Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gelehrten der Scheibenwelt

Die Gelehrten der Scheibenwelt

Titel: Die Gelehrten der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
hat Krater oder andere Spuren noch jüngerer Einschläge gefunden. Ein Doppelkrater in Saudiarabien ist vielleicht nur ein paar Jahrhunderte alt.
    Woher kommen alle diese Felsen (und der andere Müll wie etwa Eis)? Wer oder was bombardiert uns damit?
    Zunächst ein paar Begriffe. Wenn man zum Nachthimmel blickt und eine ›Sternschnuppe‹ sieht, einen leuchtenden Strich, dann ist das ein Meteor. Es ist natürlich kein herabfallender Stern, sondern ein Stückchen kosmisches Geröll, das mit hoher Geschwindigkeit auf die Erdatmosphäre getroffen ist und wegen der Reibung verglüht. Das Stück Geröll selbst wird Meteoroid genannt, und jeder Teil davon, der nach dem Aufschlag übrigbleibt, heißt Meteorit. Wir werden jedoch bequemerweise für das alles den Begriff ›Meteorit‹ verwenden. Wir dachten aber, wir sollten Ihnen zeigen, daß wir hätten pedantisch sein können, wenn wir nur wollten.
    Manche dieser Körper bestehen größtenteils aus Gestein und manche größtenteils aus Eis. Und manche aus beidem. Woher sie auch immer kommen, jedenfalls nicht von der Erde. Zumindest nicht direkt. Ein paar sind vielleicht bei früheren Aufschlägen von der Erde abgesprengt worden und bei der nächsten Begegnung wieder heruntergekommen. Jedenfalls waren sie zwischendurch Dort Oben, und dort kommen sie offensichtlich her. Was heißt ›Dort Oben‹? Das übrige Universum. Das nächstgelegene Stück ist unser Sonnensystem. Das also ist der wahrscheinlichste Übeltäter. Und der hat zweifellos eine Menge Munition.
    Weiter oben haben wir das Sonnensystem als ziemlich chaotisch beschrieben: neun Planeten und ein paar Monde mit etlichen ziemlich interessanten Grundstükken. Wir haben erwähnt, daß nach den aufgezählten größeren Körpern noch eine Menge übrig war. Es gab verhältnismäßig kleine Brocken, die wirklich aus Gestein bestanden, im Planetoidengürtel, doch nachdem Sonne und Planeten aus dem solaren Nebel bezahlt worden waren, setzte sich fast das ganze ›übrige Kleingeld‹ aus Brocken von schmutzigem Eis zusammen.
    Die größte Ansammlung davon ist die Oortsche Wolke, eine riesige, sehr dünn verteilte Masse, die sich außerhalb des ›eigentlichen‹ Sonnensystems befindet – das heißt, weiter draußen als der Pluto (oder als der Neptun, wenn Pluto ins Innere der Neptunbahn gerät, was vorkommt). 1950 äußerte Jan Hendrik Oort die Annahme, die Quelle der meisten Kometen, die wir von der Erde aus sehen, müsse solch eine Wolke sein, und sie wurde nach ihm benannt. Das wichtigste Indiz, welches wir für ihre Existenz haben, besteht darin, daß Kometen mit den häufig sehr langgestreckten Bahnen irgendwoher gekommen sein müssen. Die Körper in der Oortschen Wolke reichen von kieselsteingroßen bis zu Brocken vielleicht von der Größe des Pluto.
    Dieses Kometenmaterial ist die übliche Quelle der Meteoriten, die wir aufheben und in Museen bringen, nachdem der Großteil ihrer Substanz in der Atmosphäre verglüht ist. Wir bekommen allmählich eine Vorstellung, wie groß die Oortsche Wolke sein könnte. Ihre Masse beträgt etwa ein Zehntel der Jupitermasse, und sie erstreckt sich weit jenseits der Plutobahn, vielleicht ganze drei Lichtjahre weit – zwei Drittel der Entfernung bis zum nächsten Stern. Damit wird das Material über ein Volumen vom Vielmillionenfachen des Volumens innerhalb der Plutobahn verteilt, die unser eigentliches planetares Sonnensystem begrenzt. Die ›Wolke‹ ist also derart dünn, daß man, wenn man sich in ihr befände, wahrscheinlich überhaupt nichts sähe.
    Der Gravitationszug der Sonne ist in solchen Entfernungen winzig, und die schmutzigen Eisklumpen bewegen sich kaum auf ihren Umlaufbahnen, die wahrscheinlich annähernd kreisförmig sind. Soweit die Eisklumpen überhaupt Umlaufbahnen haben und nicht einfach langsam einhertreiben, brauchen sie Jahrmillionen, um die Sonne zu umrunden. Das Universum läßt sie das aber nicht ungestört tun. Oort nannte seine Wolke einen ›Garten, sanft von stellaren Störungen beharkt‹. Indem nähergelegene Sterne und die Schwerkraft der ganzen Galaxis mit dem Gravitationszug der Sonne wechselwirken, werden viele dieser Brocken von ihren normalen Bahnen abgelenkt.
    Wie sich zeigt, brauchen die Störungen nicht so sanft zu sein, wie Oort annahm. Etwa einmal alle 35 Millionen Jahre durchquert ein Stern die Oortsche Wolke, und es kommt zu Tumult. Seit den siebziger Jahren ist eine weitere Quelle von Störungen erkannt worden: Riesenmolekularwolken.

Weitere Kostenlose Bücher