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Die Gelehrten der Scheibenwelt

Die Gelehrten der Scheibenwelt

Titel: Die Gelehrten der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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veränderten sich und blieben doch gleich.
    Und wenn tatsächlich Wahrheit in Ponders zaghafter Theorie steckte, wonach sich Dinge tatsächlich in andere Dinge verwandelten, so führte sie zu folgendem niederschmetternden Gedanken: Die Welt füllte sich immer mehr mit Drückebergern, mit Wesen, die es ablehnten, an ihrem angestammten Platz zu bleiben und zu versuchen, es im Leben zu etwas zu bringen. Statt dessen liefen sie fort, um sich irgendeine Nische zu suchen und Beine wachsen zu lassen. Jener Fisch, der das Wasser verlassen hatte, war eine echte Schande für seine Spezies. Er hustete die ganze Zeit über, wie jemand, der gerade das Rauchen aufgegeben hatte.
    Und es mangele an Zielstrebigkeit, betonte Ridcully immer wieder. Das Leben breitete sich auf dem Land aus. Nach dem Buch sollte es jetzt große Eidechsen geben, aber nichts schien sich in dieser Hinsicht irgendwelche Mühe zu geben. Sobald sich das Leben in Sicherheit wähnte, verzichtete es auf alle Anstrengungen.
    Rincewind entspannte sich derzeit. Ihm gefiel die Sache. Große Tiere schnüffelten im Grün, das den Felsen umgab, auf dem er saß. Was ihr allgemeines Erscheinungsbild betraf: Sie ähnelten dürren kleinen Nilpferden, die von einem unbegabten Amateur im Dunkeln entwickelt worden waren. Sie hatten ein Fell. Und sie husteten ebenfalls.
    Auf dem Boden krochen Dinge, die für Rincewind genug Ähnlichkeit mit Käfern aufwiesen, um von ihm ›Käfer‹ genannt zu werden.
    Von Ponder wußte er, daß sich die Kontinente wieder bewegten, und deshalb hielt er sich sicherheitshalber am Felsen fest.
    Weit und breit schien nichts zu denken, und das gefiel ihm besonders. Die Erfahrung lehrte Rincewind, daß Denken Unheil bedeutete.
    Die letzten Wochen, Scheibenweltzeit, waren sehr lehrreich gewesen. Die Zauberer hatten einige Dutzend entstehende Zivilisationen oder zumindest Wesen identifiziert, die sich nicht nur dafür zu interessieren schienen, woher die nächste Mahlzeit kam. Und was war aus ihnen geworden? Es gab eine Tintenfisch-Zivilisation, meinte HEX, ganz tief im kalten Wasser. Abgesehen davon hatten Eis, Feuer oder beides sowohl Intelligente als auch Dumme heimgesucht. Vermutlich verbarg sich hier irgendwo eine Moral.
    Die Luft schimmerte, und sechs geisterhafte Gestalten erschienen vor Rincewind.
    Es waren die Zauberer der Fakultät beziehungsweise blasse Abbilder von ihnen. Silbrige Linien glühten an ihnen, und gelegentlich flackerten sie.
    »Bitte denkt daran«, erklang Ponder Stibbons gedämpfte Stimme, »daß ihr euch noch immer im Forschungstrakt für hochenergetische Magie befindet. Wenn ihr langsam geht, paßt HEX eure Füße dem lokalen Bodenniveau an. Ihr habt begrenzte Möglichkeiten, Dinge zu bewegen, obwohl HEX die eigentliche Arbeit leisten wird …«
    »Können wir etwas essen?« fragte der Oberste Hirte.
    »Nein, Herr. Dein Mund ist nicht hier .«
    »Und womit rede ich dann?«
    »Das könnte man sich tatsächlich fragen«, erwiderte Ponder diplomatisch. »Wir hören dich, weil sich unsere Ohren hier im FHM befinden, und du hörst die hier verursachten Geräusche, weil HEX ein virtuelles Äquivalent übermittelt. Sei unbesorgt. Nach einer Weile erscheint dir das alles normal.«
    Das Phantom des Dekans trat nach dem Boden. Einen Sekundenbruchteil später stob ein wenig Erde nach oben.
    »Erstaunlich«, sagte er zufrieden.
    »Wie bitte?« fragte Rincewind.
    Die Zauberer drehten sich um.
    »Oh, Rincewind«, meinte Ridcully. Genausogut hätte er ›Oh, es regnet‹ sagen können. »Du bist’s.«
    »Ja, Herr.«
    »Stibbons hat eine Möglichkeit gefunden, HEX zu veranlassen, mehr als nur einen Virtuell-da-Anzug zu steuern. Was wir sofort zum Anlaß nahmen, diese Welt zu besuchen, um selbst einmal an den Rosen zu schnuppern.«
    »Dazu bekommt ihr erst in einigen hundert Millionen Jahren Gelegenheit, Herr«, sagte Ponder.
    »Langweilig, nicht wahr?« Der Dozent für neue Runen sah sich um. »Ist nicht viel los hier. Es gibt jede Menge Leben, aber es frönt dem Müßiggang.«
    Ridcully rieb sich die Hände.
    »Nun, wir sorgen hier für etwas mehr Schwung«, versprach er. »Wir bringen Bewegung in die Dinge, solange wir hier sind. Einige Anstöße an der richtigen Stelle, das brauchen diese Wesen.«
    »Die Zeitreisen machen keinen Spaß«, meinte Rincewind. »Man läuft immer wieder Gefahr, unter einem Vulkan oder am Meeresgrund zu enden.«
    »Wir werden sehen«, erwiderte Ridcully mit fester Stimme. »Ich habe genug davon. Seht euch

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