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Die gelehrige Schuelerin

Die gelehrige Schuelerin

Titel: Die gelehrige Schuelerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ira Miller
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sie seit Ihrem Unterrichtsbeginn viel mehr läsen und weniger vor dem Fernseher säßen.«
    »Freut mich zu hören.«
    »Ja, ich dachte, ich könnte Ihnen die süße Pille gleich zusammen mit der bitteren reichen. Im Ganzen haben Sie sich hervorragend eingearbeitet, sowohl in den höheren als auch den unteren Klassen. Sie rechtfertigen Ihre guten Zeugnisse vollständig. Ich werde wieder gehen und Ihnen die junge Dame hereinschicken. Es tut mir Leid, dass ich ihre Schülerkonferenz unterbrechen musste. Machen Sie weiter so und viel Erfolg.«
    Hargrove hielt mich für einen guten Lehrer. Und dieses Wochenende durfte ich wieder zusammen mit meiner Liebsten verbringen. Jetzt kam alles wieder in Ordnung.
    Nach dem Schulschluss am Freitag praktizierte Annie wieder ihre gewöhnliche Hitchhikerroutine, und ich sammelte sie kurz hinter Dillistown auf. Sie hatte eine alte Jeans an, dazu ein Rugbysweatshirt und eine Windjacke, die eigentlich für Jungen gemacht war. Ihre Lederjacke war diesmal zu Hause geblieben, da schon ein lauer Frühlingswind die Luft erwärmte. Und es regnete nicht.
    Sie warf ihren Rucksack auf den Rücksitz. Wir wollten das ganze Wochenende zusammen in Seattle verbringen, weg von allem, was uns vertraut war und belastete. Annie erzählte, dass ihre Mutter schon gar nicht mehr auf ihre Entschuldigung, warum sie wieder fortführe, gehört hätte. »Ihr war schon lange klar, dass ich ziemlich heftig in einer Beziehung engagiert bin. Schließlich ist sie nicht dumm. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie mich gern ein wenig auf die Seite nehmen und mir einen guten Rat geben würde, aber das traut sie sich schon seit langem nicht mehr.« Annie bekam wieder diesen abwesenden Blick. Ich wusste, was sie im Augenblick vor sich sah.
    Wir fuhren auf dem langen Highway immer geradeaus, manchmal fünfzig Meilen in der Stunde, wenn die Straße durch flaches Farmland führte, dann langsamer mit zwanzig, wenn wir Ortschaften durchfahren mussten. Wir kamen durch sieben oder acht Ortschaften.Die meisten Städte hatten so zwischen 300 und 25000 Einwohner. Für uns schienen alle ein Schild:
Eintritt verboten!
zu tragen. Ab und zu sah man Leuchtreklamen: Kiwanis Club, Rotary Club, Kolumbusritter, Elche. Eine kleine Geschäftsreihe säumte zumeist die Straßen, oder, wenn es sich um eine größere Stadt handelte, Einkaufszentren, Schnellimbissstuben mit Hamburgern, Hähnchen, Fisch oder Pizza. Wir fuhren auf ein
Verlassen Sie jetzt die Autobahn-Schild
zu, und ich nahm von da an die Landstraße. Das Gebiet lag vor uns ausgebreitet, als ob dieser Teil des Staates aus verschiedenen Flicken von Städten, Dörfern und Ackerland sauber zusammengenäht worden wäre.
    Annie und ich sprachen kaum miteinander. Vermutlich ging uns beiden noch die Wut, die Intensität und die Überraschung im Kopf herum, die wir bei unserem letzten Zusammensein in meiner Wohnung erlebt hatten. Wir beobachteten im Vorbeifahren die Leute, die entweder ihren gewöhnlichen Freitagnachmittagsbeschäftigungen nachgingen oder sich auf Wochenendfahrten vorbereiteten. Ansonsten betrachteten wir die Landschaft. Als wir die Interstate 5 erreichten, beschleunigte ich. Mir schien, dass es an der Zeit wäre, endlich etwas zu sagen.
    »Weißt du, was ich irgendwo mal gelesen habe?«, fragte Annie. »Männer hätten in ihrem Hintern ein Sexzentrum.«
    »Was?« Sie liebte es nicht, um den heißen Brei herumzureden.
    »Weißt du eigentlich, wie empfindlich dein Hintern ist?«, fuhr sie fort. »Also, in diesem Artikel stand, dass Männerhintern mit dem Sexualbereich des Penis in Verbindung stehen. Es hat, glaube ich, etwas mit der Prostata zu tun. Die wird dann gereizt oder so was Ähnliches.«
    Ich musste an meine Schwulenerfahrung denken. »Klingt logisch.« Und dann fragte ich in väterlichem Tonfall: »Wo zum Teufel hast du das wieder gelesen?«
    »Penthouse Forum.
Das ist ein kleines, monatlich erscheinendes Heft mit Sexartikeln und so weiter und…«
    »Ich weiß, was das ist. Junge, Junge, zuerst
Playgirl,
und jetzt auch noch
Penthouse Forum

    »Die schmutzigen Liebesbriefe am Schluss mag ich besonders gern.«
    Dann eine Weile Schweigen. Annie beschäftigte sich mit der Straßenkarte von Seattle, die ich sicherheitshalber noch gekauft hatte.
    Ich dachte daran, sie zu fragen, ob sie das »Ich habe jemand andern gefickt, weil ich endlich mal jemand anders in mir fühlen wollte« wirklich ernst gemeint hatte, oder ob überhaupt ein Körnchen Wahrheit daran wäre.

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