Die Gelehrten der Scheibenwelt
ausgehenden Schockwellen sind, aus Laborexperimenten und der Theorie.
Die Oberfläche unseres Planeten scheint allgemein ziemlich ruhig zu sein – abgesehen vom Wetter und den manchmal schwerwiegenden Auswirkungen der Jahreszeiten –, doch es gibt eine Menge Vulkane und Erdbeben, die uns daran erinnern, daß es nicht allzuweit unter unseren Füßen weitaus weniger gastlich zugeht. Vulkane entstehen, wo das geschmolzene Gestein im Erdinnern an die Oberfläche aufsteigt, oft von dicken Gas- oder Aschewolken begleitet, und alles tritt unter hohem Druck aus. 1980 explodierte der Mount St. Helens im Staat Washington, USA, wie ein Schnellkochtopf, dessen Deckel festgebunden gewesen war, und etwa die Hälfte eines großen Berges verschwand einfach. Erdbeben ereignen sich, wenn die Gesteine der Erdkruste an tiefen Spalten aneinander entlanggleiten. Später werden wir sehen, was diese beiden Dinge antreibt, doch sie müssen in die richtige Perspektive gerückt werden: Ungeachtet gelegentlicher Katastrophen ist die Erdoberfläche seit etlichen Milliarden Jahren gastlich genug gewesen, damit sich Leben entwickeln und überleben konnte.
Die Erde ist annähernd kugelförmig, mit einem Durchmesser von 12 756 km am Äquator, aber nur 12 714 km von Pol zu Pol. Die leichte Auswölbung am Äquator ist die Folge der von der Erdumdrehung herrührenden Zentrifugalkräfte und setzte ursprünglich ein, als der Planet geschmolzen war. Die Erde ist der dichteste Planet im Sonnensystem, mit einer durchschnittlichen Dichte vom 5,5fachen des Wassers. Als die Erde aus der ursprünglichen Staubwolke kondensierte, trennten sich die chemischen Elemente und Verbindungen, aus denen sie bestand, in Schichten: Die dichteren Stoffe sanken zum Mittelpunkt der Erde hinab, und die leichteren schwammen oben, wie eine Schicht Öl auf dem dichteren Wasser schwimmt.
1952 skizzierte der amerikanische Geophysiker Francis Birch eine Beschreibung der allgemeinen Struktur unseres Planeten, die seither nur geringfügig verändert worden ist. Das Erdinnere ist heiß, doch der Druck dort ist ebenfalls sehr hoch; die extremsten Bedingungen treten im Mittelpunkt auf, wo die Temperatur ungefähr 6000 °C und der Druck das Dreimillionenfache des Atmosphärendrucks beträgt. Wärme neigt dazu, Gesteine und Metalle zum Schmelzen zu bringen, doch Druck neigt dazu, sie zu verfestigen; daher ist es die Kombination dieser beiden widerstreitenden Größen, die entscheidet, ob Stoffe flüssig oder fest sind. Das Zentrum der Erde ist ein ziemlich klumpiger kugelförmiger Kern, der größtenteils aus Eisen besteht, mit einem Radius von rund 3500 km. Die innersten Bereiche des Kerns bis zu einem Radius von 1000 km sind fest, doch eine dicke äußere Schicht ist geschmolzen. Die obersten Schichten der Erde bilden eine dünne Haut, die Kruste, die nur ein paar Kilometer dick ist. Zwischen Kruste und Kern liegt der Mantel, der fest ist und aus verschiedenen Silikatgesteinen besteht. Der Mantel ist ebenfalls in eine innere und eine äußere Schicht unterteilt, die Grenze liegt etwa beim Radius von 5800 km. Oberhalb dieser Übergangszone sind die häufigsten Gesteine Olivin, Pyroxin und Granat; darunter sind ihre Kristallstrukturen dichter gepackt und bilden solche Mineralien wie Perowskit. Die äußeren Teile des Mantels und die unteren Teile der Kruste, wo die beiden aufeinandertreffen, sind wiederum geschmolzen.
Die Kruste ist zwischen fünf und zwanzig Kilometer dick, und es geht eine Menge in ihr vor. Jene Teile der Kruste, die die kontinentalen Landmassen bilden, bestehen größtenteils aus Granit. Unter den Ozeanen überwiegt in der Krustenschicht Basalt, und diese Basaltschicht setzt sich unter dem kontinentalen Granit fort. Die Kontinente sind also breite, dünne Granitstücke, die auf einer Basalthaut sitzen. An der Erdoberfläche sind die Berge die auffälligsten Züge der Granitschicht. Die höchsten kommen uns gewaltig groß vor, doch sie reichen keine neun Kilometer über den Meeresspiegel, gerade eben ein Siebentel Prozent des Erdradius. Der tiefste Teil des Ozeans, der Marianengraben im Nordwestpazifik, reicht elf Kilometer unter die Wellen. Die Gesamtabweichung von einer Kugel (genauer, von einem Sphäroid – wegen der Polabplattung) beträgt etwa ein Drittel Prozent – etwa so unregelmäßig wie die flachen Einbuchtungen, die man an einem Basketball findet und die ihn griffiger machen. Abgesehen von dem bißchen Flachdrücken ist unser Heimatplanet
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