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Die Gelehrten der Scheibenwelt

Die Gelehrten der Scheibenwelt

Titel: Die Gelehrten der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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eine verstärkte Wärmezufuhr von der Sonne dank den drei astronomischen Zyklen zurückgeht.
    Es könnte ziemlich selbstverständlich erscheinen, daß die Erde sich erwärmt, wenn sie mehr Wärme von der Sonne erhält, und sich bei weniger Sonnenwärme abkühlt, aber nicht die gesamte Wärme, die in den oberen Schichten der Atmosphäre ankommt, erreicht den Boden. Sie kann von Wolken reflektiert werden, und sogar wenn sie an die Oberfläche gelangt, können die Ozeane und Schnee und Eis sie zurückwerfen. Man nimmt an, daß während einer Eiszeit die Erde durch diese Reflexion mehr Wärme als sonst verliert, so daß Eiszeiten sich automatisch verschlimmern. Wir werden aus einer Eiszeit hinausgestoßen, wenn soviel Wärme von der Sonne eintrifft, daß das Eis trotz des Wärmeverlusts schmilzt. Oder vielleicht wird das Eis schmutzig, oder … Es ist nicht so klar, daß wir in eine Eiszeit gestoßen werden, wenn weniger Sonnenwärme die Erde erreicht – Eiszeiten beginnen nämlich für gewöhnlich langsamer, als sie enden.
    Bei alledem fragt man sich, ob eine globale Erwärmung vielleicht durch von Tieren ausgeschiedene Gase teilweise verursacht wird. Wenn sich Gase wie Kohlendioxid und Methan in der Atmosphäre ansammeln, bewirken sie den berühmten ›Treibhauseffekt‹, indem sie mehr Sonnenlicht als üblich festhalten, also mehr Wärme. In jüngster Zeit sind die meisten Wissenschaftler zu der Überzeugung gelangt, daß infolge menschlicher Aktivitäten die Menge der ›Treibhausgase‹ auf der Erde rascher zunimmt, als sie es sonst täte. Zu diesen Aktivitäten gehören die Landwirtschaft (Abbrennen von Regenwäldern zur Landgewinnung), der Autoverkehr, das Verbrennen von Kohle und Öl in Elektrizitätswerken und abermals die Landwirtschaft (Kühe erzeugen massenhaft Methan: an einem Ende geht Gras hinein, und am anderen kommt Methan heraus). Und wie dürften wir das Kohlendioxid vergessen, das von Menschen ausgeatmet wird? Ein Mensch entspricht dabei einem halben Auto, vielleicht mehr.
    Vielleicht gab es in der Vergangenheit große Zivilisationen, von denen wir heute nichts wissen – außer daß sie die Temperatur der Erde beeinflußten. Vielleicht wimmelte es auf der Erde von Rinder-, Büffel- und Elefantenherden, die eifrig Methan absonderten. Die meisten Wissenschaftler glauben jedoch, daß Klimaveränderungen aus Schwankungen von fünf Faktoren resultieren: der von der Sonne ausgestrahlten Wärmemenge, der Erdumlaufbahn, der Zusammensetzung der Atmosphäre, der Menge des von Vulkanen ausgestoßenen Staubs und der Verteilung von Land und Meer infolge von Bewegungen der Erdkruste. Wir können noch kein wirklich passendes Bild zusammensetzen, bei dem die Messungen der Theorie so gut entsprächen, wie wir möchten, doch eines wird schon deutlich: daß das Erdklima mehr als einen ›Gleichgewichtszustand‹ hat. Es bleibt eine Zeitlang in oder nahe bei solch einem Zustand, wechselt dann verhältnismäßig schnell zu einem anderen, und so weiter.
    Der ursprüngliche Gedanke besagte, daß ein Zustand ein warmes Klima wie das gegenwärtige sei und der andere eine kalte ›Eiszeit‹. 1998 verfeinerte Didier Paillard die Vorstellung zu einem Modell mit drei Zuständen: Interglazial (warm), mildes Glazial (kühl) und Glazial (kalt). Ein Absinken der von der Sonne einfallenden Wärme unter eine bestimmte Schwelle infolge der astronomischen Zyklen löst ein Umschlagen vom warmen zum kühlen Klima aus. Wenn sich genug neues Eis angesammelt hat, reflektiert es soviel von der Sonnenwärme, daß der nächste Umschwung von kühl zu sehr kalt ausgelöst wird. Wenn aber die Sonnenwärme schließlich dank den drei astronomischen Zyklen wieder einen anderen Schwellenwert übersteigt, wechselt das Klima wieder zu warm. Dieses Modell stimmt mit Beobachtungen überein, die aus der Menge von Sauerstoff-18 (einem radioaktiven Sauerstoffisotop) in geologischen Ablagerungen abgeleitet wurden.
    Nun noch etwas Drama. Vor etwa 800 Millionen Jahren gab es eine grimmige Eiszeit, die nahezu das ganze Leben an der Erdoberfläche auslöschte. Dieser ›große Frost‹ dauerte 10 bis 20 Millionen Jahre, das Eis erreichte den Äquator, und die Meere scheinen bis zu einer Tiefe von einem Kilometer oder mehr gefroren zu sein. Nach der ›Schneeball Erde‹-Theorie, die 1998 von Paul Hoffman und Daniel Schrag aufgestellt wurde, bedeckte das Eis zu dieser Zeit die gesamte Erde. Wenn das jedoch tatsächlich der Fall gewesen wäre, hätte das Eis

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