Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
Vom Netzwerk:
andere Shootings anzusehen?«
    »Das wäre fantastisch!«
    »Dann geben Sie mir doch Ihre Handynummer, und ich rufe Sie an …«
    »Könnte ich auch Ihre Nummer haben, falls Sie meine verlieren?«
    Die Frau musterte sie, von ihrer Unverfrorenheit überrascht.
    »Warum nicht? Sie werden es noch weit bringen!«, entgegnete sie dann und fügte hinzu: »So, noch einen letzten Film, dann hören wir auf, ich bin fix und fertig. Wir haben alles, was wir brauchen, ich will nur noch auf Nummer sicher gehen.«
    Der Fotograf verschoss seinen Film, doch ehe er die Kamera wegräumen konnte, bat Iris ihn, noch ein paar Fotos von ihr und Hortense zu machen.
    Hortense stellte sich neben sie, und sie posierten zusammen.
    »Gary auch?«, fragte Hortense.
    »Los, Gary, komm her …«, rief die Redakteurin. »Mein Gott, sieht dieser Junge gut aus! Du hast nicht zufällig Lust, Model zu werden?«
    »Nein, das interessiert mich nicht, ich möchte lieber fotografieren …«
    »Pudern Sie den beiden kurz die Nase«, rief die Redakteurin und winkte die Visagistin heran.
    »Die Bilder sind nur für mich, wir brauchen keine Modefotos«, wehrte Iris ab.
    »Aber die beiden sehen so süß aus! Und man weiß ja nie, vielleicht überlegt er es sich doch noch anders.«
    Iris machte eine Fotostrecke mit Hortense, dann eine weitere mit Gary. Die Redakteurin bestand darauf, auch ein paar verführerische Fotos zu machen, auf denen sie eng umschlungen posierten, um die Wirkung zu testen, dann erklärte sie das Shooting für beendet und dankte allen Beteiligten.
    »Vergessen Sie aber nicht, mir die Fotos zu schicken«, erinnerte Iris sie noch einmal, ehe sie in ihre Garderobe ging, um sich umzuziehen.
    Hortense und Gary folgten ihr.
    »Puh, Model spielen ist ganz schön anstrengend«, sagte Hortense mit einem Seufzen. »Man sitzt die ganze Zeit nur rum und wartet! Ist dir klar, dass du seit fünf Stunden hier bist! Fünf Stunden lang lächeln, posieren, makellos aussehen. Ich könnte das nicht!«
    »Ich auch nicht«, ergänzte Gary. »Und erst dieser Puder. Total widerlich!«
    »Ich liebe das! Alle kümmern sich um dich und machen dich schön,
schön, schön …«, rief Iris und streckte sich. »Jedenfalls Kompliment für deine Einkaufsberatung, Liebes, mein Outfit ist fantastisch.«
    Sie gingen zurück ins Atelier, wo die Beleuchter ihre Scheinwerfer, Kabel und Mehrfachstecker wegräumten. Iris nahm die Redakteurin und den Fotografen beiseite und lud sie ins Raphaël ein.
    »Ich liebe die Hotelbar dort. Wollt ihr uns begleiten?«, fragte sie Hortense und Gary.
    Hortense warf einen Blick auf die Uhr und entgegnete, dass sie nicht lange bleiben würden: Sie mussten zurück nach Courbevoie.
    Gemeinsam machten sie sich auf den Weg ins Raphaël.
    »Leg deine Kamera nicht zu weit weg«, flüsterte die Redakteurin dem Fotografen zu, »und mach noch ein paar Fotos von diesem Jungen, er ist einfach atemberaubend schön.«
    In der Bar des Raphaël winkte Iris dem Kellner und bestellte eine Flasche Champagner. Gary wollte nur eine Cola, weil er mit dem Roller seines Freundes gekommen war, und auch Hortense begnügte sich mit Cola, sie musste zu Hause noch lernen. Der Fotograf und die Redakteurin tranken beide nur einen Schluck, und Iris leerte die Flasche allein. Sie redete viel, lachte laut, ließ die Beine baumeln und schüttelte ihre Armreifen. Sie schlang die Arme um Garys Hals und zog ihn an sich. Fast wären sie hingefallen, aber Gary hielt sie mit beiden Armen fest. Alle lachten. Der Fotograf machte Bilder. Dann begann Iris Grimassen zu schneiden, imitierte einen Clown, eine Karmelitin, einen Stummfilmstar, und die Kamera klickte ununterbrochen. Sie lachte immer lauter und applaudierte sich bei jeder neuen Grimasse selbst.
    »Gott, ist das lustig!«, rief sie und leerte ihr Glas.
    Hortense beobachtete sie verblüfft. Sie hatte ihre Tante noch nie in einem solchen Zustand erlebt. Sie beugte sich vor und flüsterte ihr zu: »Pass auf, du hast zu viel getrunken!«
    »Ach was! Darf man sich jetzt nicht mal mehr ein bisschen amüsieren?«, erwiderte Iris an die Redakteurin gewandt, die sie verwundert ansah. »Du weißt nicht, wie das ist, ein Buch zu schreiben. Stundenlang sitzt man allein mit einem abgestandenen, kalten Kaffee vor dem Bildschirm und sucht nach dem richtigen Wort, dem passenden Satz, der Kopf tut einem weh, der Rücken tut weh, also wenn wir
schon mal die Gelegenheit haben, uns zu amüsieren, dann sollten wir sie auch nutzen.«
    Hortense

Weitere Kostenlose Bücher