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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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aus Gleichgültigkeit und Ungezwungenheit bekommt Risse, und dahinter kommt ein Knäuel aus Widersprüchen zum Vorschein. Früher oder später muss ich mich entscheiden. In eine Richtung gehen. Aber in welche? Nur wer sich selbst gefunden hat, wer mit sich selbst ganz und gar im Reinen ist, ist wahrhaft frei. Er weiß, wer er ist, erforscht mit Vergnügen, was er ist, und kennt keine Langeweile. Das Glück darüber, in so einvernehmlicher Gesellschaft mit sich selbst zu leben, lässt ihn nahezu euphorisch werden. Er lebt wirklich, während anderen das Leben zwischen den Fingern zerrinnt …
    Das Leben zerrinnt mir zwischen den Fingern. Ich habe es nicht geschafft, seinen Sinn zu entdecken. Ich lebe nicht, ich taste mich blindlings voran. Fühle mich unwohl in Gegenwart der anderen, unwohl in meiner eigenen Gesellschaft. Ich verüble den Menschen, dass sie mir dieses ungeliebte Bild von mir zurückwerfen, und ich verüble mir selbst, dass ich nicht fähig bin, ihnen ein anderes aufzuzwingen. Ich drehe mich im Kreis, und mir fehlt der Mut, etwas an meiner Situation zu ändern. Es genügt, sich ein einziges Mal den Gesetzen der anderen zu beugen, in Übereinstimmung mit dem zu leben, was sie von einem erwarten, schon zieht sich unsere Seele zurück und zersplittert in tausend Stücke. Man begnügt sich mit einer Fassade. Aber, und dieser Gedanke erfüllte sie mit Entsetzen, ist es nicht schon zu spät? Bin ich nicht schon die Frau geworden, deren Spiegelbild ich in Bérengères Augen sehe? Bei diesem Gedanken erschauerte sie. Sie
packte Alexandres Hand und drückte sie, und im Schlaf erwiderte er ihren Druck und flüsterte leise »Maman, Maman«. Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie legte sich neben ihren Sohn, schmiegte sich an ihn, ließ den Kopf aufs Kissen sinken und schloss die Augen.
     
    »Josiane, haben Sie sich um meine Flugtickets nach China gekümmert?«
    Marcel Grobz hatte sich vor seiner Sekretärin aufgebaut und sprach zu ihr, als wäre sie ein Straßenschild. Einen Meter über ihren Kopf hinweg. Josiane spürte, wie sich ihre Brust schmerzhaft zusammenzog, und verkrampfte sich auf ihrem Stuhl.
    »Ja … Liegt alles auf dem Schreibtisch.«
    Sie wusste nicht mehr, wie sie ihn ansprechen sollte. Er siezte sie. Sie stotterte herum, suchte nach Worten und Formulierungen. Sie hatte jede persönliche Anrede aus ihrer Kommunikation gestrichen und sprach ihn nur noch indirekt an
    Er vergrub sich in seiner Arbeit und nahm unzählige Geschäftsreisen, Termine und Arbeitsessen wahr. Jeden Abend holte Henriette Grobz ihn ab. Sie marschierte an Josianes Schreibtisch vorbei, ohne sie zu sehen. Ein wandelnder Stock mit einem runden Hut auf dem Kopf. Josiane sah ihnen nach, wenn sie gingen, er mit gebeugtem Rücken, sie kampfbereit aufgerichtet.
    Seit er sie und Chaval vor dem Kaffeeautomaten erwischt hatte, ging er ihr aus dem Weg. Er stürmte an ihr vorbei, verbarrikadierte sich in seinem Büro, kam erst abends wieder heraus, rief mit abgewandtem Gesicht »Bis morgen!« und war so schnell draußen, dass sie ihn kaum richtig gesehen hatte …
    Und ich sitze bald wieder auf der Straße. Zurück auf Los. Bald wirft er mich raus, zahlt mir meinen Urlaub und meine Überstunden aus, gibt mir noch eine Abfindung, schreibt mir ein Zeugnis, reicht mir die Hand, wünscht mir viel Glück und, zack, mach’s gut, Schätzchen! Das war’s dann! Sie schniefte und schluckte die Tränen hinunter. Chaval ist so ein Idiot! Und ich bin nicht besser! Konnte mich wieder nicht zurückhalten! Warum hab ich auch nicht aufgepasst? Nicht in der Firma, hab ich ihm gesagt, keine indiskrete Geste, nicht ein klitzekleiner Kuss. Absolute Anonymität. Arbeit, Arbeit. Aber er
musste sein Zelt ja unbedingt direkt vor Marcels Nase aufschlagen. Es war stärker als er. Ein Testosteronschub! Dachte wohl, er müsste einen auf Tarzan machen! Und mich lässt er mitten im Schwung von der Liane krachen.
    Denn der schöne Chaval hatte sie abserviert! Nachdem er sie mit einem ganzen Schwall von Flüchen überschüttet hatte. Eine solche Schimpfkanonade, dass es ihr die Sprache verschlagen hatte. Manche seiner Verwünschungen hatte selbst sie noch nie gehört!
    Und auf dem Gebiet kannte sie sich wahrlich aus.
    Seitdem vergoss sie waschkübelweise Tränen.
    Seitdem packte sie jeden Abend das heulende Elend. Ich seh bestimmt aus, als hätte man mich aus einem Flugzeug geworfen! Dabei hatte ich alles selbst in der Hand: mein gutmütiges, altes Dickerchen, einen

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