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Die Gelehrten der Scheibenwelt

Die Gelehrten der Scheibenwelt

Titel: Die Gelehrten der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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unterschiedliche Farben«, beobachtete der Dozent für neue Runen. »Vielleicht verständigen sie sich, indem sie die Farbe wechseln. So wie bestimmte Meeresgeschöpfe, wie heißen sie noch gleich …« Er schnippte mit den Fingern, um seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen.
    »Hummer«, meinte der Dekan.
    »Im Ernst?« fragte der Oberste Hirte. »Ich wußte gar nicht, daß sie die Farbe wechseln.«
    »Oh, ja«, sagte Ridcully. »Rot bedeutet ›Hilfe!‹«* [ * Zauberer machten sich nicht die Mühe, in Büchern nachzusehen, denn oft fanden sie Antworten, indem sie aneinander vorbeiredeten. ]
    »Nein, ich glaube, der Dozent für neue Runen meint Tintenfische«, sagte Ponder, der wußte, daß solche Diskussionen ziemlich lange dauern konnten. Rasch fügte er hinzu: »Ich fordere Rincewind auf, einen Kommunikationsversuch zu unternehmen.«
    Rincewind stand knietief in Klecksen und fragte: »Was soll das heißen?«
    »Nun … könntest du vielleicht verlegen werden?«
    »Nein, ich werde zornig!«
    »Das funktioniert vielleicht, wenn der Zorn für ein rotes Gesicht sorgt. Dann glauben die Kleckse, du brauchst Hilfe.«
    »Wißt ihr, daß es hier außer den Klecksen auch noch etwas anderes gibt?«
    Einige Kleckse hatten Fäden, die in der übers Ufer wehenden Brise hin und her schwangen. Wenn sie einen Gasklecks trafen, so löste sich der kleine Klecks am anderen Ende vom Felsen und ließ die Fäden ein wenig kürzer werden. Anschließend setzte der Gasklecks seinen Flug mit einem Passagier fort.
    Rincewind bemerkte viele solcher ›Mitreisenden‹. Die entsprechenden Gaskleckse wirkte nicht sehr gesund.
    »Es sind Raubwesen«, erklärte Ponder.
    »Ich befinde mich an einem Ufer, auf dem es von Raubwesen wimmelt?«
    »Wenn’s dich beruhigt: Versuch einfach, nicht wie ein Klecks auszusehen. Wir behalten sie im Auge … Äh … die Zauberer sind der Ansicht, daß Intelligenz vor allem bei Geschöpfen zu erwarten ist, die viel Nahrung zu sich nehmen.«
    »Warum?«
    »Vermutlich deshalb, weil sie viel essen. Ich schlage einige weitere Sprünge in die Zukunft vor, in Ordnung?«
    »Meinetwegen.«
    Die Welt flackerte …
    »Kleckse.«
    … flackerte …
    »Das Meer ist jetzt viel weiter entfernt. Ich sehe einige schwimmende Kleckse. Und es gibt mehr schwarze.«
    … flackerte …
    »Bin ein ganzes Stück aus dem Ozean und sehe große Flöße aus purpurnen Klecksen. Es schweben noch mehr Kleckse durch die Luft …«
     … flackerte …
    »Große dampfende Zwiebelstapel!«
    »Was?« brachte Ponder hervor.
    »Ich wußte es! Ich wußte es! Diese Welt wollte mich nur in Sicherheit wiegen!«
    »Was ist passiert?«
    »Ein Schneeball! Die ganze Welt hat sich in einen riesigen Schneeball verwandelt!«

ACHTUNDZWANZIG
    Es kommet der Eisberg
    Die Erde ist vielfach ein riesiger Schneeball gewesen. Sie war es vor 2,7 Milliarden Jahren, vor 2,2 Milliarden und vor 2 Milliarden Jahren. Vor 800 Millionen Jahren war sie ein wirklich kalter Schneeball, und darauf folgte eine Serie weltweiter Kälteeinbrüche, die bis vor 600 Millionen Jahren dauerte. Vor 300 Millionen Jahren fiel sie erneut ins Schneeball-Stadium, und den größten Teil der letzten 50 Millionen Jahre war sie es immer wieder einmal. Das Eis hat eine große Rolle in der Geschichte des Lebens gespielt. Wie groß die Rolle war, verstehen wir jetzt allmählich.
    Es begann uns zum erstenmal klar zu werden, als wir Indizien für den jüngsten Schneeball fanden. Vor etwa anderthalb Millionen Jahren, ungefähr zu der Zeit, als Menschen anfingen, zur dominanten Art auf der Erde zu werden, wurde der Planet sehr kalt. Der alte Name für diese Periode war ›die Eiszeit‹. Wir nennen sie nicht mehr so, denn es war nicht eine Zeit: Wir sprechen von ›glazial-interglazialen Zyklen‹. Gibt es einen Zusammenhang? Brachte das kalte Klima den nackten Affen dazu, genug Intelligenz zu entwickeln, damit er andere Tiere töten und ihre Felle verwenden konnte, um sich warm zu halten? Damit er das Feuer entdecken und nutzen konnte?
    Das war eine beliebte Theorie. Es ist möglich. Aber wahrscheinlich doch nicht: Es gibt zu viele Löcher in der Logik. Doch eine viel frühere und viel grimmigere Eiszeit hätte um ein Haar mit diesem ganzen Unsinn von ›Leben‹ Schluß gemacht. Und ironischerweise hat die Tatsache, daß sie es nicht geschafft hat, vielleicht der ganzen Vielfalt des Lebens Bahn gebrochen, wie wir es kennen.
    Dank den Pionierleistungen von Louis Agassiz wußten die

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