dünnen Schweißfilm auf ihrer Nase und ihren Wangenknochen glänzen.
    »Und wie sind Sie nur darauf gekommen, diese Armani-Jacke mit einer zerrissenen Jeans und groben Stiefeln zu kombinieren? Einfach genial!«
    »Das war die Idee meiner Nichte. Komm her, Hortense, und sag hallo!«
    Hortense trat aus dem Schatten und begrüßte die Moderedakteurin.
    »Interessieren Sie sich für Mode?«
    »Sehr …«
    »Hätten Sie Lust, sich auch noch

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