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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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war, so unwichtig, dass sie sich nicht mal mehr daran erinnern konnte, ein einziger Moment der Selbstvergessenheit, der geistigen Umnachtung, der weiblichen Schwäche, musste ein Märchen erfinden, das so glaubhaft wie möglich klang – Er hatte sie gezwungen? Bedroht? Verprügelt? Unter Drogen gesetzt? Hypnotisiert? Verhext?  –, musste ihren Platz als Favoritin wieder einnehmen, sich ein winziges Grobz’sches Spermium schnappen und es dann schön warm in ihre Röhre packen.
    Als Josiane in Culmont-Chalindrey in das Erste-Klasse-Abteil des Zugs nach Paris stieg, war ihr klar, dass sie sich geschickt würde anstellen müssen, sie würde sich vorsichtig anschleichen müssen, auf Zehenspitzen. Sie musste wieder ganz von vorn anfangen: geduldig Stein um Stein schleppen, ohne zu murren, ohne die Nerven zu verlieren, ohne sich zu verraten. Bis die Pyramide felsenfest dastand.
    Es würde nicht leicht sein, aber widrige Umstände schreckten sie nicht. Sie war schon aus anderen Katastrophen als Siegerin hervorgegangen.
    Sie machte es sich auf ihrem Platz bequem, spürte das erste Ruckeln des Zuges, der den Bahnhof verließ, und dachte gerührt an ihre Mutter, der sie es zu verdanken hatte, dass sie jetzt mit frischer Energie und kämpferisch gestimmt zurückfuhr.
     
    »Und du bist ganz sicher, dass wir sie drinnen treffen sollen, Maman? Das will ich um nichts in der Welt verpassen. Einen Nachmittag am Pool des Ritz, was für ein Luxus!«, sagte Hortense und rekelte sich auf ihrem Sitz. »Ich weiß nicht, wieso, aber sobald ich die Brücke hinter
mir habe und aus Courbevoie raus bin, fühle ich mich gleich viel lebendiger. Ich hasse diese Vorstädte. Warum sind wir überhaupt so weit rausgezogen, Maman?«
    Joséphine saß am Steuer und antwortete nicht. Sie suchte einen Parkplatz. An diesem Samstagnachmittag hatte Iris sich mit ihnen am Pool ihres Clubs verabredet. »Das wird dir guttun, du wirkst so angespannt, arme Jo …« Und jetzt fuhr sie seit einer halben Stunde hier im Kreis herum. In diesem Viertel einen Parkplatz zu finden war keine leichte Aufgabe. Die meisten Autos warteten in zweiter Reihe, weil es keine freien Plätze mehr gab. Es war die Zeit der Weihnachtseinkäufe; auf den Bürgersteigen drängten sich Menschen, die schwere Pakete mit sich herumschleppten. Sie bahnten sich einen Weg, indem sie sie wie einen Schild vor sich hielten, und immer wieder schwappte der Strom ohne Vorwarnung auf die Straße. Man musste hupen, um sie nicht zu überfahren. Joséphine kreiste weiter um den Häuserblock und hielt nach einem freien Parkplatz Ausschau, während die Mädchen immer ungeduldiger wurden.
    »Da, Maman, da.«
    »Nein, das ist verboten, und ich habe keine Lust auf einen Strafzettel.«
    »Ach, Maman. Du Schisserin!« Das war ihr neues Lieblingswort: Schisserin! Sie benutzten es alle naselang.
    »Ich bin noch ein bisschen braun vom Sommer, so sehe ich wenigstens nicht aus wie ein bleicher Spargel«, fuhr Hortense mit einem Blick auf ihre Arme fort.
    Im Gegensatz zu mir, dachte Jo bei sich, ich bin die Königin der Spargel. Direkt vor ihr scherte ein Wagen aus, sie bremste und setzte den Blinker. Die Mädchen hielt es vor Aufregung kaum noch auf ihren Sitzen.
    »Los, Maman, los … Rein in die Lücke.«
    Jo konzentrierte sich, und es gelang ihr, das Auto ohne größere Schwierigkeiten auf den frei gewordenen Parkplatz zu bugsieren. Die Mädchen klatschten Beifall. Jo wischte sich die schweißnasse Stirn.
    Bei der Aussicht, das Hotel zu betreten und sich den Blicken des Personals zu stellen, das sie abschätzig mustern und sich zweifellos fragen würde, was sie dort zu suchen hatte, brach ihr erneut der
Angstschweiß aus. Doch als es so weit war, folgte sie einfach Hortense, die ihr völlig ungezwungen den Weg zeigte und die livrierten Hotelpagen mit hochmütigen Blicken bedachte.
    »Warst du schon einmal hier?«, flüsterte Jo ihr zu.
    »Nein, aber der Poolbereich muss doch in diese Richtung liegen … im Untergeschoss. Und wenn nicht, ist es ja auch nicht schlimm. Dann kommen wir einfach wieder hoch. Schließlich sind das nur Dienstboten. Die werden dafür bezahlt, uns Auskunft zu geben.«
    Joséphine folgte ihr verwirrt und zog Zoé hinter sich her, die staunend die Vitrinen voller Schmuck, Handtaschen, Uhren und Luxusaccessoires betrachtete.
    »Wow, Maman, das sieht ja toll aus! Und das muss furchtbar teuer sein, glaubst du nicht? Wenn Max Barthillet das sehen würde, würde er gleich herkommen und

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