Die Gelehrten der Scheibenwelt
der NASA, der für 2020 skizziert ist. Ein Geschwader von Raumflugkörpern, jeder mit vier Teleskopen ausgerüstet, wird sich zu einem Interferometer mit einer Basislänge von etlichen tausend Kilometern entfalten und fremde Planeten zu kartographieren beginnen. Der nächste Stern ist gerade eben gute vier Lichtjahre entfernt; Computersimulationen zeigen, daß fünfzig Teleskope mit einer Basislänge von nur 150 km Bilder von einem zehn Lichtjahre entfernten Planeten liefern können, die gut genug sind, um Kontinente und sogar Monde von der Größe des Erdmondes zu erkennen. Mit 150 Teleskopen und derselben Basislänge könnte man aus einer Entfernung von zehn Lichtjahren die Erde betrachten und Wirbelstürme in ihrer Atmosphäre sehen. Man stelle sich vor, was mit einer Basislänge von mehr als tausend Kilometern zu machen ist.
Es gibt also Planeten außerhalb unseres Sonnensystems – und wahrscheinlich im Überfluß. Das sind gute Neuigkeiten, wenn man hofft, daß es irgendwo da draußen fremde Lebensformen gibt. Die Indizien dafür sind allerdings strittig.
Mars ist natürlich der traditionelle Ort, wo wir Leben im Sonnensystem zu finden erwarten – teilweise wegen des Mythos von ›Marskanälen‹, die Astronomen mit ihren Fernrohren zu sehen glaubten, die sich aber als Illusion erwiesen, als wir Raumsonden hinschickten, um es uns aus der Nähe anzuschauen, teilweise weil die Bedingungen auf dem Mars in mancher Hinsicht denen auf der Erde ähnlich, wenn auch allgemein widerwärtiger sind, und teilweise weil Dutzende von Science Fiction-Büchern uns unterschwellig auf die Existenz von Marsianern vorbereitet haben. Das Leben ist hier an widrigen Orten zu finden, es hält sich in Vulkanschloten, Wüsten und tief im Gestein der Erde. Nichtsdestoweniger haben wir jedoch keine Anzeichen für Leben auf dem Mars gefunden.
Bisher.
Eine Zeitlang dachten manche Wissenschaftler, wir hätten solche Anzeichen gefunden. 1996 verkündete die NASA Spuren von Leben auf dem Mars. Ein in der Antarktis ausgegrabener Meteorit mit der Codenummer ALH84001 war vor fünfzehn Millionen Jahren durch den Aufprall eines Planetoiden vom Mars weggeschleudert wurden und vor 13 000 Jahren auf die Erde gefallen. Als er aufgeschnitten und das Innere mit hoher Vergrößerung untersucht wurde, fand man drei mögliche Spuren von Leben. Es waren Rückstände wie von winzigen fossilen Bakterien, eisenhaltige Kristalle, wie sie von gewissen Bakterien gebildet werden, und organische Moleküle ähnlich denen, die in fossilen Bakterien auf der Erde gefunden wurden. Das alles legte einen Schluß nahe: Marsbakterien! Wie zu erwarten, rief diese Behauptung viel Streit hervor, und es läuft darauf hinaus, daß alle drei Entdeckungen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit überhaupt keine Indizien für Leben sind. Die fossilen ›Bakterien‹ sind viel zu klein, und die meisten davon sind Stufen auf Kristalloberflächen, die in den Metallüberzügen, wie man sie in der Elektronenmikroskopie verwendet, die Bildung merkwürdiger Formen hervorgerufen haben; die eisenhaltigen Kristalle kann man erklären, ohne überhaupt auf Bakterien zurückzugreifen, und die organischen Moleküle können ohne Zutun von Marsleben dort hingeraten sein.
1998 jedoch fand der Mars Global Surveyor Anzeichen für uralte Ozeane auf dem Mars. Zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Geschichte des Planeten sprudelten riesige Mengen Wasser aus dem Hochland und flossen in die nördlichen Tiefebenen. Man dachte, dieses Wasser sei einfach versickert oder verdunstet, doch nun zeigt sich, daß die Ränder der nördlichen Tiefebenen alle ziemlich genau in derselben Höhe liegen – wie von einem Ozean erodierte Küstenlinien. Der Ozean, wenn er existierte, bedeckte ein Viertel der Marsoberfläche. Wenn er Leben enthielt, müßten wir Marsfossilien aus jener Zeit finden können.
Der gegenwärtige Favorit für Leben im Sonnensystem ist eine Überraschung, zumindest für Leute, die keine Science Fiction lesen: der Jupitermond Europa. Er ist eine Überraschung, weil die Europa außerordentlich kalt und von dicken Eisschichten überzogen ist. Dort wird das Leben aber gar nicht vermutet. Die Europa befindet sich im kräftigen Griff der Jupitergravitation, und Gezeitenkräfte heizen ihr Inneres auf. Das könnte bedeuten, daß die tieferen Schichten des Eises geschmolzen sind und einen ausgedehnten Ozean bilden. Bis vor kurzem war das reine Spekulation, doch inzwischen gibt es sehr starke
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