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Die gelehrige Schuelerin

Die gelehrige Schuelerin

Titel: Die gelehrige Schuelerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ira Miller
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sagte sie. »Du hast mich einfach genommen. Du warst so stark und groß. Ich weiß nicht wie, anders. Ich bin immer nur gekommen und gekommen.«
    Wenn ich das Geschehen der letzten Nacht wiederholt hätte – aber ich mag diese Machowelt nicht, und schon gar nicht die Maske der Drogen –, hätte sie ihre Augen wohl nie mehr von mir abgewandt.
    Nach dem Frühstück gingen wir zum Skilaufen. In der Umgebung gab es viele Abfahrten, aber wir zogen eine abgeschiedene Loipe zum Langlauf vor. Wir mussten von dem Laden aus, in dem wir die Skier gemietet hatten, über einen Parkplatz laufen, dann noch eine Straße überqueren, und konnten dann erst in eine Loipe unserer Wahl treten. Ich watschelte mit meinen Skiern, die alles andere taten, als in eine parallele, gerade Richtung zu deuten, wie eine Ente an Land. Als ich endlich die ausgefahrene Spur erreicht hatte, die gerade genug Breite für Skier bot, begann ich, ein bisschen zu gleiten. Nach einer Weile fielen mir die gleichmäßig langen, fließenden Bewegungen der Arme und Beine leicht. Ich dachte daran, wie die Langläufer bei den Olympischen Winterspielen im Fernsehen immer aussahen.
    Annie lief vor mir und entfernte sich immer weiter. Sie schien ein wenig geschmeidiger und konnte vor allem ihre Knie doch leichter beugen, als ich mit meinen steifen Beinen.
    Der Weg sah aus, als ob er im Sommer als gemütlicher Spazierpfad diente. Er schlängelte sich zwischen hohen, grünen Pinien hindurch und führte nun über unebenes, schneebedecktes Gelände. Manchmal war Annie so weit vor mir, dass sie in einer Kurve meinen Blicken entschwand. Eiskalte Luft stach mir in die Nase und kühlte meine Nebenhöhlen. Meine Nase lief, als wolle sie sich selbst säubern. Der Wind nagte an meinen Wangen, die mit der Zeit rot und rau wurden. Der Schnee reflektierte das Sonnenlicht so hell, dass es mich blendete. Als ich hinter einer Baumgruppe auf eine Lichtung einbog, konnte ich einen Augenblick lang fast nichts sehen. Zwischen meinem Körper und der Kleidung staute sich die Hitze. Ich atmete die kalte Luft tief ein und füllte die Lungen.
    Mein Kopf wurde plötzlich leicht. Das Schleifen unserer Skier auf dem Schnee und das Klicken der Skistöcke, mit denen wir uns abstießen, um noch mehr Schwung zu erhalten, waren die einzigen Geräusche. Wir liefen stetig in der Spur entlang und tauchten in die Stille ein, die das Oregongebirge einhüllte.
    Weit vor mir schnallte Annie ihre Skier los und steckte sie neben die Stöcke in einen Schneehaufen neben der Loipe. Dann kroch sie durch den hüfttiefen Schnee, wobei sie manchmal einsank und Arme und Hände zu Hilfe nehmen musste. Schließlich schaffte sie es, hinter einen Felsen zu klettern. Ich folgte ihr.
    Sie ließ sich fallen und ein wenig den Abhang hinunterrollen. Ich schmiss mich neben sie in den Schnee, völlig außer Atem.
    »Wir wollen einander lieben«, sagte sie.
    »Nein … Liebe im Schnee wäre sicher nett, aber ich bin immer noch so high von all den anderen Dingen. Ich möchte das nicht verwischen. Der Sex würde es auslöschen.«
    »Wäre es denn Liebe?«, fragte sie leise.
    Ich dachte einen Moment nach. »Ich weiß es nicht, Annie. Liebe scheint mir ein viel zu einfaches Wort zu sein, um damit das, was ich empfinde, fest zu umreißen. Es wäre zu simpel, es zu sagen. Ich möchte es lieber aufbewahren.« Sie schien verletzt. Ich beugte mich über sie und küsste sie zärtlich auf den Mund, dann auf die Augen und wieder auf den Mund. Dann lagen wir Seite an Seite auf dem Rücken, als ob wir im Bett wären, und schauten in den Himmel. Er war blassblau, und kleine Wölkchen segelten wie Baumwollbällchen über uns hin.
    Wir liefen noch weiter Ski, wollten alle Muskeln in Anspruch nehmen, strecken. Auf den Berg hinauf, um den Gipfel herum und wieder hinunter. Vor dem Skigeschäft fuhren wir einen kleinen Bogen und schlitterten zum Halt. Es war schon spät am Nachmittag.
    Wir aßen Lunch in unserem Hotel. Die Cafeteria hatte Selbstbedienungscharakter. Überall trieben sich Leute in bunten Pullovern und Wollmützen, Skihosen und schweren Stiefeln herum. Alle paar Zentimeter sah man Wasserpfützen von geschmolzenem Schnee auf dem Fußboden. Aus dem Fenster beobachteten wir die eifrigen Läufer, die nass aber glücklich die Hänge heruntergerast kamen. Viele beeilten sich, noch einmal zum Lift zu kommen, um vielleicht noch eine Abfahrt zu schaffen. Alle Menschen um uns herum schienen glücklich und geschäftig. Ich stellte Suppe und ein

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