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Die Gelehrten der Scheibenwelt

Die Gelehrten der Scheibenwelt

Titel: Die Gelehrten der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Licht.«
    »Wie meinst du das?« fragte der Erzkanzler.
    »Nun, Herr, du weißt natürlich* [ * Eigentlich bedeuteten diese Worte: »Du hast natürlich keine Ahnung davon.« ], daß es gewöhnliches Licht gibt. Es bewegt sich mit ungefähr der gleichen Geschwindigkeit wie der Schall …«
    »Ja. Das wird einem sofort klar, wenn man die Schatten auf der Landschaft beobachtet.«
    »In der Tat, Herr … Und dann gibt es noch Meta-Licht, das sich eigentlich gar nicht bewegt, weil es schon überall da ist.«
    »Andernfalls könnten wir die Dunkelheit gar nicht sehen«, meinte der Oberste Hirte.
    »Genau. Aber im Projekt-Universum existiert nur die erste Art von Licht, und HEX glaubt, es bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von mehr als hunderttausend Meilen pro Sekunde.«
    »Welchen Sinn hat das?«
    »Äh … In diesem Universum kann nichts schneller sein.«
    »Das ist doch Unsinn, weil …«, begann Ridcully, aber Ponder hob die Hand. Er hatte Schwierigkeiten befürchtet.
    »Bitte, Erzkanzler. Das Licht gibt sich alle Mühe. Vertrau mir bei dieser Sache, ja? Bitte? Mir sind alle Gründe klar, warum so etwas unmöglich sein sollte. Aber da drinnen, im Projekt, scheint es zu funktionieren. HEX hat viele Seiten darüber geschrieben, falls es jemanden interessiert. Bitte, meine Herren? Es sollte alles ganz logisch sein, aber wenn man darüber nachdenkt, verknotet sich das Gehirn und versucht, aus den Ohren zu kriechen.«
    Er preßte die Hände aneinander und trachtete danach, klug auszusehen.
    »Irgend etwas im Projekt scheint tatsächlich bestrebt zu sein, das echte Universum nachzuäffen …«
    »Ugh.«
    »Bitte um Verzeihung«, sagte Ponder. »Nur eine Redewendung.«
    Der Bibliothekar nickte ihm zu und watschelte durch den Raum. Die Zauberer beobachteten ihn wachsam.
    »Glaubst du wirklich, dieses Ding …« Der Dekan deutete aufs Projekt. »… mit seinem Wasser, das einen Mond verabscheut, und Welten, die Sonnen umkreisen …«
    Der Oberste Hirte hatte HEX’ Beschreibungen der komplexeren physikalischen Aspekte des Projekts gelesen und unterbrach den Dekan. »Soweit ich das sehe … Wenn man mit einer Kutsche fährt, die so schnell ist wie das Licht, und wen man dann einen Ball nach vorn wirft …« Er nahm die nächste Seite, las einige Sekunden lang, runzelte die Stirn und drehte das Blatt kurz um, vielleicht in der Hoffnung, auf der Rückseite Erleuchtung zu finden. »Dann wäre der eigene Zwillingsbruder fünfzig Jahre älter, wenn man heimkehrt … glaube ich.«
    »Das Alter von Zwillingen ist gleich«, sagte der Dekan kühl. »Deshalb sind sie ja Zwillinge.«
    »Nehmen wir die Welt, an der wir arbeiten, Herr«, warf Ponder ein. »Wir könnten sie uns als zwei zusammengebundene Schildkrötenpanzer vorstellen. Es gibt kein Oben und Unten, aber wenn man an zwei Welten denkt, die jemand zusammengebracht hat, mit einer Sonne und einem Mond anstatt von jeweils zwei … Dann erkennt man Ähnlichkeiten.«
    Er erstarrte im Blick der Zauberer.
    »Zumindest in gewisser Weise«, murmelte er.
    Unbeachtet von den anderen griff der Quästor nach dem Ausschrieb über die Physik des Rundwelt-Universums. Nachdem er sich aus dem Titelblatt einen Papierhut gefaltet hatte, begann er zu lesen …

ZWEIUNDZWANZIG
    Was es nicht gibt
    Licht hat eine Geschwindigkeit – wieso dann nicht auch Dunkelheit?
    Das ist eine vernünftige Frage. Schauen wir, wo sie hinführt.
    In den sechziger Jahren bot ein Unternehmen für biologische Apparaturen ein Gerät für Wissenschaftler an, die Mikroskope benutzen. Um etwas unterm Mikroskop zu sehen, ist es oft günstig, eine sehr dünne Scheibe von dem abzuschneiden, was man beobachten will. Man legt die Scheibe auf eine dünne Glasscheibe, den Objektträger, schiebt sie unter die Linse des Mikroskops und schaut am anderen Ende durch. Wie macht man die Scheibe? Nicht wie eine Scheibe Brot. Was man schneiden will – nehmen wir als Beispiel ein Stück Leber –, ist zu nachgiebig, als daß man es selbst schneiden könnte.
    Im Grunde gilt das auch für viele Sorten von Brot.
    Man muß die Leber starr festhalten, während man sie schneidet, also schließt man sie in einen Wachsblock ein. Dann benutzt man ein Gerät, das Mikrotom genannt wird, etwas wie eine Art Miniatur-Wurstschneidemaschine, um nacheinander sehr dünne Scheiben abzuschneiden. Man läßt sie auf die Oberfläche von warmem Wasser fallen, läßt einige am gläsernen Objektträger festkleben, löst das Wachs an und bereitet

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