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Die Gelehrten der Scheibenwelt

Die Gelehrten der Scheibenwelt

Titel: Die Gelehrten der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Nähe des Kraters gefunden, kleine halb um den Erdball herum. 1998 fand Frank Kyte im Nordpazifik ein Stück des Meteoriten selbst, zweieinhalb Zentimeter im Durchmesser. Das Fragment sieht wie ein Stück von einem Planetoiden aus – womit die andere Möglichkeit ausgeschlossen wäre, ein Komet, der einen ähnlichen Krater erzeugt hätte. Nach A. Shukoljukow (Shukolyukov) und G. W. Lugmair bestätigen die Anteile von Chrom-Isotopen im K-T-Sediment diese Ansicht. Und Andrew Smith und Charlotte Jeffery haben festgestellt, daß das Aussterben von Seeigeln, das am K-T-Übergang stattfand, am schlimmsten in den Gebieten um Mittelamerika war, wo wir die Aufschlagstelle des Meteoriten vermuten.
    Obwohl die Indizien für einen Aufschlag stark sind und im Lauf der zwanzig Jahre, seit die beiden Alvarez ihre Meteoriten-Theorie vortrugen, merklich zugenommen haben, hat eine Gruppe von Paläontologen, die entschieden anderer Ansicht sind, zur Erklärung des K-T-Massensterbens nach irdischen Ereignissen anstatt dramatischer astronomischer Einflüsse Ausschau gehalten. Zweifellos gab es gegen Ende der Kreidezeit eine Reihe dramatischer Klimaveränderungen, wobei mit dem Anwachsen und Schmelzen der Polkappen der Meeresspiegel drastisch schwankte. Es gibt auch gewichtige Indizien, daß manche Meere – vielleicht auch alle – ihre auf Sauerstoff beruhende Ökologie einbüßten und zu riesigen stinkenden, schwarzen, anaerobischen Tümpeln wurden. Die fossilen Hinweise darauf sind schwarze, eisen- und schwefelreiche Linien in Sedimenten. Die dramatischsten Vorgänge irdischen Ursprungs hingen zweifellos mit dem Vulkanismus zusammen, durch den der sogenannte Dekkan-Trapp entstand, riesige Ablagerungen von Lava. Ganz Asien scheint von Vulkanen bedeckt gewesen zu sein, und sie stießen genug Lava aus, daß sie eine 45 Meter dicke Schicht hätte bilden können, wäre sie gleichmäßig über den ganzen Kontinent verteilt gewesen. Derart extensiver Vulkanismus muß gewaltige Auswirkungen auf die Atmosphäre gehabt haben: Kohlendioxid-Emissionen, die die Atmosphäre durch den Treibhauseffekt aufheizten, Schwefelverbindungen, die schrecklichen sauren Regen und eine Verunreinigung des Süßwassers überall auf dem Planeten hervorriefen, und gleichzeitig winzige Gesteinspartikel, die das Sonnenlicht abschirmten und einen ›nuklearen Winter‹ bewirkten. Können statt eines Meteoriten die Vulkane, die den Dekkan-Trapp bildeten, die Dinosaurier umgebracht haben? Vieles hängt vom Zeitpunkt ab.
    Die Theorie, die wir bevorzugen – nicht, weil es gute unabhängige Beweise dafür gäbe, sondern weil sie soviel erklären würde und weil sie eine Moral hat –, besagt, daß die beiden Ursachen zusammenhängen. Der Chicxulub-Krater liegt dem Dekkan-Trapp auf der anderen Seite des Planeten ziemlich genau gegenüber. Vielleicht setzte die Vulkantätigkeit in Asien ein paar Millionen Jahre vor dem K-T-Übergang ein und rief gelegentliche ökologische Krisen für größere Tiere hervor, aber nichts wirklich Endgültiges. Dann schlug der Meteorit ein und erzeugte Schockwellen, die mitten durch die Erde gingen und, wie von einer Linse gebündelt, gerade in jener empfindlichen Region der Erdkruste zusammenliefen. (Etwas Ähnliches hat sich auf dem Merkur ereignet, wo ein riesiger Einschlagkrater, das Caloris-Bassin genannt, genau gegenüber von ›sonderbarem Gelände‹ liegt, das von Schockwellen geformt wurde.)
    Dann muß es einen gigantischen, gleichzeitigen Ausbruch von Vulkanismus gegeben haben – zusätzlich zu allen Folgen des Zusammenstoßes, die an sich schon schlimm genug waren. Die Kombination kann unzählige Arten hinweggefegt haben. Um diesen Gedanken zu stützen, sollte gesagt werden, daß eine andere geologische Ablagerung, der Sibirische Trapp, zehnmal soviel Lava wie das Dekkan-System enthält, und wie es sich ergibt, wurde der Sibirische Trapp zur Zeit eines anderen, des großen Permischen Massensterbens gebildet, die wir schon erwähnt haben. Um weitere Indizien anzuhäufen: Manche Geologen glauben, den Einschlagort eines weiteren Meteoriten in Australien gefunden zu haben, das im Perm gegenüber von Sibirien lag.
    Gibt es Indizien für diese Annahme? Im Jahre 2000 analysierten Dallas Abbott und Ann Isley Einschläge, um festzustellen, ob sie mit vulkanischen ›Superplumes‹* [ * Der englische Begriff hat sich in der Fachsprache durchgesetzt; wörtlich übersetzt wären es ›Super-Rauchfahnen‹. – Anm. d. Übers. ]

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