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Die Gelehrten der Scheibenwelt

Die Gelehrten der Scheibenwelt

Titel: Die Gelehrten der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ebenso einfachen wie unmißverständlichen Gesten bedrohte. ]
    Die Zauberer hatten Ponder auf einer Werkbank im Lagerraum schlafen gelegt. Uralte magische Ausrüstungsgegenstände bildeten bis zur Decke emporreichende Stapel. Die meisten von ihnen waren zerbrochen, und überall hatten sich dicke Staubschichten gebildet.
    Ponder setzte sich auf und gähnte.
    »Wie spät ist es?«
    »Ugh.«
    »Meine Güte, so lange habe ich geschlafen?«
    Als sich die warmen Wolken des Schlafs auflösten, begriff Ponder, daß er das Projekt in den Händen der Senior-Fakultät zurückgelassen hatte. Der Bibliothekar nahm beeindruckt zur Kenntnis, wie lange die Tür hin und her schwang.
    Der größte Teil des Hauptlaboratoriums war leer, und Licht zeigte sich nur im Bereich des Projekts.
    Die Stimme des Dekans erklang. »Wie wär’s mit Harribert Wasfüreineüberraschung? Ist doch ein guter Name, oder?«
    »Sei still.«
    »Oder Kurt Nasowas.«
    »Sei still.«
    »Oder Hanswurst.«
    »Sei endlich still, Dekan. Es ist nicht komisch. Es war nie komisch.« Zweifellos die Stimme des Erzkanzlers.
    »Wie du meinst, Gertrude.«
    Ponder näherte sich dem glühenden Projekt.
    »Ah, Ponder«, sagte der Oberste Hirte und trat rasch vor ihn. »Jetzt siehst du schon viel besser …«
    »Ihr habt irgend etwas … angestellt, nicht wahr?« erwiderte Ponder und versuchte, am Obersten Hirten vorbeizublicken.
    »Bestimmt kann alles in Ordnung gebracht werden«, sagte der Dozent für neue Runen.
    »Und die Welt ist noch immer rund, im großen und ganzen«, meinte der Dekan. »Frag Charlie Pfuscher hier. Eins steht fest: Er heißt nicht Mustrum Ridcully.«
    »Ich warne dich, Dekan …«
    »Was habt ihr gemacht? «
    Ponder betrachtete seine Kugel. Sie war jetzt wärmer und auch weniger kugelförmig. Rote Wunden zeigten sich an der einen Seite, und die andere Hemisphäre bestand zum größten Teil aus einem riesigen, feurigen Krater. Die Welt drehte sich langsam und wackelte dabei.
    »Die meisten Bestandteile konnten wir retten«, sagte der Oberste Hirte und richtete einen hoffnungsvollen Blick auf Ponder.
    »Was habt ihr getan? «
    »Wir wollten dir nur helfen«, entgegnete der Dekan. »Gertrude hier schlug eine Sonne vor …«
    »Dekan?« fragte Ridcully.
    »Ja, Erzkanzler?«
    »Ich möchte nur darauf hinweisen, Dekan, daß der Scherz schon ganz zu Anfang nicht besonders lustig war. Es handelte sich um den armseligen Versuch, ein müdes Lachen aus einer Redewendung herauszuholen, Dekan. Nur Vierjährige ohne irgendeine Vorstellung von Humor reiten dauernd auf so etwas herum. Das wollte ich ganz offen aussprechen, Dekan, in aller Ruhe und im Geist der Versöhnung, um deiner selbst willen, in der Hoffnung, daß du dich erholst. Wir sind alle hier, um dir zu helfen, obwohl ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, zu welchem Zweck du hier bist.« Ridcully wandte sich dem entsetzten Ponder zu. »Wir schufen eine Sonne …«
    »… mehrere Sonnen …«, murmelte der Dekan.
    »… mehrere Sonnen, ja, und … Nun, diese Sache mit dem In-Kreisen-fallen ist ziemlich schwer, nicht wahr? Man kriegt kaum den Dreh raus.«
    »Du hast eine Sonne mit meiner Welt zusammenstoßen lassen?« fragte Ponder.
    »Mehrere«, erwiderte Ridcully.
    » Meine ist abgeprallt«, betonte der Dekan.
    »Und hinterließ dabei dieses peinlich große Loch«, ergänzte der Erzkanzler. »Und riß auch noch ein großes Stück aus der Kugel.«
    »Aber wenigstens haben einige Stücke meiner Sonne ziemlich lange gebrannt «, sagte der Dekan.
    »Aber – aber im Innern der Welt. Das zählt nicht.« Ridcully seufzte. »Deine Maschine hier, Stibbons, behauptet steif und fest, eine sechzig Meilen durchmessende Sonne könne nicht funktionieren. Und das ist lächerlich.«
    Aus tief in den Höhlen liegenden Augen starrte Ponder auf seine Welt, die wie eine gehbehinderte Ente taumelte.
    »Es gibt kein Narrativium«, sagte er leise. »Jenes Universum weiß nicht, wie groß eine Sonne sein sollte.«
    »Ugh«, sagte der Bibliothekar.
    »Meine Güte!« entfuhr es Ridcully. »Wer hat ihn hereingelassen?«
    Eigentlich war dem Bibliothekar der Aufenthalt im Forschungstrakt für hochenergetische Magie verboten, da er sich bei der Untersuchung von Dingen hauptsächlich auf seinen Geschmackssinn verließ. In der Bibliothek klappte das ausgezeichnet; dort diente der Geschmack als Basis für einen sehr komplexen und genauen Index. Weniger nützlich war er in einem Raum, der gelegentlich Stromschienen

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