Die Gelehrten der Scheibenwelt
daß ein Basketball auf einem Billiardtisch ein ziemlich interessantes Leben führt. Velikovsky, der in den fünfziger Jahren eine wüste Theorie aufstellte, die das Sonnensystem in biblischer Zeit sehr nach einem Snooker-Billardtisch aussehen ließ, wobei der Mars der Erde erheblich näher kam und die Venus sich von einem Kometen in einen Planeten verwandelte, hatte im Prinzip gar nicht so unrecht.
Nur in sämtlichen Einzelheiten.
Und da ist noch etwas, das einem Sorgen bereiten kann. Draußen in unserer Galaxis gibt es eine Menge Sterne. Gelegentlich explodiert einer und wird zur Nova, selten zur Supernova. Solche Sterne senden eine Sphäre sehr starker Strahlung aus. Wenn einer in unserer Nachbarschaft explodierte, in bis zu zwanzig Lichtjahren Entfernung, würden alle höheren Lebensformen auf der Erde zumindest sterilisiert. Die Bakterien, insbesondere jene tief in der Erdkruste, würden überleben. Sie würden wahrscheinlich nichts merken. Man braucht nur ein paar Milliarden Jahre zu warten … und höhere Lebensformen könnten abermals im Überfluß vorhanden sein.
Noch mehr Sorgen machen Quellen von Gammastrahlen-Ausbrüchen. Gammastrahlen sind eine elektromagnetische Strahlung von sehr kurzer Wellenlänge, ähnlich den Röntgenstrahlen. Als die Astronomen Geräte herstellen konnten, die solche Strahlung festzustellen vermögen, und sie in Satelliten einbauten, entdeckten sie, daß die Erde zwei-, dreimal pro Tag in einen intensiven Ausbruch von Gammastrahlen getaucht ist, die irgendwo aus dem Weltraum kommen. Die Ausbrüche von Gammastrahlen scheinen extrem energiereich zu sein: Es gibt Anzeichen dafür, daß eine ihrer Quellen sich in einer Entfernung von 12 Milliarden Lichtjahren befand. Selbst eine Supernova wäre aus solcher Entfernung nicht zu sehen, also müssen Gammastrahlungs-Ausbrüche von etwas wirklich Ernstem hervorgebracht werden.
Wovon? Das ist ein Rätsel – vielleicht das größte Rätsel in der heutigen Astronomie. Die wahrscheinlichste Erklärung ist eine Kollision von Neutronensternen. Im Laufe der Zeit verlieren sie Energie und fallen aufeinander zu. Wenn man lange genug wartet, kommen sie einander so nahe, daß sie zusammenstoßen. Das dürfte übrigens eine ziemlich verzwickte Angelegenheit sein, nicht annähernd so einfach wie zwei Tennisbälle, die aneinanderstoßen und abprallen. Die Neutronensterne zerbrechen dabei wahrscheinlich und bilden sich neu. Bisher sind alle Quellen von Gammastrahlungs-Ausbrüchen weit, weit entfernt. Doch es könnte überall eine entstehen. Wenn zwei Neutronensterne in weniger als hundert Lichtjahren Entfernung von der Erde zusammenstießen, könnte das Leben vielleicht in der Tiefsee und in den tiefsten Gesteinen überdauern, aber der Rest unseres Planeten wäre tot.
Und wir würden es nicht einmal kommen sehen.
Planetoiden und Kometen kündigen sich etwas vorher an. Mit einem Vorlauf von einem Jahr können wir heute kleine Planetoiden ausmachen, die die Erdbahn auf Kollisionkurs kreuzen. Wir können sie kommen sehen und ihre Ankunft errechnen. Doch Gammastrahlen sind elektromagnetisch: sie bewegen sich mit Lichtgeschwindigkeit. Sie könnten bereits zu uns unterwegs sein – wir würden es nicht wissen. Sobald wir es wüßten, wären wir und unsere Technik tot.
Nicht einmal unsere eigene Sonne ist vertrauenswürdig. Die Kernreaktionen, die Sterne brennen lassen, rufen auch Veränderungen in ihnen hervor, weil dabei Elemente erzeugt oder aufgebraucht werden oder einfach eine kritische Schwelle erreichen, die neue Arten von Reaktionen auslöst. Die meisten Sterne durchlaufen dieselbe Abfolge von Veränderungen, die man die Hauptreihe nennt.
Wenn eine Sonne ihren Weg auf der Hauptreihe beginnt, gleicht sie unserer Sonne – mit einer Oberflächentemperatur von etwa 6000 Kelvin, einem Lichtausstoß von etwa 400 Quadrillionen Watt und einer Zusammensetzung von 73% Wasserstoff, 25% Helium und 2% allem übrigen. Sie bleibt etwa zehn Milliarden Jahre lang auf der Hauptreihe, bis fast ihr gesamter Wasserstoff zu Helium fusioniert ist. Zu diesem Zeitpunkt beginnt sich ihr Kern zusammenzuziehen und degeneriert – er besteht aus dicht gepackten Neutronen. Außerhalb dieses Kerns bleibt eine Schale von Wasserstoff, der weiterhin Kernreaktionen unterliegt, welche bewirken, daß die äußeren Schichten des Sterns sich ausdehnen und abkühlen. Der Stern wird zu einem Roten Riesen, etwa zehn- bis hundertmal so groß.
Der Radius der Sonne beträgt nun rund
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