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Die Gelehrten der Scheibenwelt

Die Gelehrten der Scheibenwelt

Titel: Die Gelehrten der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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und resistente Stämme von Mücken entstanden, die jedenfalls noch schlimmer als ihre Vorgänger waren. DDT ist jetzt weltweit verboten – was leider manche Leute nicht davon abhält, es weiterhin zu verwenden.
    In der Vergangenheit war die Umwelt unser Kontext – wir haben uns entwickelt, um ihr zu entsprechen. Jetzt sind wir der Kontext für sie – wir verändern sie, wie es uns paßt. Wir müssen lernen, wie man das macht, aber die Rückkehr in ein fiktives goldenes Zeitalter, wo primitive Menschen angeblich im Einklang mit der Natur lebten, ist keine Lösung. Es mag politisch nicht korrekt sein, das zu sagen, aber die meisten primitiven Menschen richteten soviel Umweltschäden an, wie ihre bescheidenen technischen Mittel es nur eben erlaubten. Als Menschen von Sibirien über Alaska nach Amerika kamen, mordeten sie sich binnen ein paar zehntausend Jahren ihren Weg bis hinunter zur Spitze von Südamerika und rotteten Dutzende von Arten aus – Riesenfaultiere und Mastodonten zum Beispiel (urtümliche Elefanten, Mammuts vergleichbar, aber anders).
    Einige Wissenschaftler haben dieser Deutung widersprochen und behauptet, Menschen hätten niemals derart große Wirkung erzielen können. Um diese Behauptung zu überprüfen, simulierte John Alroy 2001 in Computermodellen von 41 nordamerikanischen Arten die Auswirkungen der Jagd. Es stellte sich heraus, daß Ausrottung praktisch nicht zu vermeiden war, insbesondere für größere Tiere. Sogar hochgradig unfähige Jäger hätten sie ausgerottet. Die Simulationen lieferten für 32 der 41 Arten korrekte ›Vorhersagen im Nachhinein‹, was ihren Schlußfolgerungen zusätzliche Glaubwürdigkeit verleiht. Der New Scientist fragte ›Whodunnit?‹* [ * Die klassische Frage nach dem Mörder im klassischen angloamerikanischen Krimi. – Anm. d. Übers. ] und bot seine eigene Antwort an: ›Mr. Sapiens in Amerika mit einer großen Axt.‹
    Es gibt viele ähnliche Beispiele für ökologische Verwüstungen, die von ›primitiven‹ Menschen verursacht wurden. Die Anasazi-Indianer im Süden der heutigen USA holzten Wälder ab, um ihre Felswohnungen zu bauen, und schufen eins der heute wasserärmsten Gebiete der Vereinigten Staaten. Die Maoris rotteten die Moas aus. Moderne Menschen sind vielleicht noch zerstörerischer, aber es gibt mehr von uns, und die Technik kann unser Tun verstärken. Dennoch, als Menschen imstande waren, den Begriff ›natürliche Umwelt‹ auszusprechen, gab es schon keine mehr. Wir hatten das Antlitz der Kontinente verändert, im großen und im kleinen.
    Um mit der Natur im Einklang zu leben, muß man wissen, wie man dasselbe Lied wie die Natur singt. Dazu muß man die Natur verstehen . Gute Absichten genügen nicht. Die Wissenschaft könnte genügen – wenn wir klugen Gebrauch davon machen.

NEUNUNDDREISSIG
    Abtrünnige
    Gedrückte Stimmung herrschte bei den Zauberern. Einige von ihnen verzichteten beim Essen sogar auf eine dritte Portion.
    »Eigentlich waren sie gar nicht sehr hoch entwickelt«, sagte der Dekan in dem Versuch, seine Kollegen aufzumuntern. »Sie verwendeten nicht einmal Metall. Und ihre Schrift bestand nur aus Piktogrammen.«
    »Warum geschieht so etwas bei uns nicht?« fragte der Oberste Hirte, ohne seine Süßspeise anzurühren.
    »Oh, es gibt historische Beispiele für das eine oder andere Massensterben«, sagte Ponder.
    »Ja, aber nur als Ergebnis streitsüchtiger Zauberei. Das ist etwas ganz anderes. Hier rechnet man nicht damit, daß Felsen vom Himmel fallen.«
    »Eigentlich sollte man gar nicht von ihnen erwarten, oben zu bleiben «, meinte Ridcully. »In einem richtigen Universum schnappt die Schildkröte danach, und die Elefanten kriegen den Rest. Sie schützen die Welt. Wenn ihr mich fragt: Jede intelligente Lebensform auf der Rundwelt sollte bestrebt sein, sie so schnell wie möglich zu verlassen.«
    »Es gibt keinen anderen Ort, wo sie sich niederlassen könnte«, wandte Ponder ein.
    »Unsinn! Der Mond ist ziemlich groß. Und es gibt noch andere Kugeln, die den Stern umkreisen.«
    »Alle sind entweder zu heiß, zu kalt oder völlig ohne Atmosphäre«, sagte Ponder.
    »Die Burschen müßten sich eben ein wenig anpassen. Wie dem auch sei … Es gibt doch noch viele andere Sonnen, oder?«
    »Ja, aber sie sind zu weit entfernt. Die Zeit eines ganzen Lebens würde nicht genügen, sie zu erreichen.«
    »Ja, aber das Ausgestorbensein dauert ewig.«
    Ponder seufzte. »Man würde aufbrechen, ohne zu wissen, ob es eine andere Welt

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