Die Gelehrten der Scheibenwelt
Pulsar PSR 1257+12 umkreisten. Ein Pulsar-Planetensystem mit mindestens zwei Welten! Wenn man zwei Tanzpartner hat, ist die Wellenlinie komplizierter als bei einem, und man kann solch ein Signal schwerlich mit etwas verwechseln, das beim Empfänger durch die Erdbewegung hervorgerufen wird. Also scheint diese zweite Entdeckung ziemlich solide zu sein, es sei denn, es gibt eine Möglichkeit, daß Pulsare die von ihnen ausgestrahlten Signale in gerade solch einer komplexen Weise ändern, ohne Planeten zu haben – vielleicht ist der Funkstrahl ein bißchen wacklig? Wir können nicht hinfliegen, um nachzuschauen, also müssen wir von hier aus unser Bestes tun, und von hier aus sieht es gut aus.
Es gibt also tatsächlich Planeten außerhalb unseres Sonnensystems. Aber es ist die Möglichkeit von Leben, die ferne Planeten eigentlich interessant macht, und ein Pulsar-Planet ist bei all der Röntgenstrahlung entschieden kein geeigneter Ort für etwas, das längere Zeit am Leben bleiben möchte. Doch nun erweisen sich auch herkömmliche Sterne als im Besitz von Planeten. Im Oktober 1995 fanden Michel Mayor und Didier Queloz Schwankungen in der Bewegung des Sterns 51 Pegasi, die zu einem Planeten von etwa halber Jupitermasse paßten. Ihre Beobachtungen wurden von Geoffrey Marcy und Paul Butler bestätigt, die Indizien für zwei weitere Planeten fanden – einen von siebenfacher Jupitermasse bei 70 Virginis und einen von zwei- oder dreifacher Jupitermasse bei 47 Ursae Majoris.
Bis 1996 wurden sieben solche Planeten gefunden. Zu dem Zeitpunkt, da wir dies schreiben, sind etwa siebzig extrasolare Planeten entdeckt worden, entweder mit der Bahnschwankungsmethode oder durch Beobachtung der Lichtstrahlung eines Sterns und möglicher Veränderungen, wenn ein umlaufender Planet unterschiedliche Lichtmengen reflektiert. Theoretische Berechnungen zeigen, daß diese Methode mit verbesserten Teleskopen sogar ermöglichen könnte, die Rotationsgeschwindigkeit eines Planeten zu ermitteln. Neue extrasolare Planeten werden momentan praktisch jede Woche entdeckt. Die genaue Anzahl schwankt, da die Astronomen immer wieder einmal Unregelmäßigkeiten an früheren Messungen entdecken, die den neuen Lieblingsplaneten eines anderen in Frage stellen, doch die allgemeine Tendenz geht aufwärts. Und von unserem nächsten sonnenähnlichen Nachbarn, Epsilon Eridani, weiß man jetzt dank Beobachtungen, die James Greaves und Kollegen 1998 angestellt haben, daß er eine ihn umgebende Staubwolke besitzt, die vielleicht mit der Oortschen Wolke unserer Sonne zu vergleichen ist. Wir können jedoch keine Schwankungen sehen; wenn er also Planeten hat, muß ihre Masse unter dem Dreifachen der Jupitermasse liegen. Ein Jahr zuvor benutzten David Trilling und Robert Brown die Beobachtung einer ähnlichen Staubwolke um 55 Cancri, welche schwankt, um abzuleiten, daß der Stern einen Planeten von höchstens 1,9facher Jupitermasse hat. Damit sind andere Erklärungen des unsichtbaren Begleiters definitiv ausgeschlossen, etwa, daß es ein ›brauner Zwerg‹ sein könnte – ein Stern, in dem mangels Masse keine Kernreaktionen einsetzten.
Obwohl gegenwärtige Teleskope einen fremden Planeten nicht direkt entdecken können, könnten künftige Teleskope dazu imstande sein. Herkömmliche astronomische Teleskope benutzen einen leicht gekrümmten großen Spiegel, um einfallendes Licht zu fokussieren, sowie Linsen und Prismen, um das Bild aufzunehmen und an das weiterzuschicken, was anfangs das Okular des Astronomen war, später eine Fotoplatte und was jetzt meistens ein CCD (›charge-coupled device‹, ladungsgekoppeltes Gerät) ist – ein empfindlicher elektronischer Lichtdetektor –, angeschlossen an einen Computer. Ein einzelnes Teleskop von herkömmlicher Bauart wird wirklich einen sehr großen Spiegel benötigen, um einen Planeten bei einem anderen Stern zu finden – einen Spiegel von etwa 100 Metern Durchmesser. Der größte derzeit existierende Spiegel hat ein Zehntel dieser Größe, und um Einzelheiten auf der fremden Welt zu sehen, wäre ein noch größerer nötig, so daß das alles kaum zu machen ist.
Aber man braucht nicht nur ein Teleskop zu benutzen.
Eine ›Interferometrie‹ genannte Technik ermöglicht es im Prinzip, einen einzigen Spiegel von 100 m Durchmesser durch zwei viel kleinere zu ersetzen, die 100 Meter voneinander entfernt sind. Beide erzeugen Bilder vom selben Stern oder Planeten, und die eintreffenden Lichtwellen, die diese Bilder
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