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Die Gelehrten der Scheibenwelt

Die Gelehrten der Scheibenwelt

Titel: Die Gelehrten der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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enthielt, die mit Tausenden von Thaum summten. Natürlich war das Verbot inoffiziell, denn wer einen Knauf ganz durch eine Tür aus massiver Eiche drehen kann, hat die Möglichkeit, jeden beliebigen Ort aufzusuchen.
    Der Orang-Utan stützte sich mit den Fingerknöcheln ab, als er zum Projekt wankte und es probierte. Die Anspannung der Zauberer wuchs, als er die Einstellräder des Omniskops betätigte und den Fokus auf den am vergangenen Tag explodierten Schmelzofen richtete. Ein winziger Lichtpunkt war davon übriggeblieben, umgeben von schimmernden Gasschleiern.
    Der Fokus glitt weiter, näherte sich den leuchtenden Gaswolken.
    »Noch immer zu groß«, sagte Ridcully. »Nun, es war einen Versuch wert, alter Knabe.«
    Der Bibliothekar wandte sich ihm zu, und das Licht der Explosion kroch über sein Gesicht. Ponder hielt unwillkürlich den Atem an.
    Und ließ ihn dann zischend entweichen.
    »Ich brauche mehr Licht!«
    Die Kugeln auf dem Tisch rollten fort und fielen auf den Boden, als Ponder danach zu greifen versuchte. Schließlich hob er eine und ließ sie wackeln, während der Oberste Hirte ein angezündetes Streichholz hochhielt.
    »Es wird klappen!«
    »Freut mich!« erwiderte Ridcully. »Was denn?«
    »Tage und Nächte!« sagte Ponder. »Und auch Jahreszeiten, wenn wir Fehler vermeiden! Ausgezeichnet, Herr! In Hinsicht auf das Wackeln bin ich mir nicht ganz sicher, aber vielleicht hast du es genau richtig hingekriegt!«
    »Wenn’s darum geht, bist du bei uns an der richtigen Adresse«, erklärte Ridcully und strahlte. »Wir sind Spezialisten darin, alles richtig hinzukriegen. Äh … was haben wir diesmal richtig hingekriegt?«
    »Die Drehung!«
    »Dafür ist meine Sonne verantwortlich«, meinte der Dekan selbstgefällig.
    Ponder tanzte fast vor Freude. Und dann wurde er ganz plötzlich ernst.
    »Aber es hängt alles davon ab, ob es gelingt, die Bewohner zu täuschen«, sagte er. »Und derzeit gibt es dort unten noch niemanden … HEX?«
    Ein mechanisches Rasseln wies darauf hin, daß HEX Aufmerksamkeit schenkte.
    +++ Ja? +++
    »Können wir irgendwie auf die Welt gelangen?«
    +++ Für physische Dinge gibt es keine Möglichkeit, ins Projekt zu gelangen +++
    »Ich möchte jemanden transferieren, der die Dinge von der Oberfläche aus beobachtet.«
    +++ Das läßt sich bewerkstelligen. Auf eine virtuelle Art +++
    »Virtuell?«
    +++ Aber ihr braucht einen Freiwilligen. Jemanden, der getäuscht werden kann +++
    »Das dürfte kein Problem sein«, sagte der Erzkanzler. »Immerhin sind wir hier in der Unsichtbaren Universität.«

SECHZEHN
    Erde und Feuer
    Wir wissen nicht, ob die Erde ein typischer Planet ist. Wir wissen nicht, wie verbreitet ›Wasserplaneten‹ mit Ozeanen und Kontinenten und Atmosphären sind. In unserem Sonnensystem ist die Erde der einzige. Und wir sollten lieber vorsichtig mit Bezeichnungen wie ›erdähnlicher Planet‹ sein, denn ungefähr die halbe Zeit ihrer Existenz hindurch ist die Erde nicht der vertraute blaugrüne Planet gewesen, den wir auf Satellitenfotos sehen, mit seiner Sauerstoffatmosphäre, Wolken und dem ganzen anderen Zubehör. Um einen erdähnlichen Planeten im gegenwärtigen Sinn zu erhalten, muß man mit einem erdunähnlichen Planeten anfangen und ein paar Milliarden Jahre warten. Und was man bekommt, ist ziemlich verschieden von dem, wofür wir noch vor ein paar Jahrzehnten die Erde gehalten haben.
    Wir hielten sie für einen sehr beständigen Ort – wenn man in die Zeit zurückkehren könnte, als die Ozeane und Kontinente sich bildeten, hätten wir sie am selben Ort wie heute erwartet. Und wir hielten das Innere der Erde für ziemlich einfach.
    Wir irrten uns.
    Wir wissen eine Menge über die Oberfläche der Erde, aber wir wissen immer noch viel weniger über ihr Inneres. Wir können die Oberfläche untersuchen, indem wir hingehen, was für gewöhnlich recht einfach ist, wenn wir uns nicht gerade die Spitze des Mount Everest anschauen wollen. Wir können auch in die Tiefen des Ozeans vordringen, indem wir Fahrzeuge benutzen, die den verletzlichen Menschen vor dem gewaltigen Druck der Tiefsee schützen, und wir können Löcher in den Boden graben und auch dort hinab Menschen schicken. Weitere Informationen über die oberen paar Kilometer der Erdkruste können wir durch Bohrungen erhalten, aber das ist nur eben eine dünne Haut, vergleichsweise gesprochen. Was weiter unten liegt, müssen wir aus indirekten Beobachtungen ableiten, von denen die wichtigsten die von Erdbeben

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