Die Gelehrten der Scheibenwelt
Das sind gewaltige Ansammlungen kalten Wasserstoffs, in denen Sterne und Sonnensysteme entstehen. Ihre Masse kann das Millionenfache der Sonnenmasse betragen. Sie brauchen überhaupt nicht in unsere Nähe zu kommen, um Eisklumpen aus ihren angestammten, annähernd kreisförmigen Umlaufbahnen in der Oortschen Wolke loszurütteln.
Solche Störungen können Eisklumpen veranlassen, einwärts ins Sonnensystem zu treiben. Dort werden sie zu Kometen. Wahrscheinlich treiben auch manche nach außen, doch die kümmern uns nicht. Und Kometen sind die wichtigste (wenn auch nicht die einzige) Quelle kosmischen Mülls im Hinterhof der Erde.
Etwa eintausend Meteoroiten, die größer als ein Fußball sind, treffen jeden Tag auf die Erdatmosphäre, zusammen mit zahllosen Millionen kleinerer. Im Laufe der Zeit kriegen wir ein paar große und ein paar noch größere ab, darunter ab und zu so einen, der die Dinosaurier umgebracht hat. Wie oft ist mit solch einem großen zu rechnen? Etwa einmal in hundert Millionen Jahren.
Es gibt viel mehr von dieser Art Müll im Sonnensystem, als wir bisher glaubten, und er regnet unablässig auf unseren Planeten nieder. Jedes Jahr kehren wir ungefähr 80 000 Tonnen davon zusammen. Nahezu alles davon fällt in kleinen Stücken auf die Erde, größtenteils etwas ausgetrockneter Eisschmutz aus Kometenschwänzen. Geröll dieser Art folgt der Umlaufbahn eines Kometen und macht sie zu einer Art Kiesweg. Wenn die Erde auf ihrer Bahn diesen Kometen-Müllhaufen durchläuft, verglüht ein Teil des Kieses in der Atmosphäre, und wir sehen spektakuläre Lichtshows: Meteoritenschauer. Die stellen sich jedes Jahr an bestimmten Tagen ein, wenn die Erde durch jenen Müll läuft. Beispielsweise kann man im November die Leoniden und im August die Perseiden sehen.
Etwas rätselhaft liegt der Fall jedoch beim Meteoritenstrom der Geminiden, die im Dezember kommen. Sie scheinen zu einem (nicht mehr als solcher erscheinenden) Kometen zu gehören, dessen Perihelium, der sonnennächste Punkt der Bahn, draußen bei der Plutobahn liegt. Und damit wären wir bei einer anderen Quelle für das kosmische Bombardement: dem Kuiper-Gürtel, nämlich dem Teil der Oortschen Wolke, der nicht sehr weit jenseits der Plutobahn liegt. Man hält sogar Pluto und seinen Satelliten Charon heute nicht mehr für einen ›richtigen‹ Planeten mitsamt Mond, sondern nur für die größten Brocken im Kuiper-Gürtel. Diese Brocken bewegen sich in echten quasi-elliptischen Bahnen und sind vielleicht die Quelle mancher regulärer Kometen mit kürzeren Umlaufzeiten – wie des Halleyschen Kometen, der etwa alle 76 Jahre wiederkehrt.
Wie die Kometen, schicken auch die Planetoiden Gesteinsbrocken in unsere Richtung. Jupiters Gravitationsfeld ist stark genug, um die Planetoiden zu stören, insbesondere jene in gewissen ›Resonanzbahnen‹, deren Umlaufzeit ein einfacher Bruchteil von der des Jupiters ist – etwa ein Drittel oder zwei Fünftel. Von den etwa achttausend bekannten Planetoiden hat ungefähr jeder zwanzigste eine Umlaufbahn, die der Erdbahn nahekommt oder sie sogar kreuzt. Alle, die sie kreuzen, kommen für Aufschläge in Frage. Planetoiden, deren Bahnen der Sonne bis auf weniger als den 1,3-fachen Radius der Erdbahn nahekommen, werden erdnahe Planetoiden oder Amors genannt. Der bekannteste davon ist Eros. Planetoiden, deren Bahnen sich mit der Erdbahn überschneiden, heißen Apollos . Es sind über 400 Amors und Apollos bekannt. Größere Sorgen bereiten die Atens , das sind Amors, die zu klein sind, als daß man sie ohne weiteres entdecken könnte, aber immer noch groß genug, um enormen Schaden anzurichten. Die meisten davon befanden sich wahrscheinlich ursprünglich im Planetoidengürtel, wurden jedoch vom Jupiter aus ihrer Bahn gelenkt, so daß sie die Marsbahn kreuzten, worauf ihre Bahn dann noch vom Mars gestört wurde.
Das läßt uns zwei gegensätzliche Sichtweisen auf den Jupiter – die einander vielleicht ergänzen. Dieser größte Planet des Sonnensystems gilt als Retter der irdischen Lebensformen bei einer Unzahl von Gelegenheiten, indem seine ernorme Schwerkraft nahezu alle von weiter außen hereinfallenden Gesteins- und Eisbrocken schluckt – wie 1994 den Kometen Shoemaker-Levy. Es ist aber auch nachgewiesen worden, daß er den Planetengürtel durchrüttelt und möglicherweise den Planetoiden (wenn es denn wirklich einer war), der die Dinosaurier umbrachte, auf Kollisionskurs mit der Erde brachte.
Die Botschaft lautet,
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