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Die Gelehrten der Scheibenwelt

Die Gelehrten der Scheibenwelt

Titel: Die Gelehrten der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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habe eine Liebesaffäre mit Mars gehabt (wobei ein Schwarm von Kometenbabys entstanden sei) und schließlich friedlich auf der Venus zur Ruhe gekommen. Unterwegs habe er viele seltsame Effekte ausgelöst, die zu Geschichten der Bibel wurden. Velikovsky hatte in einem Punkt recht: Die Bahnen der Planeten stehen nicht ein für allemal fest. Das war so ziemlich alles, worin er recht hatte.
    Umkreisen andere Planetensysteme ferne Sterne, oder sind wir einzigartig? Bis vor ein paar Jahren ist darüber viel gestritten worden, ohne daß handfeste Beweise existierten. Wenn man sie vor die Alternative stellte, sprachen sich die meisten Wissenschaftler für die Existenz anderer Planetensysteme aus, weil der Mechanismus mit der kollabierenden Staubwolke fast überall leicht in Gang kommen kann, wo es kosmischen Staub gibt – und es gibt hundert Milliarden Sterne in unserer eigenen Galaxis, ganz zu schweigen von den Milliarden über Milliarden anderen im Universum, die alle einmal kosmischer Staub waren . Doch das sind nur Indizien. Jetzt ist die Lage viel klarer. Typischerweise enthält die Geschichte aber mindestens einen Fehlstart und eine kritische Überprüfung von Beweisen, die zunächst ziemlich überzeugend wirkten.
    1967 arbeitete Jocelyn Bell, Doktorandin an der Universität von Cambridge, unter der Leitung von Anthony Hewish an ihrer Promotion. Ihr Gebiet war die Radioastronomie. Wie das Licht sind Radiowellen elektromagnetisch, und wie Licht können sie von Sternen ausgestrahlt werden. Diese Radiowellen können mit Hilfe von Parabolantennen aufgefangen werden – die heutigen Fernseh-Satellitenantennen sind eng verwandt –, die ziemlich irreführend als ›Radioteleskope‹ bezeichnet werden, obwohl sie nach ganz anderen Prinzipien als gewöhnliche optische Teleskope arbeiten. Wenn wir den Himmel im Radiobereich des elektromagnetischen Spektrums betrachten, können wir oft Dinge ›sehen‹, die nicht in Erscheinung treten, wenn man gewöhnliches sichtbares Licht verwendet. Das ist nicht weiter verwunderlich: Zum Beispiel können Scharfschützen beim Militär mit Hilfe von Infrarot-Wellen ›im Dunkeln sehen‹, indem sie Dinge an der von ihnen ausgestrahlten Wärme erkennen. Die Technik war seinerzeit nicht besonders elegant, und die Radiowellen wurden auf langen Papierstreifen mit automatischen Stiften aufgezeichnet, die mit guter altmodischer Tinte zittrige Kurven malten. Bell erhielt die Aufgabe, auf den Papierrollen nach interessanten Dingen zu suchen, indem sie ungefähr 130 Meter Papier pro Woche sorgfältig durchsah. Was sie fand, war sehr seltsam – ein Signal, das etwa dreißigmal pro Sekunde pulsierte. Hewish war skeptisch und argwöhnte, das Signal sei irgendwie von den Meßinstrumenten erzeugt worden, Bell aber war von seiner Echtheit überzeugt. Sie durchsuchte viereinhalb Kilometer früherer Aufzeichnungen und fand mehrere frühere Vorkommen desselben Signals, was bewies, daß sie recht hatte. Irgend etwas da draußen sendete das Radio-Gegenstück des Tons einer Trillerpfeife aus. Das verantwortliche Objekt wurde ›Pulsar‹ genannt – ein pulsierendes sternartiges Objekt.
    Was konnten diese seltsamen Dinge sein? Einige Leute äußerten die Ansicht, es seien Funksignale einer fremden Zivilisation, doch alle Versuche, das außerirdische Gegenstück der Jerry Springer Show herauszulesen, mißlangen (was vielleicht ganz gut war). Es schien keine strukturierten Botschaften in den Signalen zu geben. Wofür man sie heute hält, ist eigentlich noch seltsamer als eine außerirdische Fernsehsendung. Pulsare gelten als Neutronensterne – Sterne, die aus hochgradig entarteter Materie bestehen, ausschließlich Neutronen, und die einen Durchmesser von gerade mal rund 20 Kilometern haben.
    Erinnern Sie sich, daß Neutronensterne eine unglaublich hohe Dichte haben und entstehen, wenn ein größerer Stern einen Gravitationskollaps erleidet. Dieser ursprüngliche Stern rotiert, wie wir gesehen haben, und wegen der Erhaltung des Drehimpulses muß der entstehende Neutronenstern viel schneller rotieren. Er vollführt tatsächlich ungefähr dreißig Umdrehungen pro Sekunde. Für einen Stern ist das ganz schön schnell. Nur ein winziger Stern wie ein Neutronenstern vermag das – wenn ein gewöhnlicher Stern so schnell rotieren sollte, müßte sich seine Oberfläche mit Überlichtgeschwindigkeit bewegen, was Einstein gar nicht gefallen hätte. (Realistisch betrachtet, würde ein normaler Stern schon bei viel

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